Gesundheit mit Aussicht

Wie soll sich der Gesundheitsstandort Lengg in Zürich künftig entwickeln? Welches sind die vergangenen und anstehenden Meilensteine? Darüber war am Dienstag an einem Mediengespräch Genaueres zu erfahren.

 

In der Lengg befinden sich so wichtige Kliniken und medizinische Forschungsstationen wie die Psychiatrische Universitätsklinik, das Universitäts-Kinderspital oder der Balgrist-Campus, und das in nächster Nachbarschaft zueinander. Nebst Standort für zehn Gesundheits- und Forschungseinrichtungen ist die Lengg zudem ein beliebtes Erholungsgebiet für die Bevölkerung, und auch eines der beiden Seewasserwerke der Stadt Zürich befindet sich dort. Unter dem Titel «Gebietsmanagement Lengg» war am Dienstag an einem Mediengespräch mehr darüber zu erfahren, wie die verschiedenen Interessen aufei­nander abgestimmt und Synergien geschaffen werden sollen, um das Gebiet gesamtheitlich zu entwickeln.

 

Wilhelm Natrup, Chef Amt für Raumentwicklung, Baudirektion Kanton Zürich, erklärte, der Standort Lengg sei nicht nur für die Medizin und für den Kanton sehr wichtig: Er sei schweizweit, wenn nicht gar europaweit «einzigartig». Entsprechend gelte es, diese Qualität und diesen Standort zu erhalten und weiterzuentwickeln. Dazu gehörten auch die Lage mit Blick auf den See und die Albiskette sowie die «grüne Lunge» auf dem Gebiet der Klinik Lengg der Schweizerischen Epilepsie-Stiftung (EPI-Klinik) oder der Burghölzli-Hügel. Wilhelm Natrup erwähnte weiter die nötige Zusammenarbeit der vielen involvierten Institutionen, auch bei Themen wie Verkehr und Parkierung.

 

Der durchs Gebietsmanagement abgedeckte Raum befindet sich zu rund 95 Prozent innerhalb der Grenzen der Stadt Zürich, während der Rest zur Gemeinde Zollikon gehört. Ins Gebietsmanagement involviert sind der Kanton und die Stadt Zürich, die Gemeinde Zollikon sowie die EPI-Klinik, die Psy­chiatrische Universitätsklinik (PUK), das Universitäts-Kinderspital Zürich (Kispi), die Schulthess-Klinik, die Klinik Hirslanden, die Stiftung Diakoniewerk Neumünster, der Balgrist-Campus, die Universitätsklinik Balgrist, die Mathilde-Escher-Stiftung und die Universiät Zürich. An Interessengruppen sind unter anderen AnwohnerInnen, PatientInnen, BesucherInnen, MitarbeiterInnen und Erholungssuchende dabei: Vorhang auf für Interessenskonflikte? Wilhelm Natrup sagte es so: «Die Institutionen wollen sich weiterentwickeln, sie wollen ausbauen und ein attraktives Umfeld für PatientInnen und Beschäftigte erreichen. Die Bevölkerung will Ruhe und Grünraum und einen öV, den sie nutzen kann.»

 

Auf der Zeitlinie folgte auf den Masterplan 2017 die Revision des kantonalen Richtplans. Vor einem Jahr hiess der Kantonsrat diese gut und gab damit grünes Licht für die Weiterentwicklung der Lengg als Standort für Gesundheit und Forschung, für die Verbesserung der Verkehrserschliessung und die Begrenzung privater Motorfahrzeuge auf maximal 11 600 Fahrten pro Tag, für die Erhaltung und Stärkung der Freiräume sowie für die Planung in vier Teilgebieten.

