Misstöne provoziert

Langnau will auf dem Buckel von Kindern sparen: 10 Schüler, die sich für den Musikunterricht angemeldet hatten, wurden kurzerhand auf nächstes Jahr vertröstet. Gegen die Zulassungsbeschränkung kämpfen SP, AL, GP, GLP und Arbeitnehmervereinigung jetzt mit einer Petition.

 

Arthur Schäppi

 

Die Massnahme sorgt für Kopfschütteln in der Bevölkerung und für Empörung im links-grünen Politspektrum: Auf Geheiss der Schulpflege Langnau sah sich die Musikschule Adliswil-Langnau gezwungen, eine «Zulassungsbeschränkung» für neue Musikschulabsolventen aus Langnau zu erlassen und eine «Warteliste  einzurichten». Davon betroffen sind 10 von total 27 Kindern aus Langnau, die von ihren Eltern für das Schuljahr 2015/2016 neu angemeldet worden waren.

In einem von der Musikschule Adliswil-Langnau (und der für diese zuständigen Schule Adliswil) unterzeichneten Brief wurde den Eltern kurzfristig mitgeteilt, dass eine Aufnahme ihres Kindes «leider erst auf Beginn des zweiten Semesters», also auf den 1. Februar 2016 «in Betracht gezogen werden kann». Begründet wurde das Verdikt mit der «angespannten finanziellen Situation» von Langnau sowie mit vom dortigen Gemeinderat angeordneten und von der Schule Langnau umgesetzten Sparmassnahmen zur Senkung des Gemeindebeitrags.

Heftige Reaktionen, namentlich aus dem linksgrünen Lager, liessen nicht lange auf sich warten. «Der Spareffekt wäre gering, die Folgen aber sind unheilvoll», warnt etwa SP-Präsident Nikolai Schaffner: «Es kann doch nicht sein, dass motivierte Kinder und Jugendliche, die in ihrer Freizeit etwas Sinnvolles lernen wollen, einfach vor die Türe gestellt werden», kritisiert er.

 

Unterschriftenaktion lanciert

Nun sammeln SP, GLP, AL und die Arbeitnehmervereinigung sowie die GP Adliswil-Langnau mit Standaktionen und über www.change.org/p/kein-abbau-bei-der-langnauer-musikschule Unterschriften. Sie sollen einer am Dienstag schon mal eingereichten Petition zum nötigen Schub verhelfen. Der Gemeinderat wird darin aufgefordert, «Massnahmen zu ergreifen, damit für das Schuljahr 2015/16 der Zugang zum Musikunterricht für alle Langnauer Kinder gewährt bleibt». Über 130 Personen haben bereits unterschrieben. Am Samstag soll eine weitere Standaktion auf dem Dorfplatz folgen. «Der Gemeinderat hat von der Petition Kenntnis genommen und diese an die Schulpflege, als zuständigem Organ, zur Stellungnahme weitergeleitet», sagt Gemeindeschreiber Adrian Hauser.

 

Kinder als Sparopfer

Etwas früher bereits hatten sich die Präsidenten von SP, GLP, AL und der Arbeitnehmervereinigung sowie die Präsidentin der GP Adliswil-Langnau in einem Offenen Brief an die Langnauer Schulpräsidentin Dora Murer (parteilos) gewandt. Darin wehren sie sich ebenfalls gegen das «kurzsichtige Sparen mit dem Holzhammer» und den Leistungsabbau und fordern die unverzügliche Annullierung des Entscheides. Es wäre «fatal, wenn nun Kinder die Folgen früherer finanzpolitischer Fehlentscheide ausbaden müssten», warnen die Verfasser und verweisen auf das letztjährige Haushaltsdefizit von Langnau in Höhe von 2,85 Millionen Franken.

Ob die Schule doch noch einlenkt, bleibt vorderhand offen. «Die Sparmassnahme wurde von der Schulpflege beschlossen, um ein neuerliches Überschreiten des Musikschulbudgets zu verhindern», argumentiert Schulpräsidentin Dora Murer gegenüber P.S. Die Petition ist nun für die nächste Schulpflegesitzung vom Montag traktandiert. «Ob dann allerdings bereits Entscheide fallen, kann ich nicht sagen», meint Murer. Bei effektiven Kosten von 476 500 Franken wurde das Langnauer Musikschulbudget 2014 um 63 500 Franken überschritten. 2013 waren es 53 000 Franken Mehrkosten.

 

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