Mit Grün über die Gleise
«Landschaftsbrücke» heisst das Siegerprojekt: Es steht für eine neue Fuss- und Velobrücke über die Gleise, die dereinst die Kreise 4 und 5 verbinden soll.
An seiner letzten Medienkonferenz als Zürcher Stadtrat stellte Tiefbauvorsteher Richard Wolff am Montag gemeinsam mit Simone Rangosch, der Direktorin des Tiefbauamts, die «Landschaftsbrücke» vor. So lautet der Name jenes Projekts, das als Sieger aus einem Studienauftrag hervorgegangen ist. Über die neue Brücke sollen künftig Fussgängerinnen und Velofahrer vom Kreis 4 in den Kreis 5 gelangen und umgekehrt. Dass es nebst der Duttweiler- und Hardbrücke, der Langstrassenunterführung, dem Negrellisteg und bald auch dem geplanten Velotunnel unter dem Hauptbahnhof noch eine weitere Verbindung geben wird, ist im kommunalen Verkehrsplan vorgesehen. In der jüngeren Vergangenheit, von 2016 bis 2018, hatte das Tiefbauamt zusammen mit den SBB eine Machbarkeitsstudie erarbeitet, und 2021 wurde der nun entschiedene Studienauftrag durchgeführt. Die grundsätzliche Absicht, eine Fuss- und Velobrücke zwischen der Hohlstrasse und der Geroldstrasse zu bauen, reicht allerdings noch einige Jährchen weiter in die Vergangenheit zurück, doch davon später.
Veloweg mit Aussicht
Die Brückenkonstruktion aus Stahl wird vom kantonalen Polizei- und Justizzentrum (PJZ) bei der Remisenstrasse bis zur Viadukt-/Geroldstrasse führen, wo es einen Anschluss ans Lettenviadukt gibt. Auf dem Weg dorthin muss sich die Brücke im Kreis 4 erst unter der bestehenden Kohlendreieckbrücke durchschlängeln, dann über die Gleise spannen und schliesslich entlang des Wipkingerviadukts in den Kreis 5 einmünden. Nebst ihrer Funktion als Verbindungsweg für Fussgängerinnen und Velofahrer ist sie somit auch als Aussichtspunkt prädestiniert. Zum Verweilen sei sie allerdings nicht gedacht, und es seien auch keine Bänkli geplant, betonte Richard Wolff. Dafür wartet die 530 Meter lange Brücke, die an den Enden 6,5 und in der Mitte 8 Meter breit ist, im Bereich des Mittelteils mit einem Grünstreifen auf, der den Teil für die FussgängerInnen von jenem für die VelofahrerInnen trennt. Dadurch kommen sich Füsse und Räder nicht in die Quere, die freie Sicht bleibt erhalten, und gleichzeitig wird der Grünstreifen in heissen Sommern kühlen, wie Simone Rangosch ausführte.
Was lange währt …?
Die Brücke wird rund 75 Millionen Franken kosten, und der Baubeginn erfolgt frühestens 2028. Läuft alles nach Plan, ist sie in rund neun Jahren fertig. Allerdings ist eine Brücke an dieser Stelle schon viel, viel länger im Gespräch, genauer: mindestens 33 Jahre. Ein Beispiel: Mit ihrer Motion vom 1. Oktober 1997 forderten die damaligen Gemeinderäte Markus Bischoff und Niklaus Scherr (beide AL) einen Fuss- und Veloweg via Lettenviadukt, Heinrichstrasse und Josefwiese zum Kohlendreieck. Zur Begründung schrieben sie unter anderem: «Seit 1989 ist der sogenannte Lettenviadukt (…) stillgelegt. Im März 1989 haben die Stimmenden der Stadt Zürich mit grossem Mehr einem gemeinderätlichen Gegenvorschlag (…) zugestimmt, wonach (…) der Lettenviadukt ‹mittelfristig in eine Fussgänger- und Velobrücke umgewandelt› werden soll. Seither sind über acht Jahre vergangen (…).»
In der stadträtlichen Antwort auf eine weitere Motion von ehemaligen Gemeinderäten, die eine durchgehende Veloverbindung vom Hardplatz zum Bucheggplatz gefordert hatten, hiess es 2011 – sechs Jahre nach deren Einreichung –, das Vorhaben sei nicht umsetzbar. Aber immerhin gabs vom Stadtrat ein kleines Trostpflästerchen dazu: «Als alternative und attraktive Velo- und Fussverbindung zwischen Aussersihl und Wipkingen, abseits der stark belasteten Hardbrücke, ist im Richtplan eine neue Brücke zwischen dem heutigen Güterbahnhof SBB und dem Lettenviadukt mit Anschluss an den bestehenden Rad-/Fussweg vorgesehen. Die Machbarkeitsstudie ist abgeschlossen. Das weitere Vorgehen ist wegen der ungelösten Situation um das Polizei- und Justizzentrum noch offen.»
In diesem Sinne: Die neue Brücke ist erst in neun Jahren fertig? Wenns nur das ist!
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