Kommunistenhetze

Worauf die Brüder Coen in ihrer verballhornenden Hollywoodwürdigung «Hail Cesar!» en passant auch noch anspielen, ist in Jay Roachs «Trumbo» der Inhalt: Die paranoid-wahnhafte Züge annehmende Kommunistenhetze der McCarthy-Ära, die ihre Speerspitze in den Hollywoodstudios mit dem «Komitee für unamerikanische Umtriebe» unter der Fuchtel der Klatschkolumnistin Hedda Hopper (Helen Mirren) hatte. Der erfolgreiche Drehbuchautor Dalton Trumbo (Bryan Cranston) wird des Kommunismus bezichtigt. Aber nicht nur die Aufträge der Studiobosse bleiben aus, auch die gesamte Familie wird geschnitten und angepöbelt. In einer der realsatirischen Szenen des Films fragt die kleine Tochter Vater Trumbo, was ein Kommunist sei. Seine Erklärung ist simpel. Würdest Du dein Pausenbrot mit jemand Hungrigem teilen? Falls ja, bist du auch Kommunistin. Natürlich war die Realität alles andere als komisch, aber der Starautor war sich offensichtlich nicht zu schade, unter Pseudonym für ein als Schundproduzent bekanntes Studio C-, D-, E- und F-Movies im Akkord aus der Schreibmaschine zu hämmern. Immerhin gings auch ums Überleben als Familie. Die Kommunistenhetzer steigerten ihren Wahn ins annähernd Unermessliche, und so gerieten bald auch zahlreiche weitere Drehbuchautoren unter Kommunistenverdacht und der Traumfabrik Hollywood gingen die guten Inhaltslieferanten abhanden… Unter allerhöchster Verschwiegenheit und so heimlich, wies nun mal eben geht, kippte der Regisseur Otto Preminger (Christian Berkel) und bald darauf Kirk Douglas (Dean O’Gorman). Denn sie wollten gute Filme drehen. Also engagierten sie Trumbo unter Pseudonym zuerst für «Exodus», dann für «Spartacus» – auf die ein Preisregen an Academy Awards niederregnete. Das verordnete Versteckspiel dauerte ganze dreizehn Jahre, bis es sich durch die dem Kommunisten verliehenen Oscars recht eigentlich selber ad absurdum führte. «Trumbo» ist aber keine trockene Geschichtsstunde, sondern findet eine schöne Balance zwischen dem Komischen in Einzelszenen und dem Anklagenden, dass ein selbsternanntes Grüppchen jenseits von gesetzlichen Grundlagen eine ganze Industrie drangsalieren und Menschen um ihre Existenzgrundlage bringen konnte. froh.

 

«Trumbo» spielt in den Kinos Arthouse Movie, Frosch, Houdini.

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