Konzentration aufs Kernspital

Das Triemli- und das Waidspital sollen künftig unter dem Dach einer öffentlich-rechtlichen Anstalt im Eigentum der Stadt Zürich betrieben werden, wie am Mittwoch an einer Medienkonferenz zu erfahren war.

 

 

Der Zürcher Stadtrat trifft sich zweimal pro Jahr zu einer Klausur. Diesen Herbst widmete er sich den beiden Stadtspitälern Triemli und Waid, wobei vor allem ersteres im Fokus stand. Am Mittwoch wurde dann kurzfristig zu einer Medienkonferenz mit Claudia Nielsen, Vorsteherin des Gesundheits- und Umweltdepartements, Stadtpräsidentin Corine Mauch, Hochbauvorsteher André Odermatt und den Direktoren des Triemli, André Zemp, sowie des Waidspitals, Lukas Furler, eingeladen. Der Grund dafür ist rasch erklärt: Im Frühling hatte Claudia Nielsen ihre Spitälerstrategie vorgestellt (vgl. P.S. vom 17. März) und diese sodann der zuständigen Kommission des Gemeinderats vorgelegt. Dies in der Absicht, dass erst die Grundsätze bereinigt und danach Entscheidungen gefällt werden sollten. Doch die Kommission entschied einstimmig, dem Gemeinderat die Rückweisung der Vorlage zu beantragen. Nun hat der Stadtrat die Vorlage zurückgezogen – und am Mittwoch über die nächsten Schritte informiert.

 

Neuer Bericht in einem Jahr

Die Stadtpräsidentin teilte zum Auftakt mit, dass der Stadtrat an den Eckwerten festhält und dem Gemeinderat bis in einem Jahr einen neuen Bericht samt Anträgen vorlegen wird. Weiter wird ein Ausschuss gebildet, dem neben Claudia Nielsen auch die Stadtpräsidentin selbst sowie die Stadträte Filippo Leutenegger, Raphael Golta und Andres Türler angehören. Diesen Schritt begründete Corine Mauch unter anderem damit, dass man «das Tempo erhöhen» müsse, um diesen «ambitionierten Zeitplan» einhalten zu können, und dafür auch «mehr Ressourcen» brauche.

 

Öffentlich-rechtliche Anstalt

Claudia Nielsen informierte über bereits getroffene und geplante Sofortmassnahmen: Im Triemli steht eine «Verdichtung auf das Kernspital» im Vordergrund. Jene Gebäude, die nicht zum Kernspital aus Bettenhaus, Behandlungstrakt und Turm gehören, sollen nicht mehr durch das Spital betrieben werden. Das spart Investitions- und Anlagekosten und steigert den Umsatz pro Fläche. Die bereits begonnene Zusammenarbeit zwischen Waidspital und Triemli wird weiterentwickelt, und es werden «Synergien genutzt, soweit das im Rahmen einer Dienstabteilung möglich ist». Claudia Nielsen betonte aber auch, dass die Stadtspitäler im Eigentum der Stadt bleiben sollen. Nachdem jedoch die Umwandlung des Kantonsspitals und der integrierten Psychiatrie Winterthur in eine AG an der Urne scheiterten, steht für die Rechtsform eine öffentlich-rechtliche Anstalt im Vordergrund. Diese Rechtsform plane der Kanton nun auch für die erwähnten Spitäler in Winterthur, was im Kantonsrat Anklang finde. Diese Anstalten würden mit Eigenkapital ausgestattet und übernähmen die Immobilien im Baurecht. Das schwebt Claudia Nielsen auch für die Stadtspitäler vor, wobei die Höhe des Eigenkapitals noch offen ist.

 

Zusammenrücken ist angesagt

Der seit knapp zwei Monaten amtierende neue Direktor des Triemlispitals, André Zemp, wählte einen vielsagenden Titel für sein Referat: «Die Zukunft haben wir selbst in der Hand.» Er verwies zwar darauf, dass sich die Rahmenbedingungen «drastisch schnell» verändert hätten und sich die Ertragsseite nicht wie gewünscht entwickelt habe. Namentlich die jüngste Revision des Tarmed-Tarifs koste das Triemli ab 2018 zehn Millionen Franken pro Jahr, und die Tarife seien weiter unter Druck.

 

Doch im neuen Bettenhaus «können wir zusammenrücken, nicht zuletzt, weil heute die Aufenthaltsdauer tiefer ist als früher». Er sprach auch noch über die Frauenklinik, die zwar die zweitgrösste im Kanton ist, aber als Kleinspital «nicht wirtschaftlich», weshalb sie ins Kernspital integriert wird. Die Vorlage für die Verlegung von Teilen der Frauenklinik und der Augenklinik in den Turm hat der Stadtrat folgerichtig zurückgezogen. Auch die vom Stadtrat bereits bewilligten gebundenen Ausgaben für die Instandhaltung des Turms 2 sind nicht mehr aktuell; der Beschluss ist aufgehoben und wird nun durch einen angpassten Beschluss ersetzt, der sich auf die nötigsten Arbeiten wie Brandschutz und Sicherung der Fassade konzentrieren wird.

 

Die Sachkosten werden reduziert, und was das Personal betrifft, sollen «Stellen dorthin freigespielt werden, wo wir Wachstum haben», sprich wo die Wartelisten lang sind: «Das Personal ist täglich mit sehr hohem Engagement an der Arbeit und hat gute Rahmenbedingungen verdient», betonte Zemp. Corine Mauch versicherte abschliessend nochmals, der Stadtrat mache sich nun «mit hohem Tempo an die Arbeit».

Dieser Artikel, die Honorare und Löhne unserer MitarbeiterInnen, unsere IT-Infrastruktur, Recherchen und andere Investitionen kosten viel Geld. Unterstützen Sie die Arbeit des P.S mit einem Abo oder einer Spende – bequem via Twint oder Kreditkarte.