Zürcherisch

Der erste Fall des Rabbi Klein ist für ihn nicht ganz ohne. Umgebracht wurde Nachum Berger, Lehrer an der jüdischen Schule und so etwas wie ein Freund von ihm. Der Tat dringend verdächtig ist der orthodoxe Händler Josef Gut, mit dessen Frau er ein Verhältnis hatte. Das fand er heraus, als er die Mails las, die ihm Kommissarin Karin Bänziger zum Übersetzen aus dem Hebräischen gegeben hatte. Er muss einen Glaubensgenossen anschwärzen, was ihm alles andere als leichtfällt. Diese Thematik beherrscht die Geschichte in der Folge noch viel mehr: In den Verdacht kommt auch David, einer seiner jugendlichen Schützlinge, der sich in Israel zum ultraorthodoxen Rabbiner ausbilden lässt und zu dem er den Kontakt verloren hat. Er findet ihn wieder, als er dem Leben des Ermordeten in Israel nachspürt, wo er eine Frau hinterlassen hat. In Jerusalem wird er vom Oberrabbinat entgegen des Versprechens nicht empfangen, entdeckt aber, dass David den Ermordeten gekannt haben muss.

Der Reiz des Buches liegt vor allem darin, dass der Autor durch die Brille des Rabbi sehr anschaulich jüdische Verhältnisse und Denken in Zürich vermittelt; wohlwollend, aber keineswegs idealisierend.

Alfred Bodenheimer: Kains Opfer. Atlantis Verlag 2024, 217 Seiten, ca. 28 Franken.