Bücher
Wie eine Träne im Ozean
Welch ein Leben, welch ein Werk! Im Wiener Sonderzahl-Verlag ist eine dreibändige Werkausgabe des jüdischen Schriftstellers und Individualpsychologen Manès Sperber erschienen, dessen Trilogie «Wie eine Träne im Ozean» die totalitärsten anderthalb Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts literarisch verarbeitet.
Schmuggel im Fextal und im Bergell
Mirella Carbone und Joachim Jung untersuchen anhand von Quellen und Zeitzeugen den Schmuggel und die Flüchtlingsbewegungen im Fextal und im Bergell zwischen 1930 und 1948. Dabei gehen sie eingehend auf die Arbeitsbedingungen der Grenzwächter ein.
Aprikosenbäume
Die Autorin, aufgewachsen in der Schweiz, erzählt ihren Kindern Geschichten vom Dorf ihres Vaters und ihren Grosseltern. Diese wohnten in einem ostanatolischen Dorf, hatten Haus und einen Garten mit Bäumen. Darunter auch Aprikosenbäume. Die Kinder möchten nun einmal diese Aprikosenbäume sehen. Die Autorin erinnert sich an ihre Kindheit, die sie in den Ferien oft bei den Grosseltern…
Die mehrfach vergebene Demokratie
In seinem Buch «Schicksalsstunden einer Demokratie» zeigt der Historiker Volker Ullrich, wie die Weimarer Republik mehrfach scheiterte und dass dazu zu wechselnden Zeiten viele beitrugen.
Weitgehend Klatschgeschichten
«Sisis Zuflucht» von Michael van Orsouw beschreibtdetailreich die verschiedenen Aufenthalte der österreichischen Kaiserin Elisabeth in der Schweiz. Dabei handelte es sich um Aufenthalte, die entweder der Erholung oder der Pflege der Verwandtschaft dienten. Politisch wurde nur ihre Ermordung 1898 in Genf. Das Buch ist – das ist keineswegs despektierlich gemeint – im Wesentlichen eine…
Tod am Rhein
«Tod am Rhein» von Sandra Pfändler ist sicher kein üblicher Krimi, da die Autorin sich sehr auf die Hauptfiguren konzentriert, insbesondere auf den Schaffhauser Oberleutnant Alberto Brambilla und seinen Freund Sergio, der eine Taverne in Stein am Rhein führt, in der der Oberleutnant einen grossen Teil seiner Freizeit vor einem oder einigen guten Gläsern Wein und Gesprächen mit seinem…
Rheinnomaden
Ist es nicht Willkür, das Alter einer Gemeinde mit dem ältesten vorliegenden Dokument zu bestimmen? Vielleicht wohnten hier schon Menschen, die keine schriftlichen Dokumente kannten. Am Beispiel von Rheinklingen, dessen erstes Schriftstück aus dem Jahre 853 n. Chr. stammt, zeigt der ehemalige SP-Nationalrat Hans-Jürg Fehr auf, dass die Archäologie da helfen kann. Zahlreiche gefundene, «von…
Die Tote von Harvard
Das Hauptthema – des 1981 erstmals erschienenen Romans – ist schon auf der ersten Seite klar. An der renommierten Harvard-Universität ist man (Mann) bestürzt. Ein anonymer Stifter finanziert einen Lehrstuhl an der anglistischen Fakultät mit der einzigen Bedingung: Es muss eine Frau sein. Die Geschichte, die sich daraus ergibt, ist unfassbar, amüsant und geistreich. Im Mittelpunkt…
Roland Baines
Als Sohn eines britischen Offiziers wächst Roland Baines in Libyen auf. Kaum elf Jahre alt, begleiten ihn seine Eltern nach England ins Internat. Hier, gut 3000 km von der Mutter entfernt, geht sein Leben weiter. Mit der Mutter kann er nur brieflich verkehren. Roland, der in Libyen ein freies Kinderleben führen konnte, muss sich hier einordnen. Im Internat muss er «zügig lernen, nach der…
Hitzenacht
Der Autor, Nikolaj Schultz, lebt in Paris und leidet im Sommer – selbst in der Nacht – unter der Hitze. Er kann nicht schlafen, wälzt sich im Bett. Gleichzeitig wälzen sich Gedanken in seinem Hirn. War es im Sommer immer so heiss? Falls nicht, was sind die Gründe für diese Hitze? Der Autor weiss um den Klimawandel, denkt darüber nach. Er braucht zu viel warmes Wasser, der Kaffeeverbrauch…
Naiv und gewitzt
Der Polizist Koni Bühler, der in einer Kleinstadt im Mittelland amtet und viel lieber Bauer wäre, erhält zusammen mit seinem Freund, dem Werkmeister Bamert – die beiden kennen sich aus ihrer Zeit als Zöllner – vom Bürgermeister den Auftrag, einen Teil der Vorbereitungen für das 900-Jahresfest des Städtchens zu organisieren. Nur passt wenig zusammen. Die Urkunde, die das Gründungsdatum…
Haarsträubendes
Beim Recherchieren zu einem anderen Buch stiess ich auf ein zuvor übersehenes Mühle-Erstlesebuch. Es klang so amüsant, dass ich es nachbestellte. Kommentar der Pressevermittlerin: «Jörg Mühles Humor ist unschlagbar.» Stimmt! Plötzlich sind Vaters Haare weg, seine Haare, mit denen er ein ganzes Leben verbracht hatte, die mit ihm lesen, schreiben und rechnen gelernt hatten – auf und davon!…
Derb
Der zurückhaltende Ich-Erzähler verliess wegen seiner Homosexualität seine Familie auf dem Land. Sein Vater gehört zu den Grossbauern, seine Mutter ist verstummt. Die Schwester liebt ihren Mann, er sie auch, aber er ist notorisch untreu. Beide hängen an ihrem Sohn Daniel, der sich mit Toti, einem Flüchtling aus Syrien befreundet, was auch zur Freundschaft mit dem Grossvater führt, der mit…
Wer weiss, wer schwarz
Elf Romane hat die US-amerikanische Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Toni Morrison geschrieben und nur eine einzige Kurzgeschichte. «Rezitativ» ist 1983 erschienen und liegt jetzt erstmals auf Deutsch vor. In Morrisons Texten geht es immer wieder um die Frage, wie die Hautfarbe unsere Wahrnehmung und unser Schicksal beeinflusst und wie sich die US-amerikanische Geschichte der…
Sprunghaft
Die österreichische Autorin Brigitte Knapp macht es zumindest mir nicht leicht, dem Sinne ihrer Erzählungen immer genau zu folgen. Dafür überrascht sie mit einer Folge von faszinierenden Wort- und/oder Satzfolgen, die Zug und Melodie aufweisen, auch wenn der inhaltliche Zusammenhang zumindest für mich nicht immer herstellbar ist. In der Titelgeschichte «Fischer am Berge» geht es immer…
Soziale Heimatpartei
Die beiden Journalisten Gernot Bauer und Robert Treichlerbefassen sich in ihrem Buch mit Herbert Kickl, dem Vorsitzenden der Freiheitlichen in Österreich, einem Rechtspopulisten mit intakten Chancen, die kommenden Nationalratswahlen zu gewinnen. Im zweiten Teil geht es um Rechtspopulismus in Europa. Das Buch bietet im ersten, weitaus längeren Teil sehr viele Fakten zum Lebenslauf des 1968…