Interviews zu den Stadtratswahlen: Roger Föhn
Acht Bisherige und neun Neue möchten am 13. Februar 2022 einen der neun Zürcher Stadtratssitze erobern. Wer sind diese Frauen und Männer, wie ticken sie? P.S. will es wissen – und befragt jede Woche ein Mitglied des Stadtrats und einen neuen Kandidaten/eine neue Kandidatin in separat geführten Interviews zum selben Thema. Diese Woche nimmt Roger Föhn (EVP) im Gespräch mit Nicole Soland Stellung zum Thema Tagesschulen.
Im Juni 2018 haben 77,3 Prozent der Stimmberechtigten die Pilotphase II der Tagesschule 2025 für die Jahre 2018 – 2022 befürwortet. Wie lautet Ihr Zwischenfazit?
Roger Föhn: In Schwamendingen sind schon fast alle Schulen Tagesschulen, während andere Kreise erst am Anfang stehen. Leider ist die Tagesschule deutlich teurer, als man uns weisgemacht hat, und die Freiwilligkeit wird auch strapaziert. Der Betrieb selbst funktioniert recht gut, wenn auch mit gewissen Mängeln. Es hat vor allem zu wenig Ruheräume, in denen die Kinder ‹herunterfahren› können.
Vor der Volksabstimmung gab unter anderem die Verkürzung der Mittagszeit auf 80 Minuten zu reden.
Unterdessen gibt es bereits Bestrebungen, die Mittagszeit um 30 Minuten zu kürzen, um Kosten für die Betreuungspersonen zu sparen. Das untergräbt die Freiwilligkeit und erhöht den Druck auf jene Kinder, die gern zuhause essen möchten, aber einen längeren Heimweg von zehn, fünfzehn Minuten haben.
Die Volksschule ist gratis – warum nicht auch das Mittagessen in den Tagesschulen?
Das Mittagessen kostet auch im Hort. Als ehemaliger Koch und heutiger Sigrist koche ich einmal im Jahr während einer Spielwoche in unserer Kirchgemeinde für über 40 Kinder – und komme dabei mit weniger Geld pro Kind aus, als die Stadt berechnet. Dabei geht es in den Tagesschulen um viel mehr Portionen, was diese eigentlich günstiger machen müsste. Ich vermute deshalb, dass vom Geld, das die Eltern offiziell fürs Essen zahlen, ein Teil für die Betreuung abgezwackt wird. Ich finde, der Stadtrat müsste zugeben, dass er die Betreuungskosten falsch berechnet hat, und den Fehler korrigieren.
Was trägt das Tagesschulmodell – im Vergleich zum ausgebauten Hortmodell wie z.B. im Schulkreis Schwamendingen – zur Verbesserung der Chancengleichheit bei?
In der Tagesschule kommt das Zwischenmenschliche stärker zum Tragen, die Kinder pflegen den sozialen Austausch und verbringen viel Zeit miteinander. Umgekehrt kann sich ein Tagesschul-Tag unter Umständen sehr lang anfühlen – wenn ein Kind gemobbt wird beispielsweise.
Wie gut sind die Tagesschulen verglichen mit ‹gewöhnlichen› Schulen bisher durch die Pandemie gekommen?
Die Massnahmen stellen für die Tages- und auch die anderen Schulen heute kein Problem mehr dar. Während des Lockdowns haben jedoch sogar einige gute SchülerInnen den Faden verloren und sind von der Sek A in die Sek B abgerutscht. Grundsätzlich war und ist die Pandemie eine Riesenherausforderung für Kinder, LehrerInnen und Eltern gleichermassen.
Was haben wir davon, wenn wir Sie in den Stadtrat wählen?
Ich bin angetreten, weil ich finde, dass die EVP als Parlamentspartei grundsätzlich ein Recht auf einen Sitz im Stadtrat hat. Gleichzeitig ist mir natürlich klar, dass wir objektiv gesehen völlig chancenlos sind. Aber ich bin Christ und glaube daran, dass sich, so Gott will, ein Weg auftut.
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