19 Jahre sind nicht genug!

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In einem Jahr wird P.S. seinen zwanzigsten Geburtstag feiern. Doch ob es bis dahin überlebt, ist noch unsicher.

 

Als ich vor drei Jahren diese Zeitung übernommen habe, schrieb ich hier: «Eine Zeitung zu übernehmen ist in der heutigen Zeit ein Wagnis. Es ist wie eine Dampfmaschinenfabrik zu übernehmen in einem Zeitalter der Hybrid-Fahrzeuge. Zusätzlich gehört das P.S. zu den letzten Erben der sozialdemokratischen Arbeiterzeitungen, die nach und nach praktisch alle verschwunden sind. Ein Dinosaurier der Zeitungswelt.» Es war mir vollkommen bewusst, dass die Spendenaktion, die vor meiner Übernahme gestartet wurde, nicht die letzte sein wird. Dass das P.S. keine finanzielle Goldgrube ist und ich auch nicht die geniale Verlagsmanagerin bin, die weiss, wie man im Zeitalter der Digitalisierung mit einer Zeitung überleben kann, die schon vorher immer wieder finanziell schwächelte.

 

Leicht mehr Abos, fast keine Inserate

Das P.S. feiert im nächsten Jahr seinen zwanzigsten Geburtstag. Heute – ein Jahr davor – sieht es wieder einmal relativ düster aus. Bereits letzten Sommer zeichneten sich die Schwierigkeiten ab. Wir haben gehofft, das mit Inseraten für den Gemeinde- und Stadtratswahlkampf doch einigermassen überstehen zu können. Jetzt ist klar, es reicht nicht, obwohl doch einige Inserate gebucht wurden.

 

Mein Fazit nach drei Jahren: Die Anzahl Abonnentinnen und Abonnenten konnte leicht gesteigert werden. Wir haben zusätzlich ein Abo für Wenigverdienende geschaffen, das doch einige in Anspruch nehmen, die sonst aus finanziellen Gründen die Zeitung hätten abbestellen müssen. Die Inserateeinnahmen gingen jedoch weiterhin zurück. Ausserhalb der Wahlen und einiger treuer KundInnen bleiben unsere Inserateseiten oft gähnend leer. Viele – gerade auch linke – Abstimmungs- und Wahlkampagnen inserieren nicht bei uns, sondern lieber in Gratiszeitungen, über deren Berichterstattung dann geschimpft wird. Ich müsste fast sagen, dass einige Bürgerliche bei uns schon fast lieber inserieren als Linke. Wir haben also – und das ist nicht anders als zuvor – zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben.

 

Die Medienkrise hat sich verschärft. Am 4. März wird über die No-Billag-Initiative abgestimmt: Ein Ja würde das Aus für Schweizer Radio und Fernsehen bedeuten. Allerhöchstens ein Rumpfangebot würde noch überleben. Die Journalistinnen und Journalisten der Schweizerischen Depeschen-agentur traten in einen Streik. Fast ein Drittel der Stellen soll dort abgebaut werden. Von den Kündigungen betroffen sind vor allem Mitarbeitende über 60 Jahren. Sie werden bis zur Pensionierung kaum eine neue Stelle erhalten. Redaktionen werden zusammengelegt und abgebaut, Zeitungen werden fusioniert. Bei den Verlegern heisst es, sie glauben eh nicht mehr daran, dass man mit Inhalt künftig noch Geld verdienen kann. Nur einer glaubt weiterhin an die Zukunft der Zeitung: Christoph Blocher, der in der Ostschweiz kürzlich eine Reihe von Gratiszeitungen übernommen hat.

 

Es braucht die linke Stimme

In diesem Umfeld ist es kein Wunder, dass auch das P.S. Probleme hat. Dennoch bin ich – wie vor drei Jahren – fest davon überzeugt, dass es diese linke, unabhängige Stimme in Zürich weiterhin braucht. Heute noch mehr denn je: In einer Zeit, wo in der NZZ jede Woche drei Philippika über Gender-Wahn und die schlimme rotgrüne Stadt Zürich erscheinen, wo ‹Sonntags-Zeitung› und ‹20 Minuten› solide rechte Themensetzung betreiben (die Berichterstattung zur No-Billag-Initiative zeigt es exemplarisch) und wo selbst der ‹Tages-Anzeiger› nichts anderes weiss, als auf der SP, dem gemeinnützigen Wohnungsbau und weiteren rotgrünen Errungenschaften herumzuhacken, braucht es eine Zeitung, die keine Angst hat, eine klare linke Haltung zu zeigen. Was nicht heisst, dass wir eine Parteizeitung sind.

 

Ein verbreitetes, aber falsches Vorurteil meint, dass wir die Zeitung der SP sind. Einige SP-Mitglieder sind überzeugt, dass das P.S. im Mitgliederbeitrag enthalten ist und beschweren sich dann, wenn sie eine Rechnung erhalten. P.S. ist aber seit der Gründung finanziell und redaktionell unabhängig von SP, Grünen und AL – auch wenn es ihnen im Rahmen der Roten und Grünen Gedanken und von «Meh Biss» – eine regelmässige Plattform bietet. Ganz im Gegensatz zur SVP – deren Mitglieder statutarisch verpflichtet sind, den ‹Zürcher Boten› zu abonnieren. Wäre das beim P.S. ebenso, wären unsere finanziellen Probleme hinfällig.

 

So aber bleiben unsere Probleme seit gut 19 Jahren immer dieselben: Wir sind nicht mehr so jung, brauchen aber immer noch das Geld. Sprich: Wir brauchen Spenden oder noch besser zusätzliche Abonnen–tinnen und Abonnenten. Würde uns ein substanzieller Teil der politisch engagierten und interessierten Personen im Kanton links der Mitte abonnieren (Bürgerliche sind selbstverständlich ebenfalls willkommen!), dann hätten wir die Garantie, dass wir den nächsten Geburtstag und den übernächsten runden Geburtstag auch noch finanziell überleben könnten. Die linke Presse ist zentral dafür, dass sich die Medienlandschaft nicht noch weiter nach rechts verschiebt. Ohne uns – oder die WOZ oder Le Courrier, die Schaffhauser AZ oder Tsüri oder andere kleine MitstreiterInnen – gibt es nur noch Einheitsbrei oder Anbiederung gegen rechts.

 

Wir brauchen also, lieber Leser, liebe Leserin: Zusätzliche Einnahmen. Unser Ziel: 300 000 Franken und 300 neue Abos. Dazu brauchen wir Sie. Wir brauchen Ihre Spende. Wir brauchen Ihr Abonnement. Wenn es ein Bitzeli mehr sein darf – dann kann es gerne auch ein Gönner-Abo sein. Oder Sie können P.S. verschenken. Oder in ihrem Umfeld dafür werben. Wir sind für alles dankbar.

Dieser Artikel, die Honorare und Löhne unserer MitarbeiterInnen, unsere IT-Infrastruktur, Recherchen und andere Investitionen kosten viel Geld. Unterstützen Sie die Arbeit des P.S mit einem Abo oder einer Spende – bequem via Twint oder Kreditkarte.