Bla, bla, bla
Das Leben aus der Froschperspektive … Die Welt- und Wetterlage schlägt aufs Gemüt. Man kommt einfach nicht hoch. Sitzt auf der untersten Stufe der Leiter und hat nichts zu Quaken. Steckt in diesem Gurkenglas fest. Womit liesse sich die Zeit vertreiben – und wozu eigentlich? Sie zerrinnt ohnehin zwischen den Schwimmhäuten, schleichend und rasend zugleich. Nabelschau hat man schon lange satt. Glotz, glotz, glotz durch die Scheibe auf diesen gschpässigen Frühling (wobei Spass ja anders aussieht). Wenigstens ist es schön feucht draussen. Die Natur beklagt sich nicht über die Kühle – überall üppigstes Grün. Die Böden besaufen sich, und die sturmgeplagten Bäume berauschen sich. Das wird sicher ein super Pilz- und Gartenjahr werden! À propos: Was liegt denn da auf dem Fenstersims?
Ein Päckchen Öko-Düngestäbchen für den Balkongarten, dreisprachig angeschrieben. Auf Deutsch: «Dünger». Das kommt von Dung, also Mist, vulgo Scheisse, und riecht förmlich nach Jauchegrube, auch wenn nur Horn- und Fischmehl, Kaliumsulfat und Talk drin sind. Ja ja, die deutsche Affinität zum kackbraunen Schlick halt. Auf Französisch hingegen: «Engrais». Die Verwandtschaft mit graisse = Fett lässt sich nicht leugnen. Oh là là, foie gras – wonnige Wohlgenährtheit und allerlei gut geschmierte Feinschmeckereien tauchen vor dem geistigen Auge auf. Im frankophonen Sprachraum speisen eben auch die Pflanzen wie Gott in Frankreich. Und auf Italienisch gar: «Fertilizzante». Nichts weniger als ein Fruchtbarkeitsbeförderer – wer wollte hier nicht an Fortpflanzung denken, vielleicht sogar an ein Aphrodisiakum? Hier liegt Liebe in der Luft, l‘amooore!
Manchmal klettert der Frosch doch die Leiter hoch und watschelt in ein anderes Feuchtgebiet. Leider muss er da mindestens bis Schinznach fahren, weil alle näher liegenden Bäder wegen Corona geschlossen sind (obwohl er sich doch brav impfen liess und bestimmt niemanden ansteckt!). Hier kann er sich für 19 Franken zwischen unzählige ArtgenossInnen drängen, für einen Platz auf der Sprudel-Liege anstehen (oder wie würden Sie diesen Schwimmstil nennen, bei dem Arme und Beine im Wasser kreisen, um den Körper an Ort und Stelle zu halten?), durch einen Mini-Fluss wuppen, bis ihm trümlig wird (gibts das auch auf Hauchdeutsch?) Ist ja nicht ganz dasselbe wie schwindlig… Da kommt mir ferner in den Sinn: Wie übersetzt man eigentlich engl. to float oder ital. stare a galla auf Deutsch? Es bedeutet ja eben nicht schwimmen, sondern etwas viel Passiveres, noch passiver als sich treiben lassen; treiben triffts nicht auf den Punkt und schweben würden wir ja eher in der Luft, gell?) Jä nu, segs (nicht Sex!) wies well, jedenfalls wird frosch anschliessend im Schwimmbecken von Kampfcrawlern aus der Bahn geworfen und muss zum Schluss kalt duschen, weil das Warmwasser alle ist… Baden ist auch gar nicht so erbaulich, wenn es wie aus Kübeln giesst und die Lippen über Wasser blau werden.
Da hockt selbst ein Frosch lieber am Trockenen. Also hopst er zur Zeit fast täglich ins Kino und guckt – egal, was. Hauptsache, die Bilddiagonale ist grösser als im Heimkino und die Filme sind untertitelt. So bietet sich manch sprachkundliche Einsicht an, etwa im argentinischen Film «El Robo del Siglo». Sagt der eine Ganove über den anderen: «Der redet ohne Punkt und Komma», also im Original: «Habla, habla, habla» … Bla, bla, bla. Oder?
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