Ärger vom Dienst

Was gibt’s Schöneres, als sich ab und zu so richtig deftig aufzuregen? Die Stirn in Zornesfalten zu legen, sich graue Haare wachsen zu lassen (aktueller Styling-Tipp!), volle Weingläser an die Wand zu schmeissen, hemmungslos herumzuschreien? Eigentlich fast nichts – oder? Manchmal geht einem aber einfach der Stoff aus. Es will sich z’tunners kein Zoff einstellen. Keine Bange, dafür ist unser Beratungsteam «Ärger vom Dienst» ja da! Wir haben unzählige Angebote geprüft und die Perlen für sie aufgespürt.

 

Bestellen Sie doch wieder einmal online. Das fängt ja gut an: Auf der Rechnung steht «Lieferschein». Haben Sie das vorausbezahlt? Hmmm. Vierzig Tage später haben Sie Gewissheit: die erste Mahnung kommt! Der gestresste Blick irrt durchs Kleingedruckte: Kontoführungsgebühr, Mahngebühren, Fakturagebühr, «Angebot einer monatlichen Ratenzahlung mit 0 Teilbeträgen», und – da! – dick und fett eingerahmt: 18 Franken, die Sie sofort bezahlen. Bingo! Das ist der Schlüssel zu weiteren Monatsrechnungen mit neuen Kontoständen, Mindestbeträgen, Zahlzielen usw. die Sie unter «Gopf!» und «Echt jetzt?» so lange bezahlen, bis Sie merken: Sie werden hier mit der überteuerten Stundung einer winzigen Überfälligkeit königlich abgezockt. Fazit: Ein 1a Ärgernis!

 

Wer fotokopiert, ist ohnehin auf die kleine Aufregung zwischendurch abonniert. Helfen Sie nach: Einfach mal dickes A3-Papier in den Einzug legen und warten, bis es kräftig ratscht. Die integrierte Pannenhilfe jagt Sie ergebnislos durch Klappen, Kurbeln, Walzen (Verbrennungsgefahr!) und Kassetten (giftig!). Hinten unten erspähen Sie zerknüllte Fetzen, die Schublade lässt sich jedoch nicht aushängen, ohne Aufschrauben kein Zugriff! Ihre Hände und die aller Umstehenden sind zu dick. Nur die Kollegin mit Kleidergrösse XXS kriegt den Wisch mit der Pinzette aus der Notfallapotheke zu fassen – stoisch lächelnd, während Sie schon im roten Bereich drehen. Ärger von Format – so geht das!

 

Unsinnige Verpackungen locken niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Kaufen Sie trotzdem mal im schwedischen Möbelhaus ein Batterieladegerät. Sowas von Panzerfolie sieht man nicht alle Tage! Sie bereitet Ihnen nicht nur mentales, sondern auch körperliches Ungemach: Schnitte im Finger, schmerzende Zähne, abgebrochene Nägel. Die Schere am Packtisch versagt wie bestellt. So sind Sie im Nu auf 180. Fragen Sie am Kundendienst nach einem Cutter – Hier gibt’s nämlich nur zwei Schalter: Retouren und Heimlieferungen, und vor beiden lange Schlangen. Zum Schluss dürfen Sie unverrichteter Dinge einem Smiley zur Bewertung der Servicequalität den Schädel eindrücken. Unser Urteil: ein Ärgerlein, das es in sich hat – Klein, aber oho!

 

Unser Favorit ist aber die Telefonie. Der Anbieter unserer Wahl schickt Ihnen Mail-Rechnungen, die gleich im Spam landen. Das online-Rechnungskonto listet weder die Mahnung (Fr. 30.-) noch die baldige Sperrung (50.-) auf, einen Bezahlstatus sehen Sie nirgends. Sie dürften aber für Fr. 1.50 anrufen, wenn – ja, wenn – Ihr Telefon nicht zufällig gesperrt wäre. Schreiben Sie ein Mail an den Rechnungssteller (noreply), eröffnen Sie einen Chat (zwischen 14 und 19 Uhr offen und nie ein Mitarbeiter zum Chatten frei). So viel wohlfeilen Frust kriegen Sie sonst nirgends; erstklassig vom Profi mit einem unschlagbaren Preis-Leistungsverhältnis. Da sagen wir nur: Ärger, aber hallo!

Dieser Artikel, die Honorare und Löhne unserer MitarbeiterInnen, unsere IT-Infrastruktur, Recherchen und andere Investitionen kosten viel Geld. Unterstützen Sie die Arbeit des P.S mit einem Abo oder einer Spende – bequem via Twint oder Kreditkarte.