Demut/Müller und der Kunstmeter

Das Art Dock Zürich in der letzten noch erhaltenen Halle des ehemaligen Güterbahnhofs wird morgen Samstag wiedereröffnet. Neu ist der gesamte Nachlass von Trudi Demut und Otto Müller zu sehen – inklusive Zeichnungen und Skizzen.

 

Vor rund einem Jahr sah es schlecht aus fürs Art Dock Zürich an der Hohlstrasse 258: Im ‹Tagblatt der Stadt Zürich› war der Konkurs der Stiftung Demut-Müller veröffentlicht worden. Der Konkurs sei allerdings eröffnet worden, ohne dass die Stiftung «echte Schulden» gehabt habe, erklärt Art-Dock-Stiftungspräsident Ralph Baenziger auf Anfrage: «Im Schuldenruf wurden 97,5 Prozent ausgewiesene Darlehen und 2,5 Prozent fragwürdige Nachforderungen angemeldet. Die 97,5 Prozent wurden im Einvernehmen mit den verzichtswilligen vier Darlehensgebern für den Unterhalt der Oeuvres und die kontinuierlichen Themenausstellungen eingesetzt. Die 2,5 Prozent sind nachträgliche, bisher nie ausgewiesene Forderungen von drei Insidern, die zusätzliches Geld verlangen – was die vier Darlehensgeber nach wie vor bestreiten.»

 

Bis dieser Konflikt gelöst sei, müsse die Welt allerdings nicht stillstehen: «Die Kunstwerke im Art Dock dürfen verkauft, der Erlös kann nötigenfalls fürs Zurückzahlen bestrittener Forderungen verwendet werden.» Und so öffnet morgen Samstag das «Art Dock All New» seine Tore zu einer grossen (Verkaufs-)Ausstellung.

 

Die bereits seit 2014 im Art Dock gezeigten Oeuvres von Trudi Demut und Otto Müller wurden 2019 inventarisiert und neu präsentiert. Nun sind die vollständigen Werke der beiden zu sehen, inklusive Zeichnungen und Skizzen. Die Sammlung zeitgenössischer Kunst umfasst die Werke von 123 Künstlerinnen und Künstlern. In Sonderausstellungen werden die Nachlässe von Esther Brunner und Piro Autenheimer präsentiert. Ebenfalls ihren eigenen Raum bekommen die seit 2013 verstorbenen Künstlerinnen und Künstler, beispielsweise Jürg Altherr, Hannes R. Bossert oder Peter Storrer.

 

Neu aufgebaut werden im «Open House» des Art Docks zurzeit die sogenannten Kunstmeter-Einspielungen. Bis 2018 haben 432 KünstlerInnen ihre Werke auf jeweils sechs bis zwölf Laufmetern im Art Dock eingebracht. Nun bekommen bereits am Art Dock partizipierende wie auch neu dazustossende Künstlerinnen und Künstler je einen Kunstmeter Platz, sprich eine dünne, weiss gestrichene Fläche von einem Meter Breite und zweieinhalb Metern Höhe. Dort können sie ihre Werksgruppe präsentieren. Die Aktion dauert noch bis Pfingsten 2020. Ein ganz spezielles, zeitgenössisches Kunstwerk empfängt die BesucherInnen der Wiedereröffnung übrigens schon auf der Terrasse vor dem Eingang. Was es mit Stadtpräsidentin Corine Mauch zu tun hat? Sehen Sie selbst!

 

Wiedereröffnung Art Dock am Samstag, 7. Dezember ab 15 Uhr. Öffnungszeiten Ausstellung: Mittwoch bis Sonntag 11 bis 20 Uhr. Art Dock, Hohlstrasse 258, 8004 Zürich, art-dock-zh.ch/new

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