Ein neuer kommunaler Richtplan für Winterthur
Ein Plan für eine nachhaltige Weiterentwicklung Winterthurs, aktueller, griffiger und ein eigentliches Arbeitsinstrument für die ganze Stadt: Dies soll er werden, der neue kommunale Richtplan für die Stadt Winterthur. Nun wird ein erster Entwurf öffentlich aufgelegt. Bis zum 27. November können Bevölkerung, Parteien und interessierte Organisationen Einwendungen und Anregungen einreichen.
Zwei Jahre, nachdem die Winterthurer Stadtregierung ihr räumliches Entwicklungsleitbild Winterthur 2040 vorgestellt hat, legt sie nun mit einem völlig neuen kommunalen Richtplan den Weg fest, wie das Leitbild umgesetzt werden soll. «Stadtverträglich» will die Regierung das Wachstum steuern, «zukunftsorientiert und nicht rückwärtsgewandt die Mobilität steuern», wie Bauvorsteherin Christa Meier (SP) festhält. Dazu ist eines der wichtigsten Ziele, den Anteil des motorisierten Individualverkehrs von heute über 40 auf 20 Prozent zu senken. Im Gegenzug sollen Velos stärker gefördert werden und «den Fussgänger:innen rollen wir einen eigentlichen Teppich aus», hält Peter Baki, Stadtplaner im Bauamt fest.
Plan der Pläne
Für die Verwaltung und die Behörden ist der Richtplan, einmal verabschiedet und festgesetzt, «der Plan der Pläne», betont Christa Meier. Die im Richtplan festgesetzten Massnahmen sind behördenverbindlich, koordinieren die Entwicklung der ganzen Stadt sowohl von der Ressourcenerschliessung (Energieplan) bis zu den Landreserven für künftige Infrastrukturbauten. Zwei Jahre wurde am Entwurf gearbeitet, nun ist er einsehbar und die Bevölkerung kann bis Ende November Kritik und Anregungen einbringen. «Trotzdem ist es in der Art, wie der Plan nun aufgebaut ist, kein statisches Werk, sondern soll, wenn notwendig, auch schon in kurzer Zeit wieder revidiert werden», hält Stadtbaumeister Jens Andersen fest. Als Ganzes trägt der Richtplan klar die Handschrift einer sozial und ökologisch ausgerichteten Stadtregierung und lässt die von der progressiven Allianz von GLP, EVP, Grünen und SP gebildete Mehrheit deutlich spürbar werden.
Stadtrandpark, urbanes Rückgrat, 5-Minutenstadt…
Die Stichworte zum Wachstum von Winterthur und wie dieses «stadtverträglich» gesteuert werden wird sind seit der Veröffentlichung des Leitbildes 2040 bekannt. Da ist einerseits der «Stadtrandpark», sprich der Grüngürtel rund um die Stadt, der erhalten werden soll. «Die Stadt soll nicht einfach in der Fläche hinauswabern», sagt Jens Andersen. Das Wachstum soll mit gezielten Vedichtungen entlang des «urbanen Rückgrates» von Töss im Süden bis Oberwinterthur verdichtet werden. Diese Verdichtung wird im Richtplan festgeschrieben, soll den Stadtquartieren die Möglichkeit bieten, sich sanft zu entwickeln, ohne dass der Charakter der einstigen «Gartenstadt» verloren geht. Wichtig ist auch, dass städtebauliche Entwicklungen so gesteuert werden, dass die Stadt zu einer 5-Minutenstadt wird – respektive dass in einem Umkreis von 5 Minuten alle Grundbedürfnisse abgedeckt werden können. Stadtpräsident Künzle (sogenannte «Mitte») hält fest, dass die Stadt nicht ein Wachstum um des Wachstumswillen anstrebt, dass es aber notwendig sei, das Wachstum zu steuern.
Kehrtwende in Mobilität und Wohnungsbau
Deutliche Richtungsänderungen in der Stadtentwicklung sind wie bereits erwähnt im Bereich Mobilität und im Wohnungsbau vorgesehen. So wechselt die Grundstimmung im Richtplan von der bisherigen starken Ausrichtung auf den motorisierten Individualverkehr auf den öffentlichen Verkehr. Das Velo soll dem Auto punkto Wichtigkeit gleichgestellt werden. Damit soll der sogenannte Modalsplit im Verkehrsbereich ohne Zwang, sondern durch Anreize verändert werden. Dass dies möglich sei, zeigten andere Städte wie Zürich oder Basel, die schon heute deutlich tiefere Anteile des MIV haben als Winterthur. Notwendig sei diese Veränderung auch, um die Klimaziele zu erreichen, die von der Stadtbevölkerung festgelegt wurden.
Schliesslich setzt der neue Richtplan auch im Bereich Wohnungsbau Zeichen. Weil Winterthur nur einen Anteil von 11 Prozent an gemeinnützigen Wohnungen aufweist, wird im Richtplan für zukünftige Überbauungen ein Anteil von 20 bis 50 Prozent für kostengünstige Wohnungen festgeschrieben. Ein Anteil, der unter den früheren, bürgerlich dominierten Regierungen nie möglich gewesen wäre.
Öffentliche Auflage und Ausstellung
Der kommunale Richtplan liegt bis zum 27. November bei der städtischen Verwaltung, Pionierstr. 3, 8400 Winterthur öffentlich auf. Während 60 Tagen können Parteien, Verbände, Vereine, aber auch Privatpersonen und Firmen Einwendungen einreichen. Die Inhalte des Richtplans sind auf stadt.winterthur.ch einsehbar, einzelne Aspekte werden zudem im 1. Stock der Stadtverwaltung mit einer Ausstellung vorgestellt.
Kurzlink: https://t1p.de/rplan_winti