Das Smartvote-Phänomen

Die Wahlanalysen im P.S. sind zwar interessant, aber erklären zu wenig, warum die Nationalratswahlen für die SP so viel schlechter ausgefallen sind als die Kantonsratswahlen. Aus Beobachtungen im Wahlbüro ist mir aufgefallen, dass bei den Nationalratswahlen 2019 im Vergleich zu früher ein deutlich höherer Anteil an ausgefüllten leeren Listen auftrat.

 

Offenbar gibt es gerade im Segment der früheren SP-Wählerinnen und -Wähler viele Leute, die für das Wählen die Tools im Internet wie beispielsweise Smartvote zu Rate ziehen. Das heisst, sie füllen dort die Fragen aus und erhalten dann von Smartvote KandidatInnen vorgeschlagen, die man auf die leere Liste übertragen kann.

 

SP müsste breiter aufgestellt sein

Für Wählerinnen und Wähler, die sich eher dem rechten Flügel der SP zugehörig fühlen, bedeutet dies, dass Smartvote nebst KandidatInnen auf der SP-Liste eine grosse Zahl von KandidatInnen auf der Liste der GLP, der Jungen GLP, von GLP-UnternehmerInnen, Senior-GLP und ähnlichen Listen präsentierte. Diese Unterlisten waren bei den Kantonsratswahlen nicht möglich, bei den Nationalratswahlen jedoch schon.

 

Bei den Nationalratswahlen waren vor allem Personen des linken SP-Flügels in der SP-Hauptliste und auf der Juso-Liste stark präsent. Jedoch verlor die SP wegen dieses Smartevote-Phänomens in Kombination mit den Listenverbindungen die weiteren möglichen Wählersegmente auf dem rechten Flügel der SP. Für mich bedeutet dies, dass die SP im Kanton Zürich als Volkspartei breiter aufgestellt sein müsste, wenn sie mehr als bloss sieben Mandate gewinnen möchte.

 

Philipp Flach, Präsident SP Bezirk Bülach, Dietlikon

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