- Bezirk Horgen
Kanton macht vorwärts mit Tempo 30 auf der Seestrasse
Im Kampf gegen die Lärmplage und für mehr Verkehrssicherheit auf der links- und rechtsufrigen Seestrasse könnte es bald zu einer Premiere kommen: Zur Signalisation von Tempo 30 statt 50 im Innerortsbereich. Genau eine solche Temposenkung hat jetzt die Kantonspolizei auf Antrag der kantonalen Baudirektion auf einem 430 Meter langen Seestrassenabschnitt im Stadtzentrum von Wädenswil festgesetzt – zum besseren Schutz der dortigen Anwohner:innen vor Verkehrslärm. Den Fuss vom Gaspedal nehmen sollen die Automobilisten auf der dortigen Ortsdurchfahrt demnach zwischen dem Weinrebe-Parking und dem Jugendkulturhaus Sust. Analoge Geschwindigkeitsreduktionen hat die Kantonspolizei zudem auf zwei weiteren kantonalen Hauptachsen im Zentrumsbereich von Wädenswil verfügt: auf dem untersten, rund 300 Meter langen Abschnitt der Zugerstrasse. Und auch auf dem untersten, rund 280 Meter langen Bereich der Schönenbergstrasse zwischen der Zugerstrasse und der Volkshaus-Strassenkreuzung an der Oberdorfstrasse.
Einsprachen vom Tisch
Die neue «dauernde Verkehrsanordnung» auf den drei Staatsstrassen hat der Kanton kürzlich im elektronischen Amtsblattportal publiziert, unter Verweis auf eine dreissigtägige Rekursfrist. Die Herabsetzung der Innerortsgeschwindigkeit im Wädenswiler Stadtzentrum ist Teil eines Lärmsanierungsprojekts des Kantons. Sie sollte eigentlich schon letztes Jahr umgesetzt werden, wurde dann aber durch drei Einsprachen verzögert. Nun aber seien die Einsprachen von der Baudirektion nach gemeinsamer Prüfung mit der Kantonspolizei abgewiesen und damit das Lärmsanierungsprojekt samt den tieferen Tempolimiten vom Kanton festgesetzt worden, bestätigt Sascha Rhyner, Mediensprecher bei der kantonalen Baudirektion. Werde dagegen nicht noch rekurriert, könnten die tieferen Innerortsgeschwindigkeiten «frühestens ab Frühsommer 2025» signalisiert werden, sagt Rhyner.
Bürgerlicher Widerstand
Auf Opposition gestossen waren die vom Kanton angekündigten Temposenkungen im bürgerlichen Lager, wo man etwa Ausweichverkehr in die Quartiere befürchtet. Mit einem im letzten November im Stadtparlament knapp überwiesenen Postulat wollten FDP und Bürgerliches Forum Positives Wädenswil mit Unterstützung von SVP und Mitte den Stadtrat dazu veranlassen, beim Kanton die Beibehaltung der heutigen Innerortsgeschwindigkeit 50 auf Kantonsstrassen zu verlangen. Die Stellungnahme der städtischen Exekutive dazu ist zwar noch ausstehend. Bei der Baudirektion aber heisst es, dass die Temporeduktionen im «Einvernehmen» mit den Wädenswiler Stadtbehörden erfolgten. Und auch der Vizepräsident des Wädenswiler Stadtrates, Jonas Erni (SP), bestätigt gegenüber P.S.: «Der Stadtrat begrüsst die Temporeduktionen des Kantons im Stadtzentrum». Denn: «Tempo 30 bedeutet weniger Lärm und Schadstoffe und mehr Sicherheit und damit auch mehr Lebensqualität für die Bevölkerung sowie eine Aufwertung des Stadtzentrums».
Etwas weniger weit sind die Pläne des Kantons für eine Verlangsamung des Verkehrs auf der Seestrasse im Zentrum von Horgen. Eingeführt werden soll dort Tempo 30 im rund einen halben Kilometer langen Innerortsbereich zwischen dem Verkehrskreisel auf Höhe der Stockerstrasse und der Einmündung der Schärbächlistrasse. Gegen das im letzten September vom Kanton öffentlich aufgelegte Lärmsanierungsprojekt sind noch Einsprachen hängig. Im Dezember 2023 hatte die Horgner Gemeindeversammlung eine Einzelinitiative von SVP und FDP für eine grundsätzliche Beibehaltung von Tempo 50 auf «verkehrsorientierten» kommunalen Strassen zugunsten eines flexibleren Gegenvorschlags des Gemeinderates abgelehnt. Die Initiative wollte die Gemeindebehörde zudem dazu verpflichten, sich gegen Temporeduktionen auf Kantonsstrassen einzusetzen. Durch einen Rechtsmittelprozess einstweilen blockiert ist sodann die Einführung von Tempo 30 auf der Seestrasse in der Stadt Zürich. Und zwar in Wollishofen auf einer 750 Meter langen Strecke ab der Stadtgrenze.