(Bild: Bernhard Fuchs)

Münchhausen

Ein deutsch-schweizerisches Paar nützt den Bühnenauftritt zur Eigentherapie.

Wer wen wieso liebt, ist von aussen mitunter schwierig einschätzbar. Dass, bleibt eine Behauptung, der indes Glauben geschenkt gehört. Zumindest wenn sich beide dazu bekennen. Rhaban Straumann und Elisabeth Hart spielen in «Wollen Sie wippen» exakt auf der Grenze jedweder Glaubhaftigkeit. In ihren Rollen behaupten sie, privat ein Paar zu sein, das im Lesestück die Annäherung eines potenziellen Paares verkörpert, dem wiederum die vermutlich exakt gleichen neuralgischen Problemfelder zur erfolgreichen Überwindung begegnen, an denen auch sie als Privatpaar zu kauen haben. Wie Münchhausen, der sich am eigenen Schopf aus dem Dreck ziehen kann, entwickeln die beiden eine Art von künstlicher Aussensicht auf sich selbst, aus der sie etwaige Lösungsansätze entwickeln können wollen würden. Im Spiel würden sie eine Erfahrung machen, die wiederum ins Private zurückgespiegelt, ihre eigenen Knörze zu überwinden hülfe. Jetzt ist ihr Hauptproblem, neben der eigenen Gegengeschlechtlichkeit und beiderseitigen Behaftung in den jeweils sogenannten Klischees auch noch ein Mentalitätsunterschied, der nur scheinbar durch eine annähernd gemeinsame Sprachverwendung überbrückt werden kann, ohne ebenfalls in die Falle der Klischiertheit zu tappen. Handgelenk mal Pi und Pi mal Daumen sind Masseinheiten, die bei Licht betrachtet nicht gleichermassen ungefähr ungenau sind, worüber sich zwei bei ausreichend gutem Willen und einer ausgeprägten Disputfreudigkeit gut und gerne minutenlang streiten können. Dass sie damit Fremdlacher generieren ist garantiert, ob aber der tieferliegende Plan, die offenbar verunmöglichte Kommunikation auf Augenhöhe im Privaten via das Scheitern in Rollen als Kunstfiguren erfolgreich überwunden werden kann, ist wiederum eine Frage, die sich dem Einfluss eines Publikums entzieht, deren Behauptung wiederum einfach Glauben geschenkt gehört. Wär ja gelacht, wenn sie selbst nicht wüssten, was sie tun.

«Wollen Sie wippen», 20.10., Theater Ticino, Wädenswil.