- Kino
Andenken
Reiner Zufall sei es gewesen, dass er den Weg der wissenschaftlichen Erforschung des Eises eingeschlagen habe, sagt Konrad Steffen (1952-2020) in älteren Aufnahmen von Corina Gamma. Elektrisiert von der unendlichen Weite hätte er sich genauso gut für die Erforschung von Wüsten entscheiden können. Die vielen Zeitzeug:innen vom Jugendfreund, der Schwester über die Kinder, ehemalige Student:innen bis zu seinen Professoren, die Corina Gamma für «Der Eismann» befragt hat, sind sich reihum einig darin, mit Konrad Steffen gerade diesbezüglich nicht einig zu sein. Alle sind davon überzeugt, die Arktis, wo er auch in einer Gletscherspalte verschwunden ist, sei an sich sein natürliches Habitat gewesen. Leidenschaftliche Menschen, die für eine Sache brennen und eine weit über jedes durchschnittliche Engagement hinausreichende Energie dafür entwickeln, haben mitunter die Tendenz zum Tiefstapeln, das kommt im Film ganz deutlich heraus. Auf der auf Grönland befindlichen Forschungsstation «Swiss Camp» war er der Kapitän, der die Richtung vorgab und alles im Überblick behielt. Seine wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen liess er sinngemäss ins kalte Wasser springen, auf dass sie über das Begehen von Fehlern ihre Lehren ziehen mögen. Sozial soll er überaus gesellig gewesen sein und für Anfragen aus fachfremden Gebieten wie der Kultur oder der Wirtschaft sein Wissen mitzuteilen und weiterzuverbreiten, stets ungemein spontan und offen. Als sein Kind war ein so oft und so lange abwesender Vater nicht nur ein Geschenk, sagen diese. Er sei sowohl leuchtendes Vorbild als auch ein wenig einschüchternd gewesen. Die Fachpersonen betonen alle, wie selten seine Gabe gewesen war, die komplexesten Zusammenhänge in klaren einfachen Worten erklären zu können, was auf seiner akademischen Stufe Seltenheitswert habe. Welches jetzt genau seine bahnbrechenden wissenschaftlichen Erkenntnisse waren, bleibt indes etwas verschwommen. froh.
«Der Eismann» spielt im Kino Frame.