Die 20er-Jahre – erstaunlich aktuell

von Suzanne Zahnd

 

«Schall und Rauch – die wilden Zwanziger», eine Ausstellung, die eigentlich zeitgleich mit den Zürcher Festspielen hätte stattfinden sollen, wurde wegen Covid-19 mit Verspätung, dafür mit fast allen angefragten Werken (ausser zwei Leihgaben, die den Weg nicht rechtzeitig gefunden haben) eröffnet. In dieser Schau knüpft die Kuratorin Cathé­rine Hug an die multimedialen Themenausstellungen von Harald Szeemann in den siebziger Jahren an.

 

In sechs Kapiteln, die sich mit dem Abschied vom Kriegstrauma, neuen Rollenbildern, der Moderevolution, Design und Architektur, neuen Sehgewohnheiten und Tanz befassen, treten Bauhaus, Dada, neue Sachlichkeit sowie Design- und Achitekturikonen des Modernismus in einen Dialog: Möbel, Filme, Fotografien, Malerei, Architekturzeichnungen, Schaufensterpuppen mit Kleidern, Skulpturen und Stoffe. Zwischen Kandinsky und Josephine Baker und anderen grossen Namen gibt es auch viel zu entdecken, etwa die Restauration einer Fotoausstellung von 1929, in der man sich an einer Virtual-Reality-Station bewegen kann (keine Angst, der Helm wird ständig desinfiziert).

 

«Schall und Rauch» lässt den Geist des Aufbruchs und der Experimentierfreude aufsteigen, der aus den Trümmern des 1. Weltkriegs aufstand. Klassische Rollenbilder kamen ins Wanken, urbanistische Visionen wurden entworfen, Körper und Sexualität wurden befreit und Minderheiten verschafften sich Gehör in Politik und Kultur. Grossartige KünstlerInnen der Epoche aus verschiedensten Sparten und Ländern treffen in dieser gross-
artigen Ausstellung aufeinander. Ergänzt durch ein paar wenige zeitgenössische Werke, die sich explizit mit den 1920ern befassen und eine Brücke in die Gegenwart schlagen.

 

StudentInnen der ZHdK unter der Leitung von Katharina Tietze haben mit aktuellen Bilderwelten auf die Werke in der Ausstellung reagiert. Die Ergebnisse sind online abrufbar (trendsandidentity.zhdk.ch). Das Veranstaltungsprogramm zur Ausstellung wurde in den Herbst verschoben.

 

Bis 11. Oktober 2020 im Kunsthaus Zürich, Fr-So/Di 10 – 18 Uhr, Mi/Do 10 – 20 Uhr,
www.kunsthaus.ch

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