- Kultur
Glücksfall
Aus Ein-Griff-Geschrummel entwickelte Markus Schönholzer über die kommenden Jahre eine Fingerfertigkeit, die von Blues über Swing, Dixie und Country bis hin zu Jazz und natürlich Balladen alles zu spielen ermöglicht. Legt er noch eine Erzählung darüber, die er mit Selbstironie und Schalk würzt, ist das Soloprogramm vorführreif. In «Die Schönholzers» lässt er seinen eigenen Werdegang Revue passieren und entwickelt darüber eine liebevolle Ode an die Familie. Der Vater, ein Naturwissenschaftler, beliebte das eigene Dasein als «Glücksfall» zu bezeichnen, weil sich zuvor seit Adam und Eva achtzigtausend Paare lieben und vermehren mussten, damit heute jemand so wie er hier stehen kann. Dass der Vater über diese Gleichung eine regelrechte Marotte entwickelt hatte, geschenkt. Denn Familie schliesst in Markus Schönholzers Betrachtungen auch niedere Instinkte, unerfüllte Verheissungen und Pechsträhnen mit ein. Aus dem Basketballprofi in spe wurde ein Träumer mit Hang zur Vermutung von ausserirdischem Leben à la Erich von Däniken. Aus Buffalo wurde Sennwald. Und zum prägendsten musikalischen Erlebnis wurde ausgerechnet das Kinderlied «Die Affen jagen durch den Wald». Mithilfe des grossen, starken, mutigen, aber auch imaginären Freundes Bruno entdeckte er bereits in jungen Jahren, wie sehr fast alles nur ein Provisorium darstellt. Einmal mit dem Gedanken angefreundet, erleichtert die Erkenntnis auch den Umfang mit Tiefschlägen, wie den einer unerwiderten ersten Liebe oder der anhaltenden Schwierigkeit einer kulturellen transatlantischen Sozialisation. Nur die Zugehörigkeit in der inzwischen angewachsenen Familie stand nie zur Disposition und je länger die Erlebnisliste anwuchs, desto reichhaltiger wurde auch der Fundus möglicher Anekdoten, denen entsprechend vertont und vorgetragen eine schelmische Freude erwächst. Die das Dasein im Allgemeinen und das Bühnenleben im Besonderen mitmeint.
«Die Schönholzers», 16.5., Theater Ticino, Wädenswil.