Ein Zeitzeuge der Geschichte Winterthurs als Industriestadt: die Halle 53. (Bild: Matthias Erzinger)

Es kommt Bewegung ins Projekt Halle 53

Der Winterthurer Stadtrat will die «Halle 53» – eine riesige Industriehalle auf dem ehemaligen Sulzer-Areal – vom Finanz- ins Verwaltungsvermögen übertragen. Damit soll sie definitiv als Event- und Kulturveranstaltungshalle genutzt werden können. Seit mehreren Jahren war das Projekt, das mit grossen Vorschusslorbeeren bedacht worden war, blockiert. Die auf den ersten Blick etwas technisch wirkende Übertragung bringt nun wieder Bewegung in das Projekt.

Im Zuge der Umnutzung des «Sulzer-Areals Stadtmitte» – heute Lokstadt – hat die Stadt Winterthur die Halle 53 2015 für eine Million Franken von Implenia gekauft. Eingefädelt war der Kauf schon viel früher durch den 2012 zuückgetretenen Stadtpräsidenten Ernst Wohlwend und die damalige Baustadträtin Pearl Pedergnana. «Damals war der zukünftige Zweck der Halle völlig offen», sagt Ernst Wohlwend dazu. Daher war klar, dass die Halle erst einmal dem Finanzvermögen zugeordnet würde. Seit der offiziellen Eigentumsübertragung sind nun bereits zehn Jahre verstrichen. Inzwischen sei die zukünftige Nutzung der Halle klar, hält der Stadtrat in seiner Weisung fest, daher sei jetzt eine Übertragung in das Verwaltungsvermögen gerechtfertigt (siehe Kasten).

Finanz- und Verwaltungsvermögen

Der Winterthurer Stadtrat will die Halle 53 in der «Lokstadt» vom Finanz- ins Verwaltungsvermögen übertragen. Im Finanzvermögen sind Immobilien, deren Besitz für die Grundaufgaben der Stadt nicht zwingend notwendig ist, und die deshalb auch verkauft werden könnten. Beispiele dafür sind zum Beispiel die Bauernhöfe, oder Gasthäuser.
Im Verwaltungsvermögen sind hingegen Immobilien zu finden, welche klar mit der Tätigkeit der Stadt Winterthur verknüpft sind, so zum Beispiel die Schulhäuser. Liegenschaften im Verwaltungsvermögen sind kaum veräusserbar.

Über 100 Jahre Giesserei

Bei der Halle 53 handelt es sich um eine ehemalige Giesserei der Firma Sulzer, die wenig über 100 Jahre, von 1891 bis Mitte der 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts industriell genutzt wurde. 1911 war sie zusammen mit der Rieter-Giesserei Schauplatz des Giesserstreiks, einem der ersten grossen Streiks in Winterthur. Nach der Stilllegung der Produktion fiel das Areal in einen Dornröschenschlaf. Das Projekt «Megalou», eine völlige Neuüberbauung, scheiterte. Dann wurde das Areal an Implenia verkauft. Als es um die Umnutzung des Areals ging, setzten sich der damalige Stadtpräsident Ernst Wohlwend und Baustadträtin Pearl Pedergnana für den Erhalt der Halle 53 ein. Im Rahmen der Erarbeitung des Gestaltungsplanes gelang es, sie für eine öffentliche Nutzung zu sichern. Heute gehört sie zusammen mit dem Gründerhaus und dem «Lokhaus» an der Ecke Jäger-/Zürcherstrasse zu den wichtigsten Zeitzeugen des Areals. So richtig wachgeküsst wurde das Areal aber durch Vorstellungen von Karls Kühner Gassenschau, den Konzerten von Afropfingsten und den grossartigen Ausstellungen der «Jungkunst», welche zuerst in Halle 52 aktiv war und nach deren Abbruch in die Halle 53 wechselte.

«Komplexe Entwicklung»

Heute ist Finanzvorstand Kaspar Bopp zuständig für die Halle. «Unser Antrag ist ein wichtiger Schritt in der langen und komplexen Entwicklung der Halle. Nach einem Ideenwettbewerb 2017 erhielt eine Arbeitsgemeinschaft, an welcher der Winterthurer Architekt Beat Rothen und die Basler «Denkfabrik» Sàrl beteiligt waren, den Zuschlag für die Weiterentwicklung. Sie gründeten dazu die Halle 53 GmbH und erhielten von der Stadt einen langfristigen Mietvertrag. Offenbar war aber die Suche nach Investoren schwieriger als angenommen – erst 2021 konnte mit der Siska Immobilien AG ein Hauptinvestor gefunden werden. Dieser übernahm auch das Projekt der Halle 53 GmbH – diese schied aus dem Projekt aus und der Mietvertrag wurde auf die Siska-Immobilien übertragen. «Der Stadtrat will mit der Halle 53 einen Ort schaffen, der kulturelle Veranstaltungen und Events ermöglicht. Mit dieser Zweckbindung gehört sie ins Verwaltungsvermögen», hält Kaspar Bopp fest. Mit dem Antrag gelte es auch, das Nutzungskonzept für die Zukunft zu sichern und das Stadtparlament einzubinden. Mit der Übertragung könne der Investorin auch eine verbindlichere Grundlage für die Weiterplanung garantiert werden. Bis aber die Halle 53 definitiv umgenutzt ist, dürften noch einige Jahre vergehen. Immerhin ist nun wieder ein Schritt erfolgt und etwas Bewegung ist die Entwicklung geraten.