 

«Keine Hochhäuser mit Fernwirkung»

Auch Andrea Rytz, CEO Schult­hess-Klinik und Präsidentin Verein «Gesundheitscluster Lengg», sprach von einer Nähe der Institutionen, wie sie sonst nicht üblich sei in der Schweiz. Am Anfang sei die Zusammenarbeit nicht einfach gewesen, man habe sich erst «beschnuppern» müssen, doch nun «nimmt das Projekt Fahrt auf», und Synergien könnten vermehrt genutzt werden. Sie sprach von einer «Durchlässigkeit zwischen den Institutionen» und brachte als Beispiel die Möglichkeit, Auditorien gemeinsam zu betreiben und entsprechend gut zu nutzen, anstatt dass jede Institution ihre eigenen Auditorien baut. Ein gemeinsam betriebenes ambulantes Operationszentrum wäre ebenfalls denkbar, fügte sie an. Andrea Rytz erwähnte auch noch das Projekt mit Energie 360° für ein Seewasserwerk auf Zolliker Boden, das dereinst nicht nur alle Kliniken, sondern auch die privaten Liegenschaften in der Gegend sowohl heizen als auch kühlen werde. So etwas sei nur möglich, wenn «alle zusammenarbeiten», betonte sie.

 

Ruth Schnider, Leiterin Arealentwicklung & Planung Nord/Ost im Amt für Städtebau der Stadt Zürich, fügte an, es handle sich hier um einen Ausbau, der auch für die Stadt wichtig sei, und es sei «unbestritten», dass diese Entwicklung «mit grösster Sorgfalt» erfolgen müsse. Die Verdichtung werde das Gesicht der Lengg verändern, sagte sie, es gebe einen «Massstabssprung» – um gleich zu präzisieren, das bedeute aber «keine Hochhäuser mit Fernwirkung à la Basel». Und es biete sich auch eine «grosse Chance» für die Stadt und das Quartier: Der öffentliche Raum werde aufgewertet, der Grünraum ebenso, es entstünden neue öV-, Fuss- und Veloverbindungen. Auch «Zeitzeugen» in diesem Gebiet sollen erhalten bleiben, und es gibt eine Gestaltungsplanpflicht: Die entsprechende Teilrevision der Bau- und Zonenordnung soll noch vor den Sommerferien öffentlich aufgelegt werden. Wie viele Gestaltungspläne fürs Gebiet schliesslich nötig werden, ist noch offen beziehungsweise hängt davon ab, wer alles bauen will: Bekannt ist, dass die EPI-Klinik, die PUK, die Schulthess-Klinik und die Hierslanden Ausbaupläne haben. Es wird sich um private Gestaltungspläne handeln: Diese kann der Gemeinderat gutheissen oder ablehnen, er kann aber keine Änderungen anbringen.

 

Mehr öV, mehr Grün

Katharina Merkel, Projektleiterin Grün Stadt Zürich, sprach davon, dass der öffentliche Raum in der Lengg eine «besondere Rolle» habe, müsse er doch eine Vielzahl von Funktionen erfüllen: Es braucht Raum für den Verkehr, für die Menschen, die sich dort aufhalten, begegnen und verweilen wollen, aber auch Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Aktuell gebe es wenig Freiraum, fügte sie an, das Gebiet der EPI und der Burghölzlihügel seien die Ausnahme. Der Rest weise vor allem kaum vernetzten Freiraum auf, «und das soll sich ändern». Der sogenannte Grünzug Lengg soll sich dereinst von der Bleuler- bis zur Witellikerstrasse erstrecken. Grün Stadt Zürich erarbeitet dazu ein Konzept, das im November abgeschlossen sein soll.

 

Zum Ausbau des öV erklärte Rupert Wimmer, Leiter Verkehr und Stadtraum im Tiefbauamt der Stadt Zürich, der öV wachse mit dem geplanten Ausbau. Es gibt ein neues Buskonzept und neue Haltestellen, und auch der Knoten Forch-, Lengg- und Witellikerstrasse soll ausgebaut werden. Eine Velovorzugsroute soll künftig ab Freiestrasse und über das geplante Viadukt Burgwies zum Gesundheitsstandort führen. Silvan Weber, Projektleiter VBZ, fügte an, im Rahmen des neuen Buskonzepts werde die Linie 77 bis Balgrist verlängert und ab dort als neue Linie 99 Richtung Bahnhof Zollikon weitergeführt. So erreiche man den Gesundheitscluster schneller, und man habe mehr Reisemöglichkeiten, nicht zuletzt einen direkteren Anschluss von Zollikon beziehungsweise dem rechten Seeufer her.

 

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