Gefährliche Routen und politische Irrwege

Dem Krieg in der Ukraine entkommen vor allem Frauen, da die Männer zum Wehrdienst verpflichtet sind. Welche Erfahrungen machen sie, sich selbst überlassen auf ihrer Flucht? Drei Frauen erzählen ihre Geschichte. Während Europa politisch noch immer um Lösungen ringt, fordern Frauenorganisationen seit der ersten Stunde rasches Handeln.

 

Lea Fäh

 

«Ich träumte in den chaotischen Massenunterkünften jede Nacht von den Sirenen und der andauernden Bombardierung in meiner Heimatstadt. Ich war erschöpft, übermüdet und die unübersichtliche Situation, die Blicke fremder Männer flössten mir Angst ein», erzählt Nina. So wie Nina ergeht es vielen der fast sieben Millionen Menschen, die seit der russischen Invasion im Februar aus der Ukraine geflüchtet sind. Frauen machen den Grossteil aus. Männer im Alter von 18 bis 60 Jahren sind verpflichtet, im kriegsversehrten Land zurückzubleiben und sich den militärischen Einsätzen anzuschliessen. Die Ukraine hat an sich bereits ein ungewöhnliches demografisches Bevölkerungsprofil. Es leben deutlich mehr Frauen als Männer im Land. Dieses Ungleichgewicht wird durch die derzeitige Krise nochmals verstärkt. Insgesamt haben sich aktuell fast 60 000 geflüchtete UkrainerInnen beim Schweizer Staatssekretariat für Migration SEM registriert. Davon sind gut 60 Prozent der Personen Frauen und rund die Hälfte davon unter 18 Jahre alt. Täglich kommen immer noch mehrere hundert neue Registrierungen hinzu. Das genaue Verhältnis ändert sich ständig.

 

Leichte Beute für Kriminelle

Frauen im Krieg und auf der Flucht sind generell zusätzlichen Risiken ausgesetzt: Geschlechtsspezifische und sexuelle Gewalt wird im Herkunftsland oft aktiv zur Verfolgung verwendet oder als Waffe im Krieg eingesetzt. Und auch auf der Flucht, an Grenzposten oder in provisorischen Unterkünften sind sie stärker Übergriffen und Missbrauch ausgeliefert. «Frauen auf der Flucht aus der Ukraine sind jetzt Opfer von Menschenhandel. Das ist keine Theorie. Das ist Fakt», schreibt die Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration FIZ in ihrer jüngsten Medienmitteilung. In engem Kontakt stehend mit ihren osteuropäischen Partnerorganisationen bestätigt die Leiterin Fachwissen & Advocacy der FIZ, Doro Winkler: «Wir hören täglich von Verdachtsmomenten, von gefährlichen Situationen, von grosser Verletzlichkeit. Unsere Partner in Osteuropa melden uns ständig Fälle. Es wird gezielt versucht, die Notlage der Frauen auszunutzen. Bereits sind erste geflüchtete Frauen aus der Ukraine ausgebeutet worden. Täter versuchen, Frauen auf der Flucht mit einem guten Job anzuwerben oder ihnen einen Fahrdienst anzubieten, um dann sexuelle Dienste zu fordern.» Auch Amnesty International hat glaubhafte Berichte von Fällen sexualisierter Gewalt gegen Geflüchtete über Partnerorganisationen erhalten und eine Forderung mitunterzeichnet, wie Mediensprecher Beat Gerber informiert.

 

Die erschöpften und psychisch angeschlagenen Frauen sind leichte Beute für Kriminelle. Auch Nina erzählt von der grossen Hilflosigkeit während der Flucht und Abhängigkeit von günstigen Umständen, nicht wissend, ob sie es je an einen sicheren Ort schaffen würde. Von dieser Zeit voller Zwischenstationen und Ungewissheit, von den ganzen körperlichen und psychischen Strapazen der wochenlangen Flucht erholt sie sich nur langsam.

