Grafik: Stadt Zürich

Grosse Zahl, grosser Nutzen

2,26 Milliarden Franken sind für den Ausbau des Fernwärmenetzes nötig, und diesen Ausbau braucht es, damit die Stadt Zürich ihr Netto-Null-Ziel bis 2040 erreicht.

Letzte Woche teilte der Stadtrat mit, dass er einen Rahmenkredit von 2,26 Milliarden Franken für den Fernwärmeausbau beantragt. An der Gemeinderatssitzung vom Mittwoch wurde die entsprechende Vorlage an die zuständige Kommission überwiesen. Die verstärkte Nutzung der Fernwärme sei «einer der grössten Hebel, den die Stadt Zürich hat, um den CO2-Ausstoss auf Stadtgebiet bis 2040 auf Netto-Null zu reduzieren», heisst es in der Medienmitteilung vom 8. Mai. Deshalb soll nun das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich EWZ im Auftrag der Stadt den «raschen und effizienten» Ausbau der Fernwärme vorantreiben. Dieser Ausbau von thermischen Netzen und damit auch von Fernwärmeverbünden soll grossflächig erfolgen, und die Netze und Verbünde sollen nicht nur im Auftrag der Stadt realisiert, sondern auch betrieben werden. Gleichzeitig ist die bereits früher kommunizierte und eingeleitete Neuorganisation der städtischen Wärmeversorgung unterdessen abgeschlossen (P.S. berichtete): Während früher sowohl das EWZ als auch Entsorgung und Recycling Zürich ERZ sowie Energie 360° AG thermische Netze bauten, gehören seit Anfang Jahr alle Wärmeverbünde zum EWZ.

Keine Steuergelder

Was im ersten Moment nach sehr viel Geld tönt, erweist sich bei näherem Hinsehen als weniger dramatisch. Denn es geht erstens um eine Summe, die über mehrere Jahre hinweg ausgegeben wird, und zweitens um einen sogenannt übergreifenden Rahmenkredit, der auch bereits bestehende Rahmenkredite ablösen wird. Sprich: Einen Teil des Geldes haben die Stimmberechtigten an der Urne bereits gesprochen. Dies geschah 2021 mit einem Rahmenkredit über 330 Millionen Franken und 2022 mit einem Rahmenkredit über 573 Millionen Franken. Der neue, übergreifende Rahmenkredit in Höhe von 2,26 Milliarden Franken beinhalte «die gemäss heutigem Planungsstand erforderlichen Mittel», um die Ziele zum Ausbau der thermischen Netze zu erreichen, heisst es in der Medienmitteilung denn auch.

Bei den 2,26 Milliarden handelt es sich zudem nicht um Steuergelder: Die im Rahmenkredit vorgesehenen Investitionen für den Ausbau der Netze finanziert das EWZ einerseits über eigene Mittel. Andererseits wird es «voraussichtlich über die Stadt Kredite aufnehmen», heisst es in der Medienmitteilung, und weiter: «Die guten EWZ-Geschäftsergebnisse 2023 und 2024 helfen, das Jahrhundertvorhaben nachhaltig zu finanzieren. Langfristig finanzieren sich die Investitionen in die thermischen Netze und ihren Betrieb durch die Wärmepreise, die die Kundschaft zahlt.» Die Volksabstimmung findet voraussichtlich am 30. November statt.

100 Prozent fossilfrei

Konkret soll der mit Fernwärme versorgte Teil der Stadt bis 2040 auf rund 60 Prozent des Siedlungsgebiets verdoppelt werden: «Das ist ein Generationenprojekt und setzt einen starken Ausbau der Infrastruktur voraus. Dafür braucht es grosse Investitionen», wird der Vorsteher des Departements der Industriellen Betriebe, Stadtrat Michael Baumer, in der Medienmitteilung zitiert. Der Finanzierungsbedarf für den Ausbau der thermischen Netze steige aber nicht nur an, weil es zusätzliche Mittel brauche, um weitere Teilgebiete zu erschliessen: Die bereits bestehenden thermischen Netze wie auch jene, die zukünftig noch gebaut werden, werden auch so konzipiert, dass die Wärme zu 100 Prozent fossilfrei erzeugt werden kann. «Der Ökologisierungsgrad der bestehenden Verbunde liegt zurzeit bei mindestens 70 Prozent. Die Erhöhung auf 100 Prozent gelingt durch den Zusammenschluss von Gebieten, aber auch durch den Zubau von Energieerzeugungsanlagen sowie durch den Bau von Energiespeichern», heisst es dazu in der Medienmitteilung. Diese Massnahmen führten «zu zusätzlichen Investitionen, die noch in keinem der bisher bewilligten Rahmenkredite berücksichtigt waren».

Grüne erfreut

Auf Zustimmung stösst das Vorhaben des EWZ bei den Grünen Stadt Zürich, wie sie in ihrer Medienmitteilung vom 8. Mai festhalten: «Der vom Stadtrat vorgelegte Rahmenkredit von über zwei Milliarden Franken ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit der Grünen und ihrer Verbündeten. Diese weitreichenden Investitionen ermöglichen den Umstieg auf eine fossilfreie Wärmeversorgung und sorgen so für eine sozialgerechte Energiewende in unserer Stadt.» Die Grünen hätten schon lange die Zusammenführung der Fernwärme in einer Dienstabteilung gefordert, schreiben sie weiter und betonen, fossil betriebene Heizungen auf Stadtgebiet verursachten noch immer rund 50 Prozent der direkten CO2-Emissionen, «auch wenn diese insgesamt sinken». Die Investitionen, die der Ausbau des Fernwärmenetzes jetzt auslöse, seien zwar hoch, «doch auf längere Sicht werden sie sich refinanzieren und sind darum wichtig und richtig», sind die Grünen überzeugt.