Ein Flugplatz, der alles kann

Das Generationenprojekt «Innovationspark Dübendorf» hat definitiv Fahrt aufgenommen. Die zuständige Kommission hat die Regierungsratsvorlage behandelt und ihre Anträge präsentiert. Es geht um über 100 Millionen Franken. Als nächstes ist der Kantonsrat an der Reihe. 

 

 

Dort, wo einst Militärflugzeuge landeten, sollen bald innovative Unternehmen durchstarten und zukunftsträchtige Forschung betrieben werden: Das ist die Grundidee des Innovationsparks, der auf dem rund 230 ha grossen Flugplatzareal in Dübendorf entstehen soll. Zudem soll ein Teil für die breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. 3000 Bäume sollen neu gepflanzt werden, auf einem acht Kilometer langen Rundweg sollen sich Velofahrerinnen, Skateboarder, Kinder mit Drachen und Rentnerinnen mit Boccia-Kugeln vergnügen können. Dort, wo sich der westliche und nördliche Teil des neuen Innovationsparks einst schneiden werden, ist ein Park für Konzerte geplant. Entwickeln und vermarkten soll das Areal die privatwirtschaftliche IPZ Property AG. 

 

Die Pläne für den ehemaligen Militärflugplatz sind also gross. Bereits 2018 wurde der Militärzaun, der den Flughafen in der Vergangenheit von der Öffentlichkeit abgeschottet hatte, entfernt. ForscherInnen der ETH und der Universität Zürich haben inzwischen einige ehemalige Fliegerhallen in Besitz genommen. Doch wirklich durchstarten konnte das Projekt bisher nicht: Gegen den kantonalen Gestaltungsplan «Innovationspark Zürich», welcher die planungsrechtlichen Grundlagen schuf, wurde 2017 Rekurs erhoben. Es folgte ein zähes juristisches Ringen, das mit einem Urteil des Bundesgerichts im Dezember 2021 zugunsten der Baudirektion und der Stiftung Innovationspark sein Ende fand. Seitdem laufen die gesetzgeberischen Turbinen auf Hochtouren. Im April verabschiedete der Regierungsrat drei Vorlagen zuhanden des Kantonsrats: Einen Verpflichtungskredit für den Innovationspark, einen Planungskredit für den Forschungs-, Test- und Werkflugplatz sowie eine Teilrevision des Richtplans. Die vorberatende Spezialkommission Innovationspark Zürich (IPZ) gab vergangenen Donnerstag ihre Anträge zu den Vorlagen bekannt. 

 

Viel Geld, weniger Fluglärm

Der ersten Vorlage – dem Verpflichtungskredit über rund 97 Millionen Franken für die Entwicklung – stimmte die Mehrheit der Kommission unverändert zu. Die Grünen stellten mehrere erfolglose Kürzungsanträge mit dem Argument, dass der private Sektor sich stärker am Aufbau beteiligen solle. Auch die SVP wollte den Kredit kürzen – unter anderem wollte sie die rund neun Millionen Franken streichen, die der Kanton zurückstellen will für den Fall, dass die Immobilienfirma, die das Areal entwickelt und vermarktet, Konkurs gehen würde. Auch dieser Kürzungsantrag scheiterte. Dem Planungskredit von 8,2 Millionen Franken für einen zivilen Forschungs- und Werkflugplatz mit militärischer Mitnutzung stimmte die Mehrheit der Kommission zu. Einzig die Grünen und die AL stimmten dagegen. Die Subventionierung eines unrentablen Flugbetriebs sei keine Staatsaufgabe, und Forschung und Innovation könne in Dübendorf bestens ohne klimaschädliche Aviatik stattfinden, schreiben die Grünen in ihrer Medienmitteilung. 

 

Bei der Teilrevision des kantonalen Gestaltungsplans griff die Kommission allerdings korrigierend in den Vorschlag des Regierungsrats ein. Gemäss Bericht der Kommission betrifft der Grossteil der Anpassung ökologische und verkehrspolitische Forderungen. So wurde etwa die Verminderung von unnötigen Lichtemissionen einstimmig angenommen. Eine Mehrheit der Kommission will zudem für den Flugbetrieb eine Obergrenze von 20 000 Bewegungen festlegen. Dagegen wehrte sich einzig die SVP. 

 

Ein Wirtschaftsmotor mit Fragezeichen

Geht man nach den Anträgen der Spezialkommission sowie den Medienmitteilungen der Parteien, besteht eine gute Chance, dass der Kantonsrat in gut einer Woche das vom Regierungsrat beantragte Geld sprechen und dem Innovationspark so die Starterlaubnis erteilen wird. Ein wichtiger Faktor für diese ungewohnte überparteiliche Einigkeit bei einem so hohen Budgetposten dürfte auch die volkswirtschaftliche Bedeutung des Projekts spielen: Eine Studie des BAK Economics im Auftrag der Stiftung Innovationspark Zürich beziffert die direkte und indirekte Wertschöpfung auf rund 2,5 Mrd. Franken pro Jahr. Insgesamt sollen 16 000 Arbeitsplätze entstehen, wovon 10 000 direkt auf dem Areal und 6000 in direkter Umgebung entstehen sollen. Zumindest hinter eine der Zahlen gehört ein Fragezeichen: Für die Annahme, dass auf dem Gelände 10 000 Arbeitsplätze entstehen sollen, gibt die Studie als Quelle die Stiftung Innovationspark Zürich an – die Auftraggeberin der Studie. 

 

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