Der Blick von oben macht den Besitz der Familie Halter und die Gefahr von zukünftigen Leerkündigungen sichtbar. (Grafik: Recherchekollektiv Mieten-Marta)

Grosser Besitz,leere Kündigungen

Die Erb:innen der Halter-Familie haben rund 800 Mieter:innen in Altstetten die Wohnungen gekündigt. Nun zeigt eine Recherche von Mietaktivist:innen: Sozialverträgliche Lösungen wären möglich.

Leerkündigungen treiben die Menschen in der Stadt Zürich um. Nach den grossen Protesten bei den Sugushäusern im Kreis 5 formiert sich auch bei der Siedlung «Letzigarten» in Altstetten der Widerstand. Zuletzt lancierten die Alternative Liste (AL) und das Mietenplenum eine Petition (siehe P.S. vom 14.02.2025), die bereits über 1800 mal unterschrieben wurde. Darin forderten sie die Besitzerfamilie Halter auf, den Neubau so zu gestalten, dass möglichst viele bestehende Mieter:innen bleiben können.

Nun zeigt eine Recherche des Kollektivs «Mieten-Marta», dass eine solche sozialverträgliche Lösung für die Familie Halter kein Problem sein sollte: Wie Daten aus der Firmenchronik, dem alten Zürcher Adressbuch und dem Grundbuch zeigten, besitzen die Halter-Erb:innen alleine in Altstetten und Albisrieden 1910 Wohnungen. 

Wie Leerkündigungen vermieden werden

Denn damit Mieter:innen auch während Sanierungen oder Neubauten bleiben können, braucht es zuerst eine Etappierung und währenddessen Ausweich- und Ersatzwohnungen. Wie «Mieten-Marta» in ihrer Recherche schreibt, wäre es optimalerweise so, dass zuerst etwa ein Drittel der Wohnungen verdichtet gebaut wird, damit dort Mieter:innen der restlichen zwei Drittel während der Sanierung oder des Baus leben können. Für das erste Drittel, das nicht in den Wohnungen bleiben kann, bräuchte es dann Ausweich- oder Ersatzwohnungen. Diese könnten entweder in Absprache mit anderen Eigentümer:innen organisiert werden oder eben in eigenen Liegenschaften im Quartier entstehen. «Mit einer langfristigen Planung und einem so grossen Immobilienportfolio wie demjenigen der Halter-Erb:innen ist dies realistisch», heisst es in der Recherche. Gerne hätte das P.S. von der Halter AG erfahren, was sie zur Einschätzung sagt, dass Leerkündigungen hätten verhindert werden können. Mehrere Anfragen an die Medienstelle blieben jedoch unbeantwortet.

Auf eine Anfrage des Online-Stadtmagazins ‹Tsüri› schrieb die Medienstelle der Halter AG, dass sie sich der Problematik von Leerkündigungen sehr bewusst seien. Gegenüber dem ‹Tages-Anzeiger› teilte die Halter AG mit, vergleichbare Ersatzobjekte angeboten zu haben. Diese würden viele Mieter:innen aber ablehnen. Zu ‹Tsüri› meinte die Sprecherin deshalb: «Für viele war es offenbar sehr willkommen, in günstigen Wohnungen zu wohnen, aber nicht unbedingt eine wirtschaftliche Notwendigkeit.» 

Gefahrenkarte zu Leerkündigungen

Bei so wenig Problembewusstsein erstaunt es nicht, dass es auch in Zukunft zu Leerkündigungen von Halter-Immobilien kommen wird. Neben der Recherche zu den Besitztümern der Familie Halter hat «Mieten-Marta» auch mit Bewohnenden von Halter-Immobilien gesprochen, ist durch die Stadt gestreift und hat sich auf den Vermietungsplattformen umgeschaut. Daraus entstanden ist eine Karte, auf der rot die Häuser eingezeichnet sind, bei denen die Mieter:innen bereits über eine mögliche Leerkündigung informiert wurden. Ebenfalls rot sind auf der Karte Häuser, bei denen die Kündigungen bereits bekannt sind oder die sich in einem sehr schlechten Zustand befinden. Insgesamt 501 Wohnungen, also rund ein Viertel des gesamten Eigentums der Halter-Familie im Kreis 9, fallen in diese Kategorie. Weitere 291 Wohnungen werden als alt und in vernachlässigtem Zustand bezeichnet.