Mit Feuerwerk, ohne Flugshows
Der Zürcher Gemeinderat hat die Beiträge ab 2023 für die Durchführung des Züri-Fäschts bewilligt – unter der Voraussetzung, dass keine Flugshows mehr stattfinden.
Bereits vor den Sommerferien war das Züri-Fäscht Thema im Zürcher Gemeinderat (siehe P.S. vom 15. Juli): Damals wurde das Geschäft jedoch auf Antrag der FDP-Fraktion von der Trakandenliste abgesetzt. An der Gemeinderatssitzung vom Mittwochabend stand es nun erneut zur Debatte: Der Stadtrat beantrage dem Gemeinderat ab dem Jahr 2023 die unbefristete Bewilligung eines wiederkehrenden Beitrags von jährlich 1,25 Mio. Franken, führte Kommissionspräsidentin Yasmine Bourgeois (FDP) in ihrer Präsentation der Vorlage aus. Das entspricht 3,75 Mio. Franken pro Fest, da dieses in der Regel alle drei Jahre stattfindet. Das Fest hätte eigentlich diesen Sommer über die Bühne gehen sollen, wurde aber wegen der Unsicherheiten infolge der Coronapandemie auf nächstes Jahr verschoben, womit ab 2023 ein neuer Drei-Jahres-Zyklus beginnt. Das
Züri-Fäscht generiere eine «direkte Wertschöpfung von 370 Mio. Franken im Wirtschaftsraum Zürich», betonte sie.
Im städtischen Betrag enthalten sind ein Betriebsbeitrag, der Erlass der Kostenmiete, ein Gebührenerlass und die «Erbringung wesentlicher Eigenleistungen» für den Verein Zürcher Volksfeste, dessen Hauptzweck die Durchführung des Züri-Fäschts ist. Wegen höherer Anforderungen bezüglich Nachhaltigkeit erhöhe sich der Betrag für letztgenannte Leistungen um 350 000 Franken pro Jahr, fuhr Yasmine Bourgeois fort. Unter «Eigenleistungen» fallen beispielsweise der Einsatz von Entsorgung und Recycling Zürich zur Abfallentsorgung oder die Massnahmen, die Grün Stadt Zürich ergreift, um Rasen und Bäume vor Schäden zu schützen. Flugshows und Feuerwerk seien «wichtige Pfeiler im Sicherheitskonzept», führte sie weiter aus. Zudem würde synthetischer Treibstoff eingesetzt. Nachhaltig sei man aber auch sonst unterwegs, betonte sie: So solle die Abfallmenge halbiert werden, neu werde ein Depot für PET und Alu erhoben, den BetreiberInnen von Marktständen und Festwirtschaften werde ökologisches Einweggeschirr empfohlen, und man mache ihnen auch beliebt, zusätzlich vegetarische und vegane Speisen in ihr Angebot aufzunehmen.
Die Grünen vermochte Yasmine Bourgeois damit nicht zu überzeugen: Balz Bürgisser stellte deren Antrag vor, dass dem Züri-Fäscht Betriebsbeitrag, Miet- und Gebührenerlass sowie Eigenleistungen nur «unter der Auflage, dass keine Shows mit Flugzeugen stattfinden», zu gewähren seien. «Flugshows verherrlichen das Fliegen!», rief er in den Saal und erinnerte an den hohen Ausstoss von Treibhausgasen, die es verursache. Wenn die Stadt ihre Klimaziele erreichen wolle, müsse auch der Flugverkehr einen Beitrag leisten. Zudem trügen die Kondensstreifen, die Flugzeuge hinterlassen, nicht unwesentlich zur globalen Erwärmung bei. Dass man mit synthetischem Kerosin klimaneutral fliegen könne, sei schlicht «eine Lüge», und Flugshows gefährdeten obendrein die Sicherheit des Publikums.
