«Nicht verschafen»

Am Montag bot sich ein ungewöhnliches Bild auf dem Helvetiaplatz: Eine Herde von Schafen demonstrierte gegen die Durchsetzungsinitiative. Dazu traten KünstlerInnen, unter anderem der Rapper Greis, auf.

 

Tobias Urech

 

Bei frühlingshaftem Sonnenschein kamen sich im Kreis 4 am vergangenen Montag Schafe und sechs KünstlerInnen näher. Verschiedene parteilose Studierende organisierten auf dem Helvetiaplatz eine Kundgebung mit echten Schafen. Die Schafherde zeigte sich zwar zu Beginn noch etwas scheu, konnte allerdings von der Hirtin aus ihrem Wagen gelockt werden. Um das Wohl der Tiere müsse man sich keine Sorgen machen, schrieben die VeranstalterInnen – die Herde diene als Trainingsherde für Hirtenhunde und sei sich fremde Umgebungen gewohnt.

Mit der Kundgebung wollten die engagierten StudentInnen gegen die drohende Annahme der Durchsetzungsinitiative demonstrieren. Zwischen zwölf und vierzehn Uhr sprachen und sangen verschiedene KünstlerInnen zu den Schafen, die quasi die stimmberechtigte Bevölkerung darstellten und als Persiflage auf die Plakate der SVP zu verstehen waren. Während die einen RednerInnen die Schafherde lobten, da sie auch ein paar schwarze Schafe in ihrer Gruppe integrierten und mit ihren unterschiedlichen Farbschattierungen schon fast einen Hauch Multikulti verströmten, liessen andere ihrem Ärger freien Lauf und fanden, die Herde solle nicht blind den Rechtspopulisten des Landes nachlaufen. An der Kundgebung ging es vor allem auch darum, die letzten NichtwählerInnen zu mobilisieren und sie dazu zu bewegen, vor Dienstag noch ihre Abstimmungscouverts abzuschicken. So scherte dann auch während einer Rede eine junge Frau aus der Publikumsmenge aus und stürmte mit ihren Stimmzetteln den Briefkasten am Helvetiaplatz, womit sie quasi die Antithese zur dicht aneinandergedrängten Schafherde darstellte. Auf großen Transparenten neben dem Schafgehege standen denn auch solche Parolen wie «Das Schweigen der Schafe?» oder «28.2. – Nicht verschafen», um letzte NichtwählerInnen zum Urnengang aufzufordern.Zu den RednerInnen zählten vor allem Menschen aus Kunst und Kultur, wie zum Beispiel die Regisseurin Laura Huonker oder der Schauspieler Stephan Stock. Neben den Redebeiträgen spielten zwischendurch auch MusikerInnen. So startete der Rapper Greis mit einigen Liedbeiträgen in die Veranstaltung und bewegte die Anwesenden mit seinen sozialkritischen Texten. Ein Beitrag zum Abstimmungskampf gegen die Durchsetzungsinitiative können also auch friedliche Schafe liefern, statt dass es nur so von Hakenkreuzen durch die Medien blökt.

 

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