CPAPT

«Stanislaw Petrow lebte mit Frau und Kindern in der Sowjetunion in einem Städtchen, das auf keiner Karte zu finden war.» So beginnt dieser Roman, der kein Märchen ist. Stasik, so nannte ihn die Mutter, schaute als Kind meist in den Himmel, statt auf die Erde. «Er beschloss, den Himmel zu seinem Beruf zu machen.» Aber wie? Er studierte Radioelektronik, wurde Spezialist für Algorithmen und wurde dank seinen Fähigkeiten eingestellt zum Aufbau eines Raketenfrühwarnsystems, «das Amerika schon besass und der Sowjetunion noch fehlte». Auf dieser geheimen Frühwarnstation in der Umgebung des Städtchens arbeitete Stasik und schaute in den Himmel, ob da keine Raketen mit Atombomben auf sein Land zuflogen.

Am Sonntag, 25. September 1983, widmet Stasik sich der Familie und dem Pilze suchen. Gegen Abend läutet das Telefon. Sein Kollege ist krank. Stasik muss dessen Dienst übernehmen. Etwas widerwillig fährt er ins Kontrollzentrum. Da läuft alles normal. Um 0:15 Uhr geht die Sirene los: Alarm! Auf dem Lichtband erscheint in «blutroten Lettern: CTAPT», auf Deutsch «START». Eine Rakete ist gestartet, nicht eine eigene, sondern eine der USA. Stasik erstarrt. In 27 Minuten wird die Rakete in Moskau sein. Er blickt auf die Landkarte im Bildschirm. Ist da eine Rakete unterwegs sichtbar? Er müsste zum Telefon greifen, den General informieren, damit der Gegenschlag ausgeführt werden kann. Stasik will ganz sicher sein. Vielleicht ist es nur eine Fehlanzeige des Systems. Er befiehlt, alles zu überprüfen, was überprüfbar ist. Abwarten, statt überstürzt handeln, ist seine innere Haltung. Das wird ihn in Schwierigkeiten bringen, auch wenn sich sein Abwarten als richtig erweisen wird.

Die gut und spannend erzählte Geschichte basiert auf dem tatsächlichen Vorfall während der Zeit des Kalten Krieges. Der Autor zeigt, was ein einzelner Mensch bewirken kann. Der in einfachen, lakonischen Sätzen geschriebene Text entspricht dabei dem Charakter des Protagonisten Stanislaw Petrow. Dieser wurde nicht als Held gefeiert oder befördert, obwohl er eine atomare Katastrophe verhinderte.

Lukas Maisel: Wie ein Mann nichts tat und so die Welt rettete. Rowohlt, 2025, 123 Seiten, ca. 33.40 Franken.