Bernds Andenken

Der Sommersturm «Bernd» richtete im Juli letzten Jahres gewaltige Schäden an den Stadtbäumen und auch im Wald an, schlug Schneisen und kahle Flächen in grünes Dickicht und reduzierte den Baumbestand an einigen Orten erheblich. Grün Stadt Zürich lud am Mittwoch zum Rundgang auf dem Käferberg und zeigte, wie die Stadt mit den Schäden umgeht. 

 

Sergio Scagliola

 

Die Spaziergänge auf dem Käferberg oder dem Üetliberg bieten immer wieder unerwünschte Panoramablicke auf Teile der Stadt, wo vor einem Jahr noch dichter Wald als natürlicher Sichtschutz fungierte. Der Sommersturm «Bernd» schuf einschneidend, teuer und vehement Abhilfe und richtete im Stadtwald insbesondere in Zürich-West und Zürich-Nord grosse Schäden an. Ein Jahr später zeigt sich genau in diesen Schäden, dass sich die städtische Forstplanung bewährt. Grün Stadt Zürich stellt anhand des am Mittwoch vorgestellten Beispiels des Käferbergs fest, dass die Schäden zwar vehement waren und beachtliche Sturmholzmengen produziert haben, sich dadurch aber auch Chancen für etwa grössere Biodiversität bieten. 

 

Am regnerischen Rundgang am Mittwochmorgen führte Stadtforstingenieur Oliver Gerlach die versammelte Truppe Medienschaffender in Schulexkursionsmanier durch den Stadtwald über dem Bucheggplatz und zeigte insbesondere zwei Strategien, wie der Wald nach Sturmschäden gepflegt wird. Dies geschieht aktiv und passiv. Eine aktive Strategie, die unabhängig von Stürmen praktiziert wird, ist beispielsweise die Dauerwaldbewirtschaftung – eine Massnahme zur Naturverjüngung, bei der auf einer Waldfläche als Ziel gesetzt wird, eine möglichst durchmischte Baumlandschaft in allen Altersstufen zu haben. Die Stadt verfolgt diese Strategie seit rund vierzig Jahren. Bei Stürmen hat sich diese als erfolgreich bewiesen, weil insbesondere alte, mächtige Bäume von Gewittern betroffen sind, wobei die jüngeren meist dank besserem Schutz vor den Winden am Boden Unwettern besser standhalten. Wo nun Kahlflächen sind, die Bernd geschlagen hat, werden auch vermehrt Ergänzungspflanzen eingesetzt – etwa Baumarten wie die Eiche, die besser auf zukünftig erwartetes Klima abgestimmt ist.

 

Aber auch Nichtstun ist eine valide Option. An einigen Stellen im Käferberg hat Grün Stadt Zürich einige Flächen als Totholzdeponie markiert. Die entwurzelten oder vollständig demolierten Bäume werden dabei einfach liegengelassen – im Namen der Biodiversität. Denn durch einen völlig anderen Zersetzungsprozess, wie so initiiert wird, kann der Wald an Artenvielfalt zurückgewinnen. 

 

Dennoch: Der Blick auf die kahlgeschlagenen Flächen ist eindrücklich. Die von Bernd zurückgelassenen 6000 Kubikmeter Sturmholz alleine im städtischen Wald entsprechen ungefähr der Menge, die die Stadt jährlich gezielt abbaut, erklärte der Stadtforstingenieur. Verheerend war Bernd insbesondere, weil es sich um einen Sommersturm handelte, der die Bäume in ihrer besten Form erwischt hatte. Präventionsmassnahmen sieht Grün Stadt Zürich nicht vor: Sicherung im Vornherein sei in einem Wald ohnehin schwierig und man sei sich auch bewusst, dass es mehr Stürme geben dürfte, so Oliver Gerlach, aber Stürme seien letzten Endes auch normal und der Wald könne sich von einem solchen Sturm erholen – auch wenn es zwei bis drei Jahrzehnte gehen wird, bis aus den kahlen Flächen das Grün wieder in die Höhe schiesst. 

 

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