Die österreichische Autorin Brigitte Knapp macht es zumindest mir nicht leicht, dem Sinne ihrer Erzählungen immer genau zu folgen. Dafür überrascht sie mit einer Folge von faszinierenden Wort- und/oder Satzfolgen, die Zug und Melodie aufweisen, auch wenn der inhaltliche Zusammenhang zumindest für mich nicht immer herstellbar ist. In der Titelgeschichte «Fischer am Berge» geht es immer wieder um eine Bergtour, in der zwei Männer in einer Lawine umkamen und zwei Frauen zurückbleiben, die sich kennen und doch wieder nicht. Eine ist die «Frau mit dem gängigen Namen Maria Maier», die andere die Frau mit dem gelben Hut, die sich immer wieder suchen und irgendwie auch finden, wobei das Bild eines Fischers mitspielt, der aber Geschichten statt Fische fischt. Geschichten, die dann auch zu gross werden können.
Es gibt auch verständlichere Geschichten, etwa jene, die zwei Frauen zeigen: Die eine stellt Schmuck her, die andere kauft ihn im Laden mit einem Gutschein ihres Freundes, mit dem sie gerade einen Autounfall hatte und nicht weiss, ob er überlebt, während die andere mit ihrem Handwerk in Bogota nun überleben kann. Erzählungen ohne durchgehende Botschaften, aber vielen Sprachfeinheiten.
Brigitte Knapp: Fischer am Berge. Laurin Verlag 2023, 128 Seiten, ca. 29 Franken.