Durchmischung in Altstetten 

Die Stadt Zürich baut auf dem Grundstück Letzibach 250 gemeinnützige Wohnungen. Das aus einem Architekturwettbewerb hervorgegangene Siegerprojekt soll bis 2021 realisiert werden.

 

Tobias Urech

 

Die Ausgangslage auf dem Areal Letzibach D in Altstetten ist alles andere als idyllisch: So brausen auf der Nordseite die Züge der SBB übers Gleisfeld – auf der Südseite wiederum rauschen die Autos durch die Hohlstrasse. Mit diesen Gegebenheiten mussten sich die zwölf verschiedenen Teams von ArchitektInnen, die sich mit ihren Entwürfen am Wettbewerb für den Bau der neuen Wohnsiedlung Letzibach D beteiligt haben, auseinandersetzen. Auf dem rund 10 000 Quadratmeter grossen Areal möchte die Stadt Zürich nämlich gemeinsam mit der Stiftung Wohnen für kinderreiche Familien und der Stiftung Alterswohnen 250 gemeinnützige Wohnungen bauen. Davon sollen 50 Wohnungen kinderreichen Familien zur Verfügung stehen, 87 Wohnungen entfallen auf die Liegenschaftenverwaltung der Stadt Zürich und 110 Wohnungen sollen als Alterswohnungen dienen.

An der Medienkonferenz zur Preisvergabe des Architekturwettbewerbs betonte Stadtrat André Odermatt (SP): «Die Durchmischung muss stimmen. Eine lebendige Stadt braucht soziale Durchmischung bis ins Zentrum hinein.» Mit der Vereinigung dieser drei Bauträger, die für drei Generationen stehen, sei die Durchmischung gewährleistet. Odermatt wies auch darauf hin, dass die Stadt bis 2030 grossen Zuwachs erhalte – so erwartet man ein Bevölkerungswachstum um 70 000 bis 80 000 Menschen, was der Einwohnerzahl einer Stadt wie Luzern oder St. Gallen entspricht. Zwar stellt die Siedlung Letzibach D nur einen kleinen Beitrag zur Schaffung von Wohnraum dar, doch, so Odermatt: «Wir haben bei der Stadt Zürich eine erfreuliche Dynamik bei der Bautätigkeit. Der gemeinnützige Wohnungsbau entwickelt sich gut.» Stadtrat Daniel Leupi ergänzte, dass mit dem Projekt Letzibach D ein Schritt in die richtige Richtung des Volksentscheides von 2011 gemacht werde, mit dem in der Gemeindeordnung festgeschrieben wurde, dass der Anteil an gemeinnützigen Wohnungen am Mietwohnungsbestand bis 2050 auf einen Drittel ansteigen soll.

 

Ein Gebäude für alle

«Das Projekt Letzibach D passt zu Altstetten», führte Odermatt weiter aus; rund um den Bahnhof entstehe ein neues urbanes Zentrum in einem Raum, der geprägt sei von grossen Industriearealen und Neubauten. «Das Quartier ist im Fokus der Verdichtung.» Deswegen, und auch um so vielen Menschen auf dem Areal Letzibach D Platz bieten zu können, brauche es Hochhauslösungen. Dem Projekt «Mira» vom Team Gut&Schoep Architekten gelang es schliesslich, sich gegen die elf MitstreiterInnen durchzusetzen. Alle 250 Wohnungen finden bei diesem Projekt in einem Baukörper Platz. An das längliche Gebäude schliesst ein sechzig Meter hoher Hochhausturm an. Der gesamte Gebäudekomplex rahmt einen Grünraum ein, auf dem ein Spielplatz und Pflanzengärten für die BewohnerInnen entstehen sollen. Ausserdem befinden sich im geplanten Gebäude zwei Kindergärten und rund 1500 Quadratmeter Fläche für gewerbliche Nutzungen, wie Büros, Ateliers oder ein Café. Die Jury wählte das Siegerprojekt «Mira» zusammen mit dem zweitplatzierten «Rambla» in einer ersten Runde aus, um sie den ArchitektInnen zur Überarbeitung zurückzugeben. Auch das Projekt «Rambla» sah einen einzigen Gebäudekomplex vor, allerdings mit je einem Hochhaus an den beiden Enden des Baukörpers. Die Jury gab die Projekte unter anderem deshalb zur Überarbeitung zurück, da beide Projekte den finanziellen Rahmen um über zehn Prozent gesprengt hätten. Während die ArchitektInnen von «Mira» lediglich Kostenoptimierungen an der Fassade vornahmen, entschieden sich die PlanerInnen von «Rambla» in einem radikalen Schritt dafür, eines der beiden Hochhäuser ganz wegzulassen. Dies veranlasste die Jury jedoch, sich für «Mira» zu entscheiden, da der gewünschte Charakter von «Rambla» zu stark verändert gewesen sei, so der Vorsitzende der Jury, Jeremy Hoskyn.

 

Kosten

Die geplanten Kosten für den Neubau betragen 105 Millionen Franken. Der Objektkredit soll 2017 im Gemeinderat debattiert werden, eine Volksabstimmung ist für 2018 vorgesehen. Der Anteil der subventionierten Wohnungen in Letzibach D umfasst bei den städtischen Wohnungen einen Drittel und bei den Wohnungen der beiden Stiftungen die Mehrheit. Dies entspricht den kantonalen Richtlinien zur Wohnbauförderung. Das Grundstück konnte die Stadt Zürich im Jahr 2014 von den SBB für 18 Millionen Franken erwerben. Tatsächlich wurde der Landwert auf 24 Millionen Franken geschätzt. Die Stadt Zürich schreibt in ihrer Medienmitteilung dazu: «Mit diesem Entgegenkommen lösen die SBB eine Zusicherung ein, die sie zugunsten des gemeinnützigen Wohnungsbaus gegenüber der Stadt abgegeben haben.» Die Siedlung Letzibach D wird voraussichtlich im Jahr 2021 fertiggestellt und trägt bis dann hoffentlich erfolgreich zur viel erwähnten Durchmischung in Altstetten bei, diesem Quartier im Umbruch.

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