Olivenöl aus Palästina, für Palästina

Die «Kampagne Olivenöl aus Palästina» unterstützt Kleinbauern in der besetzten Westbank beim täglichen, stetig schwieriger werdenden Kampf ums Überleben unter israelischer Besatzung.

«Dieses nicht verdunkelte Haus ist wie vielleicht kein anderes in der Schweiz dem Kampfe gegen den Krieg gewidmet», schrieb Leonhard Ragaz im Jahr 1937. Gemeint war das efeubehangene Gebäude an der Gartenhofstrasse 7, das der Pfarrer und Theologieprofessor während einer Verdunkelungsübung in Zürich hell erleuchtet liess, um gegen den Fatalismus und die Verharmlosung des Kriegs zu protestieren. Vom «Gartenhof» setzte sich Ragaz bis zu seinem Tod 1945 gegen Militarismus, für die Arbeiter:innen und für den Frieden ein. Auch 86 Jahre später bleibt der Gartenhof dem Kampf gegen Krieg verpflichtet: Heute sind hier die Räumlichkeiten des Schweizerischen Friedensrates, eine Beratungsstelle für Dienstverweigerer und die Kampagne «Olivenöl aus Palästina» untergebracht. 

Der Verein, 2001 nach der zweiten Intifada gegründet, importiert – wie der Name nahelegt – Olivenöl aus Palästina. «Fairtrade und Bio-Qualität», betont Co-Geschäftsleiter Rolf Zopfi. Lieferant ist das Palestinian Agricultural Relief Committee (Parc), ein Zusammenschluss von rund zwanzig Bauerngenossenschaften aus der Westbank, der das Olivenöl den Bauernkooperativen und –familien im Frühling zu einem fairen Preis abkauft und es dann per Mittelmeer und Rheinschiff in die Schweiz bringt. Dort angekommen wird es in einer geschützten Werkstatt in Flaschen abgefüllt und in Freiwilligenarbeit an Marktständen, in Läden oder Kirchgemeinden verkauft. Rund 7000 Flaschen Olivenöl wurden im vergangenen Jahr so an den Mann und die Frau gebracht. 

Solaranlagen und Kindergärten

Der Reinerlös der Verkaufsaktionen fliesst zurück nach Palästina, zu den Kleinbauern in der Westbank und zum Rest der Bevölkerung. «Wir unterstützen zum Beispiel ein Projekt für die Ausbildung von Gemeindekrankenschwestern», erzählt Zopfi. Das verbessere nicht nur die Gesundheitsversorgung, sondern auch die Situation der Frauen, die durch diese Ausbildung an Unabhängigkeit gewinnen. Auch für den Bau von Solaranlagen in Süd-Hebron und Kindergärten in palästinensischen Flüchtlingslagern im Libanon sammelt die Kampagne Geld, oder um vor dem Ramadan Lebensmittel an besonders arme Familien im Gaza-Streifen zu verteilen. «Ziel der Projekte ist letzlich, den Palästinenser:innen zu ermöglichen, dass sie in ihrer Heimat weiterleben können. Damit sind es auch Projekte, die gegen die langfristige Strategie Israels laufen, das Land zu besetzen und die Bewohner:innen zu vertreiben.»

Schikanen und Einschüchterungsversuche

Bei seinem letzten Besuch in Palästina (P.S. war dabei, siehe Ausgabe vom 30. Juni 2023) habe er diese Strategie stärker gespürt als in den Jahren vor der Ende 2022 vereidigten Koalitionsregierung, erzählt Zopfi. «Für die Bevölkerung der Westbank wird die Situation stetig schwieriger. Schon früher hat die israelische Besetzung das Leben der Palästinenser:innen in allen Belangen mitbestimmt, nun ist aber auch die Sicherheitslage schlechter geworden und die Gewaltbereitschaft von Siedler:innen und Militär gestiegen.» Neben diesen «Schikanen» und Einschüchterungsversuchen komme für die Bauern erschwerend dazu, dass Israel einen grossen Teil des Grundwassers buchstäblich abgrabe und damit die Bewässerung der Olivenkulturen behindere. 

Der Olivenzweig ist nicht nur symbolisch für die palästinensische Identität, sondern auch ein religionsübergreifendes Symbol des Friedens, der Hoffnung und der Versöhnung. Die «Kampagne Olivenöl aus Palästina» will dazu beitragen, dass dieser Zweig nicht verdorrt, sondern ein Zeichen der Hoffnung für die Bewohner:innen des Westjordanlands bleibt.

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