Im neu eröffneten «Dronehub» werden die Drohnen und Roboter der nächsten Generation entwickelt.

Im Nest der Drohnen

In Dübendorf surrt die Zukunft: Im neu eröffneten «Dronehub» entwickelt die  Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) Roboter, die künftig als «Immunsystem der Städte» fungieren sollen.

Ein bisschen erinnern sie schon an Charlie Brookers dystopische Science-Fiction-Serie «Black Mirror»: Fliegende, segelnde, tauchende, kletternde Drohnen, die im Schwarm und mit den kleinen 3D-Druckern auf ihren Rücken allerlei Strukturen bauen. Zum «Immunsystem der Städte» sollen sie werden, biologisch abbaubar, «künstliche, sich selbst heilende Lebewesen», deren Fortbewegung fliegenden Fischen, Eisvögeln oder Faultieren nachempfunden sind. Und zu Hause sind sie – auch das passt zur Mimikry der Tierwelt – im Nest («Next Evolution of Sustainable Infrastructure») der Empa in Dübendorf.

Hier, im neu eröffneten «Dronehub» werden demnächst die Drohnen und Roboter der nächsten Generation entwickelt. Das taufrische Gebäuse sieht aus, als hätten die Architekt:innen aus Jux verschiedenste Baustile aus verschiedensten Materialien vom Pavillon bis zum Penthouse zusammengeschustert. Jedes Mosaikteilchen hat aber seinen Zweck: Eine Wand mit austauschbaren Fassadenelementen ermöglicht es beispielsweise, verschiedene Materialien wie Holz, Beton oder Metall zu montieren. Dort üben die Drohnen, Fassaden auf Schäden zu untersuchen und diese selbstständig zu reparieren. «Wir verstehen den Dronehub als Schnittstelle zwischen dem reinen Labor und der Flugarena, wo es z.B. darum geht, längere Strecken zu fliegen», erklärt Rico Marchesi, Innovationsmanager Nest bei der Empa. Ein Stück Natur mit Bäumen, Wiese und kleinem Teich dient als Testumgebung, um zu erforschen, wie Drohnen Daten sammeln und auswerten können. Sie könnten künftig an Orten eingesetzt werden, die für Menschen schwer erreichbar sind. Mirko Kovac, Leiter des Zentrums für Nachhaltigkeitsrobotik an der Empa, sieht hier Potenzial: «Im Gebäudebau oder in der Natur sind das oft Menschen, die Bäume hochklettern, sich abseilen und Sensoren platzieren. Das ist kostenintensiv, aber auch gefährlich.» 

Keine militärische Verwendung

Eine weitere Drohne, die vorgestellt wird, ist besonders feuer- und kälteresistent und soll beispielsweise bei Waldbränden zum Einsatz kommen. Das klingt gut, wirft aber auch Fragen auf: Zum Beispiel, ob bei solchen Forschungsvorhaben nicht gleich militärische Ohren gespitzt werden. Mirko Kovac: «Wir betreiben Nachhaltigkeitsforschung mit Anwendungen ausschliesslich im zivilen Bereich. Verschiedene Robotiktechnologien könnten in der militärischen Forschung relevant sein, z.B. Lokalisierung, Kommunikation, Kontrollsysteme etc. Diese sind aber bei militärischen Anwendungen meistens völlig anders entwickelt und haben andere Anforderungen als in der zivilen Robotik.» Und Matthias Sulzer, leitender Wissenschaftler am «Urban Energy System Lab» der Empa, betont: «Wir möchten uns ausdrücklich von militärischen Waffenanwendungen distanzieren.» 

Bislang surren die Maschinen nur auf den Demonstrationsbildschirmen im Nest. Ab nächster Woche heben die ersten Drohnen ab. Ob sie langfristig uns Menschen, den Städten und der Natur nützen, wird sich zeigen. Es besteht allerdings Grund zur Hoffnung, dass ihre Flugbahnen nicht in die finsteren Sphären von «Black Mirror» führen.