 

«Wir wollten Kiew nicht verlassen. Wir hatten ja unser ganzes Leben dort. Und unseren Vater wollten wir auch nicht einfach im Stich lassen», erzählt Nina. Von einer einschlagenden Bombe sei sie nachts geweckt worden. Das Fenster sei zersplittert, die Druckwelle habe sie an die Zimmertür geworfen. Sofort entschied sie sich, von ihrer Wohnung die 30 Minuten im Auto ans andere Ende von Kiew zu ihren Eltern zu fahren. In der Panik hatte sie gar nichts gepackt. «Nie hätte ich gedacht, dass der Krieg ausbrechen könnte, dass ich mein Zuhause verlassen muss. Es fühlt sich alles an wie in einem Film. Auch wenn ich jetzt die Nachrichten sehe. Ich glaube es einfach nicht», sagt sie noch heute. 

 

Elf Tage harrte sie mit ihren Eltern in Kellern und Luftschutzbunkern von Kiew, schlief maximal zwei bis drei Stunden pro Nacht, ass kaum etwas. Die Sirenen und Bombardierung nahmen kein Ende. Dann beschloss sie, mit ihrer Mutter die gefährliche Flucht doch anzutreten. Hauptsächlich, weil ihre Mutter schwer krank wurde und sie dringend professionelle medizinische Hilfe benötigte. Sie reisten von ihrer Heimatstadt Kiew nach Lwiw in der Westukraine, dann weiter über Krakau in Polen nach Brandenburg in Deutschland, und am 16. März erreichten sie endlich den Hauptbahnhof Zürich. Insgesamt neun lange Tage und Nächte waren sie auf der Flucht. «Wir reisten immer weiter, weil alle Lager, die wir fanden, schon so überfüllt waren. So viele andere Flüchtlinge überall. In der Ukraine, in Polen und auch in Deutschland», erklärt Nina. 

 

Eine Freundin von Nina lebt in der Schweiz und hat ihr gesagt, dass es hier vielleicht etwas besser wäre. In der Schweiz habe es nicht so viele Leute. «Wir wollten einfach an einen sicheren Ort, wo es ruhiger ist, wo uns nicht alles an den Krieg erinnert», verdeutlicht sie. Die gross angelegten Kollektivunterkünfte, wo sie zusammen mit vielen anderen Frauen, aber auch Kindern und Männern, auf engem Raum schliefen, die Menschenmassen, der Lärm und das Chaos erinnerten sie ständig an die akute Lebensgefahr in Kiew, und versetzten sie in anhaltend psychischen Stress. Den Gang zu den Sanitäranlagen vermied sie, wenn möglich – unangenehm waren die Blicke einiger Männer. Sie litt unter den fehlenden Rückzugsmöglichkeiten und vielen unsicheren Situationen in den Camps. Jeden Abend legte sie sich mit ihrer Jacke ins Bett, die Träume unruhig, sofort bereit wieder zu fliehen. 

 

Wohl auch durch Schlafmangel verschlechterte sich ihr eigener Gesundheitszustand zunehmend. Nie hätte sie gedacht, dass sie sich nichts Sehnlicheres wünschen würde als Sicherheit und Normalität, erzählt sie heute: «Ich möchte einfach nur genügend und gutes Essen haben, regelmässig duschen oder mich in einem eigenen Zimmer zurückziehen können», sagt sie. Und erkennt dabei sich selbst fast nicht wieder, sie war einst selbstbewusst und fürchtete kaum etwas. 

 

Ungebildete und ärmere Frauen besonders gefährdet

Entlang der ganzen Fluchtroute lauern Menschenhändler, versprechen Frauen Transport, eine Unterkunft, ein Bett und Mahlzeiten, oder Geld für die Weiterreise – um sie dann auszubeuten, sexuell oder gegen Arbeitskraft. Dies wissen und kennen Fachstellen wie die FIZ aus jahrelanger Erfahrung. Sie betreuen und beraten Betroffene aus verschiedensten Krisenregionen. Der Krieg in der Ukraine macht keine Ausnahme. Doro Winkler: «Wir bereiten uns auf eine grosse Masse an Betroffenen vor. Die finanziell schlechter gestellten und besonders vulnerablen Flüchtlinge kommen immer zeitlich verzögert bei uns an. Vor allem von einer zweiten, dritten und vierten Flüchtlingswelle aus der Ukraine erwarten wir Opfer von Ausbeutung und Menschenhandel im grossen Stil.» Ihre Kollegin Naomi Bögli ergänzt: «Je prekärer die Lage ist, über je weniger Ressourcen die Geflüchteten verfügen – sei es finanziell, oder wegen fehlender Kontakte, Sprachkenntnisse, Bildung, Mobilität –, desto eher steigt die Gefahr der Ausbeutung.» 

