Eine neue Generation für die Grünen in Winterthur

Seit Ende März haben die Grünen Winterthur ein neues Co-Präsidium: Isabelle Meier und Florian Heer haben Renate Dürr und Reto Diener abgelöst, die die Grünen Winterthur längere Zeit prägten. Damit übernimmt eine neue Generation, die weniger bei den Inhalten als bei der Form der Auftritte neue Wege gehen will.
Seit Ende März haben die Grünen Winterthur ein neues Co-Präsidium: Isabelle Meier und Florian Heer haben Renate Dürr und Reto Diener abgelöst, die die Grünen Winterthur längere Zeit prägten. Damit übernimmt eine neue Generation, die weniger bei den Inhalten als bei der Form der Auftritte neue Wege gehen will.

«Wir haben beide grossen Respekt vor der Leistung von Renate Dürr und Reto Diener als Co-Präsidium in den letzten Jahren», sagen sowohl Isabelle Meier wie auch Florian Heer unabhängig voneinander. Reto Diener engagierte sich während 16 Jahren in diesem Präsidium, Renate Dürr während sieben Jahren. «Es geht also nicht darum, nun viel zu ändern, insbesondere was die Inhalte betrifft», hält Florian Heer fest. «Wir werden uns wohl etwas breiter abstützen», ergänzt Isabelle Meier, «und vielleicht da und dort neue Akzente setzen, etwa was die Kommunikation nach Aussen und Innen betrifft.

Als Journalistin politisiert

Die 49-jährige Isabelle Meier arbeitet heute als Berufsschullehrerin in den Allgemein-Bildenden Fächern. «Da spielt die Politik natürlich auch eine grosse Rolle. Politisiert wurde ich aber eigentlich in meiner Zeit als Journalistin, als ich aus dem Zuger Kantonsrat berichtete. Die Werte der Grünen hätten ihr schon lange entsprochen, Mitglied sei sie aber erst seit Kurzem. «Ich wollte aber nicht einfach Passivmitglied sein, sondern mich aktiv engagieren und habe daher seit letztem Jahr im Vorstand mitgearbeitet.» Für sie steht zumindest kurzfristig nun das Co-Präsidium im Vordergrund: «Erst jetzt sehe ich wirklich, wieviel Aufwand das bedeutet, und aktuell wäre ein Parlamentsmandat daneben kaum machbar.» Da jedoch die Fraktion im Vorstand vertreten sei, sei die Verbindung ins Stadtparlament gewährleistet.

Winterthur auf kantonaler Ebene stärker einbringen

Schon länger bei den Grünen aktiv ist der 45-jährige Florian Heer. Seit drei Jahren sitzt er im Kantonsrat, seit diesem Jahr ist er neu auch Vizepräsident der Kantonalpartei. Während Isabelle Meier in Birchwil aufgewachsen ist, kommt Heer aus der Innerschweiz. Wegen seiner Partnerin kam er nach Winterthur, «und es war fast so etwas wie Liebe auf den ersten Blick»: Er habe sofort gewusst, dass er hier bleiben möchte. Seit einiger Zeit wohnt er in einem selbstverwalteten Haus der Gesewo im Tössfeld. Beruflich arbeitete er viele Jahre mit beeinträchtigten Kindern und Erwachsenen, seit letztem Jahr ist er Geschäftsführer der Rudolf Steiner Schule Winterthur. «Diese verschiedenen Tätigkeiten lassen sich gut verbinden», meint er. Er sieht seine Aufgabe nicht zuletzt auch darin, den Winterthurer Grünen auch in Zürich etwas mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. «In vielen Kantonen hat es Hauptstädte, die sind kleiner als ein Winterthurer Stadtteil. Aber die Kantonshauptstädte sind einfach mehr im Blickfeld.»

«Wir sind fortschrittlicher als unser Image»

«Uns wird immer wieder das Etikett einer Verhindererpartei angehängt, dabei sind wir fortschrittlicher als zum Beispiel die Bürgerlichen, die bei verschiedenen Fragen, etwa in der Verkehrspolitik, einfach Obstruktion betreiben. Sie reden immer wieder von Gemeindeautonomie und torpedieren gerade diese Gemeindeautonomie, wann und wo es ihnen gerade passt, einfach um gegen die grossen Städte zu agieren», meint Florian Heer zum Image der Grünen. Nach den letzten Kantonsratswahlen sei es deutlich schwieriger geworden, auch relativ kleine Verbesserungen zu erzielen. Aber es sei möglich, wenn man fundiert arbeite. Isabelle Meier ist es wichtig, den Trend zu immer stärkerer Polarisierung zu bekämpfen. «Daher ist mir auch die Zusammenarbeit mit der SP wichtig». Sie möchte im Bereich Social Media mehr kommunizieren, um die Politik der Grünen in Winterthur stärker zu verankern. «Suffizienz wird immer wichtiger», hält Florian Heer fest auf die Frage nach politischen Schwerpunkten. Wir müssen daran arbeiten, dass Suffizienz nicht als negatives, überholtes Konzept wahrgenommen wird, sondern als positives Engagement, ohne das unsere Zivilisation schlicht überfordert wird».

Auch wenn das neue Co-Präsidium an seinem ersten Tag nach der Wahl gleich mit dem Rücktritt eines Bezirksrichters konfrontiert wurde – «das war ein völliger Kaltstart», sagt Isabelle Meier – ist für die nächsten Wochen nun eine sorgfältige Auslegeordnung geplant. Bei beiden ist die Freude am neuen Engagement deutlich spürbar.