Frauen: Achtung

 

Geht es nach der Schweizerischen Offiziersgesellschaft (SOG), sollen Frauen künftig auch Wehrdienst leisten. Denn laut Keystone ist die SOG «der Meinung, dass es bei der Gleichberechtigungsdebatte auch um ‹gleiche Pflichten› gehe». Was ist daran verkehrt? Zunächst dies: »Gleich» bedeutet bei der SOG offenbar «gleich wie die Männer». Der weibliche Lebenszusammenhang wird bestenfalls als Abweichung von der männlichen Norm gesehen, oder gleich ganz ausgeblendet.

 

Die Gleichberechtigung hat schon immer auch neue Pflichten gebracht, die den Freiheitszuwachs zum Teil sogar wieder zunichte machen. Aktuell leiden Frauen etwa darunter, dass ihnen das Adult-Worker-Modell und seine Maxime der «Eigenverantwortung» übergestülpt wird. Im globalisierten Arbeitsmarkt sind Frauen aber per se benachteiligt – gerade weil sie physische Verantwortung für andere tragen (z.B. gebrechliche Eltern oder Ehegatten) und aufgrund der Sesshaftigkeitsbedürfnisse ihrer Schutzbefohlenen weniger mobil sind (z.B. Schulkinder). Eine Entlastung im familiären Bereich ist trotz «gemeinsamer elterlicher Sorge» nicht in Sicht. Denn 90 Prozent (!) der Geschiedenen halten dennoch am Ernährermodell fest: Der Vater verdient hauptsächlich Geld, die Mutter betreut hauptsächlich die Kinder. Sind die Mittel knapp, liegt das Armutsrisiko bei der Frau, das Existenzminimum des Mannes bleibt unangetastet. (Interessant ist, dass diese Verteilung in der Praxis zwar zwei Dritteln der Väter, aber nur einem Drittel der Mütter gefällt.) Ferner wurden dem weiblichen Kerngebiet der personenbezogenen Dienstleistungen im Zuge der Professionalisierung sachfremde Massstäbe angelegt, die der Wirtschaftlichkeit und Marktförmigkeit geschuldete Kriterien über alles stellen, was zu einem entmenschlichenden Stress in den typischen Frauenberufen geführt hat. Solches zu beklagen, ist aber ein Tabubruch, der sofort abgestraft wird: Das hätten die Frauen nun von ihrem Emanzipationswunsch, oder sie gefielen sich bloss in der Opferrolle.

 

Dass eine Frau dazu auch noch 25 Prozent länger arbeiten muss, um auf den gleichen Lohn zu kommen wie ein Mann, müssten mittlerweile auch Militärköpfe wissen. Damit gehen weitreichende Benachteiligungen bei den Renten einher (IV, AHV und besonders bei der Pensionskasse), wodurch Frauen im Alter öfter verarmen. Die geplante Ausgestaltung der neuen Wehrpflicht mit finanziellen Anreizen lässt vermuten, dass nun ausgerechnet bei den Frauen noch mehr Geld geholt werden soll. Man strebt nämlich gar nicht mehr Diensttuende an, wohl aber die  Verdoppelung der Wehrdienst-Ersatzpflichtigen. Mit «gleichen Pflichten» ist also vor allem eine zusätzliche finanzielle Belastung der Frauen gemeint. Dies unter dem Titel der Gleichberechtigung zu fordern, ist entweder blauäugig oder schlicht frech.

 

Fazit: Das Argument der Gleichberechtigung bedarf genauer Prüfung, vor allem wenn es aus der konservativen Ecke kommt –
aber nicht nur dann: In Norwegen ist die Idee des Frauendienstes offenbar auf rot-grünem Mist gewachsen. (Dort sind aber, wie man hört, die gesellschaftlichen Lasten schon gleicher verteilt.) Ich hoffe wirklich, dass sich die Schweizer Frauen diesen Bären nicht auch noch aufbinden lassen, sondern ihre Reihen quer durch die Parteien schliessen und der SOG entschieden den Marsch blasen.

 

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