 

«Auch deshalb sind wir, sofort als der Krieg ausgebrochen ist, mit unserem eigenen Auto geflüchtet. Um möglichst schnell und unabhängig in die Schweiz zu gelangen», erklären Fatima und ihre Tochter Diana. Der Fluchtplan war von ihrer Verwandten Gita aus der Schweiz mitorganisiert worden. Die Idee war, über Ungarn nach Tschechien durch Deutschland und dann zu Gita in die Schweiz zu reisen. «Bis zur ungarischen Grenze haben wir von Kiew aus mit rund 17 Stunden gerechnet. Schliesslich sassen wir ganze 40 Stunden im Auto. So viele andere hatten die gleiche Idee wie wir. Auf den Hauptstrassen, überall, elend langer Stau!», erzählen sie. Deshalb mussten sie auf abgelegenen Landstrassen weite Umwege einschlagen. 

 

«Mitten auf einem Hügel irgendwo in der Pampa blieb dann unser Auto stehen. Das Benzin war aufgebraucht», sagen sie noch heute unter Schock. Benzin ist ein besonders knappes Gut in der Ukraine, es herrscht grosser Treibstoffmangel wegen der Raketeneinschläge auf Öllagerstätten im ganzen Land: Zur Zeit ihrer Flucht wurde es auf 20 Liter pro Wagen rationiert. «Fast zwei ganze Tage ohne Schlaf, völlig im Elend, steckten wir fest und wussten nicht weiter», erzählt Diana. 

 

Und dann? Panisch riefen sie Gita an – und diese setzte alle Kräfte in Bewegung, um ihnen jemand aus der Gegend zu organisieren, der ihnen helfen könnte. Irgendwann nach Stunden kam die gute Nachricht: Es war ein Bekannter aus Uschhorod unterwegs, um ihnen genug Benzin zu bringen, das bis zu seinem Wohnort reicht. «Unser Auto steht auch jetzt noch dort», stellt Diana fest. «Er hat uns dann zu einer Busstation gefahren. Uns, und alles, was wir von zuhause in unser Auto packen konnten», erzählt sie weiter. Für vier Koffer und zwei grosse Taschen hatte es gereicht. Einen ganzen langen anstrengenden Tag dauerte die Busfahrt bis nach Prag. Aber immerhin hatten sie wieder einen Plan und das Ziel war nah. Gita fuhr noch in der Nacht vor ihrer Ankunft in Prag aus Zürich los und holte sie persönlich dort ab, und schliesslich zu sich.

 

Wie können Flüchtende geschützt werden?

Fatima, Diana und Nina haben Glück gehabt und sind sicher in der Schweiz angelangt. Für andere Frauen geht der Alptraum weiter. 

 

In Deutschland gab es schon kurz nach Ausbruch des Kriegs Hinweise darauf, dass Kriminelle die Notsituation von geflüchteten Frauen aus der Ukraine ausnützen. Desgleichen sind dem Bund seit Ende März erste Fälle von Menschenhandel bekannt. «Tatsächlich gibt es erste Einzelfälle von Menschenhandel.Diesen Fällen wird nachgegangen. Das Fedpol ist in engem Kontakt, Seite an Seite mit den Kantonspolizeien, auch dort wird sensibilisiert», informierte der Krisenstabsleiter des SEM, David Keller, an einer dazu dringlich abgehaltenen Pressekonferenz in Bern. Auf Anfrage führt Reto Kormann vom SEM weiter aus: «Zu konkreten Einzelfällen von Menschenhandel können wir uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht äussern. Ich kann Ihnen aber bestätigen, dass wir unsere Sensibilisierungsmassnahmen in dieser Hinsicht in den Bundesasylzentren nochmals verstärkt haben. Wir verteilen Flyer, haben Plakate platziert und schulen die MitarbeiterInnen auf Achtsamkeit zum Thema.» Seitens der Bundespolizei Fedpol heisst es durch Mediensprecher Florian Näf: «Aktuell steht die Sensibilisierung im Fokus, sodass Hinweise auf Menschenhandel oder Arbeitskraftausbeutung rasch erkannt und gemeldet werden. Fedpol sichert den polizeilichen Informationsaustausch und übernimmt eine koordinative Rolle. Bei konkreten Fällen ermitteln die Kantonspolizeien.» 

