- Im Kino
Atemlos
Jeder Handgriff sitzt. Die Konzentration ist konstant hoch. Unter Stress freundlich und empathisch bleiben und gleichwohl durchsetzungsstark im Interesse der jeweils akutesten Dringlichkeit. Kein Zwischenfall scheint Floria (Leonie Benesch) zu überraschen. In der aktuellen Situation ist sie für eine halbe Abteilung alleine verantwortlich. Um sie herum tobt das Leben respektive droht der Tod. Medizinisch indizierte Notfälle treffen auf emotional nachfühlbare Bedürfnisse. Ein ungeduldiger Patient haut einfach ab, einer reagiert seinen Frust an ihr ab, Familienangehörige wollen jetzt grad sofort eine vollständige Aufklärung hören, eine verwirrte Alte benötigt ausgedehnt Zuspruch, ein Patient erscheint zu spät zum Operationstermin, die Kolleg:innen aus dem Aufwachraum drängen nach Abholung, eine Person stirbt, eine Patientin plagen existenzielle Zukunftsängste, jemand bringt sich neben dem Sauerstoffbehältnis rauchend selbst in Gefahr, eine Kollegin hat den Schlüssel zum Giftschrank nicht zurückgebracht und die Praktikantin hat das Gefühl, inmitten dieser rasanten Anspannung eine Zigipause einlegen zu müssen. Hinzu kommen Protokolle, Beschriftungen, fehlerhaft funktionierende Maschinen. Floria ist jederzeit überall zugleich. Stets bemüht, ihre Contenance nicht zu verlieren. Mit zwei erkennbaren Ausnahmen, die Petra Volpe nur einfügt, damit wenigstens das Publikum einmal Atem schöpfen kann, wirkt jede Situation vollkommen authentisch und glaubwürdig. Auch ein Fehler unterläuft ihr. Der ohnehin streng getaktete Ablauf wird immer wieder von unvorhersehbaren Situationen hintertrieben, was eine sofortige Neubeurteilung der verschiedenen Dringlichkeiten verlangt. Und immer hängt ein Menschenleben oder zumindest das Wohlergehen einer Person mit jeder Entscheidung zusammen. Ein Werbespot für den Beruf ist der Film nicht, dafür erscheint der Titel «Heldin» zuletzt keineswegs mehr übertrieben.
«Heldin» spielt in den Kinos Arena, Capitol,
Le Paris, RiffRaff.