Krach und Feinstaub
Weil zusammen mit der städtischen Vorlage auch drei Begleitpostulate behandelt wurden, musste Balz Bürgisser an diesem Abend viel reden: Als Nächstes begründete er das Postulat von ihm und seinem Fraktionskollegen Markus Knauss, mit dem sie den Stadtrat auffordern, zu prüfen, «wie fürs Züri-Fäscht innovative Konzepte und Prozesse erarbeitet und realisiert werden können, damit es mit den Klimazielen der Stadt Zürich verträglich wird». Damit man sich den CO2-Ausstoss von 12 500 Tonnen, den das Züri-Fäscht 2019 verursacht habe, vorstellen könne, stellte Balz Bürgisser einen Vergleich an: Diese Menge entspreche einem Würfel mit 64 m2 Grundfläche – und einer Höhe von 100 000 Metern … Yasmine Bourgeois entgegnete ihm, die Mobilität sei am Züri-Fäscht jeweils geringer als an einem gewöhnlichen Wochenende, «wenn die Leute in die Berge fahren oder nach Berlin fliegen».
Mit dem zweiten Postulat verlangten Balz Bürgisser und Liv Mahrer (SP) vom Stadtrat, zu prüfen, «wie am Züri-Fäscht sobald wie möglich eine Pflicht zu Mehrweggeschirr oder zu Einweggeschirr mit geringer Umweltbelastung umgesetzt werden kann». Balz Bürgisser erklärte, was die Verwendung von Mehrweggeschirr in Schweizer Städten betreffe, sei Basel auf dem ersten Rang und Zürich auf dem letzten. In Basel gebe es ein Mehrwegsystem, das sich bewährt habe. Damit werde die Abfallmenge verringert und viel CO2 eingespart. Den Ablehnungsantrag der SVP begründete Stefan Urech unter anderem damit, dass die Organisatoren des
Züri-Fäschts und die Stadt bereits ein Nachhaltigkeitskonzept präsentiert hätten und alles dransetzten, das Fest «so nachhaltig wie möglich» durchzuführen. Zudem gelte die Pflicht zu Mehrweggeschirr in Basel ausgerechnet für Grossveranstaltungen wie etwa die Fasnacht nicht.
Mit dem dritten Postulat schliesslich verlangten die Fraktionen von SP und Grünen vom Stadtrat, zu prüfen, «wie am Züri-Fäscht die Feuerwerke baldmöglichst durch innovative und umweltfreundliche Alternativen ersetzt werden können». Balz Bürgisser zählte zur Begründung erst mal eine Menge giftiger Stoffe auf, die beim Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt werden – man wähnte sich glatt in den Chemieunterricht zurückversetzt. Sehr hoch sei auch die Belastung durch gefährlichen Feinstaub, fuhr er fort. Und schliesslich stelle das Abbrennen von Feuerwerk auch eine starke Lärmbelästigung dar: Der Krach, den es verursache, erschrecke Tiere und Menschen gleichermassen.
Auch dieses Postulat lehne seine Fraktion ab, entgegnete Stefan Urech: «Die Feuerwerke sind das Markenzeichen des
Züri-Fäschts, die beliebteste Attraktion, und sie stossen lediglich 0,2 Prozent der Gesamtemissionen aus.» Würden die Feuerwerke gestrichen, dann beerdige man das
Züri-Fäscht, «wie wir es kennen», zeigte er sich überzeugt – «und das ohne Not und ohne dem Klima etwas Gutes zu tun». Christine Huber (GLP) gab bekannt, ihre Fraktion sei gegen das Flugverbot, weil das Fest dadurch «massiv an Attraktivität verlieren würde». Die Begleitpostulate unterstützten die Grünliberalen jedoch. Roger Föhn (EVP) erklärte, die Mitte-/EVP-Fraktion sei ebenfalls gegen die Abschaffung der Flugshows, sie unterstütze das Postulat zu den Klimazielen und lehne die beiden anderen ab. Nach ausgiebiger Debatte hiess der Rat den Antrag der Grünen zum Verbot von Flugshows mit 59:55 Stimmen (von FDP, SVP, GLP und Mitte/EVP) gut. Die derart geänderte Vorlage zur Finanzierung kam mit 113:1 Stimmen durch. Das Postulat zu den Klimazielen hiess der Rat mit 81:33 Stimmen (von FDP und SVP) durch, jenes zum Mehrweggeschirr mit 72:42 Stimmen (von FDP, SVP und Mitte/EVP) und jenes zu den Feuerwerken mit 71:42 Stimmen.
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