 

Die Direktorin der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH), Miriam Behrens, appelliert deshalb direkt an die Bevölkerung, sich nicht in den sozialen Medien als Gastfamilie anzubieten oder selbst an die Bahnhöfe zu gehen und Menschen abzuholen. Weil dies Menschenhändlern ermöglicht, sich in der Menge des Angebots zu verstecken. In diesen Fällen verschwinden Geflüchtete vom Radar und Schutz der Behörden. Dies «öffnet Tür und Tor für Menschenhandel und Zwangsprostitution», so Miriam Behrens an der besagten Medienkonferenz. Geflüchtete sollten keinesfalls auf direkte Angebote eingehen, sondern sich zuerst bei einem Bundesasylzentrum registrieren und dort von offizieller Stelle vermittelt werden. 

 

Direkte Transporte in die Schweiz – aus der Ukraine und aus den Anrainerstaaten Polen, Slowakei, Ungarn, Rumänien und Moldawien, wo viele Kriegsvertriebene aktuell stranden, könnten dem entgegenwirken. «Mit direkten Transporten kann man diesem Elend und Ausbeutung, Missbrauch und Menschenhandel wirksam und präventiv entgegentreten», sagt Doro Winkler. Die FIZ ist in engem Austausch mit den osteuropäischen Partnerorganisationen des Netzwerks La Strada International (LSI), der europäischen NGO-Plattform, die Menschenhandel mit MigrantInnen bekämpft. Gemeinsam sensibilisieren sie diejenigen, die die Ukraine verlassen, auf ausbeuterische Praktiken, empfehlen Sicherheitsmassnahmen. Sie raten den Flüchtlingen, immer ihre gültigen Reisedokumente bei sich aufzubewahren und in jedem Fall mehr Informationen über Personen zu erfragen, die Unterstützung anbieten. Sie verbreiten auch Kontakte vertrauenswürdiger Hilfsorganisationen, an die sich Flüchtlinge wenden können. Auch LSI fordert in ihrer neulich veröffentlichten Stellungnahme die Regierungen der EU- oder EFTA-Länder dringend dazu auf, für gut koordinierte Massnahmen zum Schutz von Kriegsflüchtlingen und für Sicherheitsrouten zu sorgen und die akute Gefahr für viele Vertriebene innerhalb und ausserhalb der Ukraine mit direkten Transporten ab ihren Grenzen zu lindern. 

 

EU und Schweiz reagieren mit Schutzstatus

Der EU-Notfallmechanismus zum vorübergehenden Schutz der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine ist seit dem 4. März aktiviert, und der Wille bekundet, die benachbarten Erstaufnahmeländer zu unterstützen und eine Verteilung auf andere europäische Länder zu ermöglichen. Auch die Schweiz ist bereit, sich solidarisch an der Aufnahme von Geflüchteten zu beteiligen. Alle schutzbedürftigen Personen, die ihren Wohnsitz vor dem 24. Februar in der Ukraine hatten, erhalten in der Schweiz seit dem 12. März den Schutzstatus S – es gibt keine Kontingentierung. Aus der Ukraine geflüchtete Personen können ohne Vignette mit dem Auto oder kostenlos mit dem öffentlichen Verkehr in die Schweiz einreisen. Die Deutsche Bahn, Österreichische Bundesbahnen und weitere ost- und zentraleuropäischen Bahnen haben ähnliche Entscheide wie die Schweizer Branchenorganisation gefällt. Zudem hat das Verkehrsdepartement UVEK unter Bundesrätin Simonetta Sommaruga dem besonders stark betroffenen Erstaufnahmeland Polen volle Unterstützung zugesichert, um Flüchtlinge in Sicherheit zu bringen. Die SBB stellten Polen mehrere Reisewagen zur Verfügung, um Flüchtlinge von der polnischen Grenze in Richtung Deutschland, Österreich und Schweiz zu fahren. In europäischen Bahngremien wird der allfällige Bedarf an zusätzlichem Rollmaterial laufend koordiniert. Auch stehen die SBB im ständigen Kontakt mit den Einsatzzentralen der benachbarten Partnerbahnen in Deutschland und Österreich, um so die Flüchtlingsströme gezielt zu koordinieren. Die meisten Flüchtlinge kommen gemäss SBB mit Zügen aus Wien in Zürich an, mehrmals täglich. 

