Als Sohn eines britischen Offiziers wächst Roland Baines in Libyen auf. Kaum elf Jahre alt, begleiten ihn seine Eltern nach England ins Internat. Hier, gut 3000 km von der Mutter entfernt, geht sein Leben weiter. Mit der Mutter kann er nur brieflich verkehren. Roland, der in Libyen ein freies Kinderleben führen konnte, muss sich hier einordnen. Im Internat muss er «zügig lernen, nach der Uhr zu leben». Sonst kriegt er Ärger. Bei Miss Miriam Cornell soll er Klavierspielen lernen. Er hasst die noch junge Lehrerin, weil sie pingelig ist, anderseits fühlt er sich von ihr auch angezogen. Nach einer speziellen Begegnung mit ihr, die eine seelische Wunde hinterlässt, ist sein Leben nie mehr wie zuvor.
Roland hat vielfältige Talente. Als junger Mann lässt er sich durchs Leben treiben, arbeitet mal als Texter oder Barpianist, hat kurze Freundschaften mit Frauen. Beim Deutschunterricht lernt er Alissa Eberhardt kennen. Zusammen besuchen sie Freunde in der DDR, heiraten bald. Doch kaum ist das Baby vier Monate alt, verlässt Alissa ihn und das Kind im Jahre 1986 und wird später – im Gegensatz zu ihm – eine berühmte Schriftstellerin. Während sich die Leute wegen der Atomkatastrophe von Tschernobyl sorgen, sucht Roland nach Antworten zu seinem bisher rastlosen Leben und nach den Gründen der Trennung durch Alissa. Halt findet er bei Daphne, einer gemeinsamen Bekannten von Larissa und ihm. Und er sorgt gut für seinen Sohn Lawrence. Je älter Roland wird, umso mehr versucht er sich mit seinem unsteten Leben und sogar mit Miriam Cornell zu versöhnen.
Der Autor Ian McEwan erzählt spannend das abenteuerliche Auf und Ab im Leben seines auch politischen Protagonisten Roland, der eine Zeitlang Mitglied der Labour-Party ist. Das Leben von Roland steht so immer auch im Zusammenhang mit den grossen geschichtlichen Ereignissen seit 1948 bis heute. Packendes Buch!
Ian McEwan: Lektionen. Roman, Diogenes 2022, 714 Seiten, 42 Franken (Taschenbuch ab
Dezember 2024)