Tod am Rhein

«Tod am Rhein» von Sandra Pfändler ist sicher kein üblicher Krimi, da die Autorin sich sehr auf die Hauptfiguren konzen­triert, insbesondere auf den Schaffhauser Oberleutnant Alberto Brambilla und seinen Freund Sergio, der eine Taverne in Stein am Rhein führt, in der der Oberleutnant einen grossen Teil seiner Freizeit vor einem oder einigen guten Gläsern Wein und Gesprächen mit seinem Freund verbringt, der seinerseits kein Essen anbietet, da er dies als zu aufwendig einschätzt. Alberto hat aus verwandtschaftlichen und dubiosen sizilianischen Quellen ein anständiges Vermögen geerbt, das er vor allem in alte Autos investiert. Dazu liegt er mit seinem Vorgesetzten Zimmermann im offenen Dauerstreit, dessen Schilderung mitunter ausgesprochen amüsant ist, mitunter ist das ständige Aufeinanderprallen der beiden Alphatierchen aber etwas mühsam und nimmt gar viel Platz ein. Die Mannschaft begreift das ständige Aufbegehren Albertos gegen seinen Chef auch nicht immer, ist aber auf seiner Seite; auch weil er bisher hervorragende Ergebnisse lieferte – auch wenn er sich mehr auf seinen Bauch als auf systematische Polizeiarbeit verliess.

In diesem Fall ist er – trotz aller Aggressivität gegenüber Xystus, dem Mann des Opfers – schon bald am Ende seines Lateins. Die 73 jährige Lydia Furger wurde im Stadtgarten tot aufgefunden und zwar so, dass ein Selbstmord zwar unwahrscheinlich, aber eben auch nicht ausgeschlossen ist. Sie führten eine ausgesprochen harmonische Ehe. Trotzdem traf Brambilla Xystus so in Begleitung von Alena Steiner, dass er eine Affäre vermuten musste. Die junge Frau arbeitet als Praxishilfe beim Dorfarzt (dem Nachfolger von Furger) und sie fasziniert den Oberleutnant. Dabei muss er allerdings feststellen, dass sie zu einigen älteren Herren Beziehungen unterhält, die sie aus der Praxis kennt und von denen sie weiss, dass ihr Tod in nächster Zeit bevorsteht. Es gelingt indes weder Brambilla noch seinen Mitarbeiter:innen, der Arztgehilfin etwas Ungesetzliches nachzuweisen. Sie finden lediglich heraus, dass es ihr finanziell recht gut geht. Im Gespräch mit dem Dorfarzt stellt sich heraus, dass die Ermordete Lydia an einem unheilbaren Krebs litt, was eine Tötung durch die Arztgehilfin unwahrscheinlich machte. Ebenso stellt sich heraus, dass ihr Mann an einer beginnenden Demenz litt, was seine wiederholten Weigerungen, Fragen zu beantworten erklärt. Brambilla steht also mit ziemlich abgesägten Hosen da, dafür erbt er vom Hauptverdächtigen einen grossen und gutmütigen Hund. Und ich als Leser erhielt zwar keinen sehr spannenden Krimi, aber eine weitgehend gute Geschichte. kl.

Sandra Pfändler: Tod am Rhein. Zytglogge Verlag 2024, 362 Seiten, 23 Franken.