 

Zögerliche Politik

Fatima, Diana und Nina sind mit viel Durchhaltewillen und dank der Hilfe von Bekannten in der Schweiz letztlich an einem stabilen Ort angelangt. Was ist mit denjenigen, die keine vertrauenswürdigen Kontakte ins Ausland haben? Die nicht wissen wohin? Dürfen sie endlich auf eine proaktive Aufnahme durch die Schweiz hoffen? Auf staatlich organisierte direkte Transporte aus der Ukraine und deren Anrainerstaaten? «Nein, das ist nicht vorgesehen», heisst es seitens SEM durch Reto Kormann. Sichere, direkte Transporte aus dem Kriegsgebiet und den umliegenden Ländern zu organisieren – das wird seit Ausbruch des Kriegs von der Politik in Europa nicht priorisiert. NGO, gemeinnützige Vereine und andere Private übernehmen diese Aufgabe zum Teil. Reto Kormann erklärt weiter: «Aber die Schweiz ist solidarisch, sollte es so weit kommen. Auf politischer Ebene wird die Situation in der Ukraine am regelmässig stattfindenden Rat der Justiz- und Innenminister der EU diskutiert – jüngst an der ausserordentlichen Tagung vom 28. März. Dort vertritt EJPD-Vorsteherin Karin Keller-Sutter die Schweiz. Inwieweit sich das Land solidarisch zeigt, ist vom Umfang des Umsiedlungsprogramms der EU abhängig, falls sie dieses beschliessen sollte. Alles andere ist zum aktuellen Zeitpunkt Spekulation.» 

 

Auch beim Besuch von EDA-Vorsteher und Bundespräsident Ignazio Cassis in den äusserst schwer belasteten Nachbarländern Polen und Moldawien war eine etwaige proaktive Aufnahme von Flüchtlingen durch die Schweiz kein Thema. Man einigte sich auf einen «Bedarf nach einem europaweit koordinierten Umgang mit den Fluchtbewegungen aus der Ukraine». Und es wurde erklärt, dass «die Schweiz bereit sei, pragmatisch und unbürokratisch auf die grossen aktuellen Herausforderungen zu reagieren». Zurzeit unterstützt die Schweiz an drei Fronten: Mit Hilfsgütern, mit Personal und mit Finanzbeiträgen. 

 

Laut SEM könnte dieses humanitäre Engagement «den Bedürfnissen entsprechend erweitert und ausgebaut werden». Doro Winkler berichtet aus ihren Erfahrungen: «Hilfsgüterlieferungen, humanitäre Einsätze vor Ort und vor allem Geldspenden sind gut und wichtig.» Sie lobt auch die bisher ergriffenen Schutzmassnahmen an zentralen Stationen der Fluchtrouten, wie Grenzposten und Bahnhöfen, meint jedoch weiter: «Es fehlt Menschen auf der Flucht schlichtweg an Alternativen. Sie sind gezwungen, sich manchmal auf ein potenziell gefährliches Arrangement einzulassen. Mit jedem Tag auf der Flucht verschärft sich die Lage – den Geflüchteten geht das Geld aus und sie sind zunehmend erschöpft. In solchen Situationen hat man keine Wahl und muss jedes Angebot annehmen, das sich ergibt. Die Frauen lediglich zu warnen, sie dann aber eigenverantwortlich auf die gefährliche Reise zu schicken und allein ihrem Schicksal zu überlassen, wo sie verletzlich und ausnutzbar sind, dies genügt leider nicht, da sollte die Schweiz mit ihrer humanitären Tradition mit besserem Beispiel vorangehen.» 

 

Die dreiteilige Serie «Frauen auf der Flucht» erschien bereits online auf der Finanzplattform für Frauen www.elleXX.com.

 

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