- Im Kino
Geldgötter
Zum Glück beginnt Arthur Rutishausers Zeitrechnung des Untergangs der SKA und späteren CS erst 1977, sonst würde zur sich anbahnenden Übelkeit auch noch ein Schwindel gesellen – Potentatengelder, Sanktionsumgehungen, nachrichtenlose Vermögen sind nicht das Thema. «Ungetreue Geschäftsführung» lautete der Straftatbestand, sagt der ehemalige Tessiner Staatsanwalt Paolo Bernasconi im Film «Game Over» von Simon Helbling und stellt offen die Frage, worauf die Bundesanwaltschaft eigentlich warte, um die nachweislich verantwortbaren Personen zur Rechenschaft zu ziehen. Bekanntlich sind Geschäftsideen im Bankgeschäft der juristischen Regulierung immer einen Schritt voraus und interne Kontrollgremien wie ein Ethikrat spätestens seit der Fifa zum eigentlichen Treppenwitz verkommen. Das jahrelange Vorgehen gegenüber allfälligen Kritiker:innen erinnert schwer an Donald Trumps Dreifachmaxime abstreiten, attackieren, Niederlagen als Erfolge verkaufen, wie dies Ali Abbasi in «The Apprentice» vorexerzierte. Roger Schwawinkis unfreiwilliger Abgang als Chefredaktor bei der damaligen ‹Tat› etwa ging auf massiven Druck der Bank auf die Herausgeberin zurück, wie dieser noch heute entrüstet berichtet. Kontrollpersonen wurden mit Luxus, Feiern und Frauen von ihrer eigentlichen Aufgabe abgelenkt. Offiziell hat nie niemand von gar nichts gewusst, schon gar nicht allfällige Verantwortliche. Dafür waren Bauernopfer aus niederen Chargen gang und gäbe. Und neue potenzielle Gewinnfelder rasch ausgemacht. Während die Konkurrentin in der Finanzmarktkrise Geld vom Staat benötigte, verlieh die CS Gelder an einen Staatsfonds, der diese wiederum als vermeintlich frisches Eigenkapital in die Bank investierte, worauf die Bank ihre überlegene Sicherheit hinausposaunte. Der Film zeugt vom Elend durch eine Kulmination von Gier, Skrupellosigkeit und Unfähigkeit durch selbsternannte Geldgötter.
«Game Over – Der Fall der Credit Suisse» spielt in den Kinos Abaton, Arena, Corso, RiffRaff.