Kafi fertig

Eigentlich hätte ich nicht gedacht, dass ich darunter leiden müsste, wenn ein Grossverteiler sein Sortiment um zehn Prozent verkleinert. Man braucht ja nicht alles in vier- und fünffacher Ausführung. Dann aber pulverisierte der orange Bannstrahl ausgerechnet meinen (!) täglichen Kaffee. Nämlich den biologischen Instantkaffe Marke Eigenmarke. Nun möchten Sie monieren, erstens zeuge es wahrhaftig von Ne-pas-savoir-Vivre, ohne Not Pulverkaffee zu trinken, und zweitens gebe es gerade diesen nun wirklich in allen erdenklichen Varianten: bio und unbio, aus Kaffee oder aus Chicoree, mit und ohne Koffein, als Cappuccino und als Espresso, budget oder obenuse. Letzteres trifft tatsächlich zu, und ich habe sie alle ausprobiert – alle, alle … aber nur einer konnte bestehen: eben der, den es jetzt nicht mehr gibt. Und zwar laut kundendienstlicher Auskunft nur deshalb, weil Sie ihn zu wenig nachgefragt haben (an mir kanns nicht liegen, ich habe ihn literweise geschlürft) und sich stattdessen von Schorsch Kluhni zu so ollen Kapseln, Kugeln, Päds etc. verführen liessen.

Jetzt reut es mich natürlich, dass ich nicht schon früher einmal kräftig die Werbetrommel gerührt habe – denn mein löslicher Liebling war erste Sahne und hätte es verdient, aus der Schmuddelecke der Notlösung ins Rampenlicht des Musthave hervorzutreten. Zunächst einmal stammte er nicht von der bösen Firma mit dem Vogelnest, die in Afrika den Menschen das Grundwasser abzapft, um es ihnen dann teuer in Flaschen zu verkaufen. Ferner verursachte er in seinem bescheidenen Nachfülbeutel nur wenig Abfall. Drittens mundete er vorzüglich abgerundet ohne jeden Fehlgeschmack nach Metall, Verbrühung oder Zellulose, und die Koffeindosis harmonierte vortrefflich mit der Geschmacksintensität. Viertens bedurfte es zur Zubereitung nur eines Wasserkochers, den man überall platzsparend einsetzen kann, und weder einer Herdplatte (immer zu gross) noch sonst eines gänggeli-Geräts (störungsanfällig). Fünftens war er im Handumdrehen zubereitet. Nicht zuletzt entfiel auch jedes Hantieren mit Kaffeesatz. Gopf!

Wohl oder übel musste ein Ersatz her. Welcher Brühmethode sollte ich den Vorzug geben? Die italienische Mokka macht mir den Kaffee zu stark, ich brauche ihn wohldosiert über den Tag verteilt, und nicht als geballte Koffeinbombe mit einprogrammierter Schlafstörung. Alle Haushaltmaschinen mit Siebträger verursachen einen metallischen Beigeschmack, und ihr «Lungo» ist immer schon kalt, bis ich mich hingesetzt habe. (Ich nehme an, dass die Gastromaschinen mehr Pfupf haben und kein abgestandenes Wasser durch die Röhren tröpfeln lassen.) Filter lohnen sich erst ab einem halben Liter Fertigprodukt, Päds hinterlassen einen Papier-Goût, und Kapseln lehne ich aus Umweltgründen ab. Bleibt also noch die French Press. 

Nach einer «Kaffeefahrt» durch die Ostschweiz bin ich nun stolze Besitzerin einer plastikfreien Occasion (aus Glas, Holz, Kork und wenig Metall): Man mahlt Bohnen, füllt das Pulver ins Glas, brüht Wasser auf, giesst es an, lässt eine Weile ziehen, drückt das Sieb hindurch: Das ist schon alles … ziemlich umständlich, zeitraubend und zum Abräumen siffig. Es erinnert mich auch spontan an ein Lumpenlied, das meine Grossmutter manchmal trällerte: «Sitzedsi, hockedsi, nämedsi Platz, trinkedsi, suufedsi Kaafisatz!» Aber den Kompost freut‘s, momoll.