1. Mai: Schöne neue (Arbeits)welt

Plattformökonomie, Homeoffice, Greenwashing: Die Arbeitswelt der Gegenwart verspricht Flexibilität, Selbstständigkeit und Fortschritt. Aber liefert sie das auch?

 

Arbeiten wir, um zu leben oder leben wir, um zu arbeiten? Oder beides? Nach zwei Jahren Pandemie und Homeoffice gilt für viele, dass Arbeiten und Leben immer mehr ineinander über gegangen sind. Freiwillig und unfreiwillig. Die Gegenwart der Arbeit ist also in Veränderung, die Zukunft ist unsicher. Diese 1. Mai-Beilage geht den Fragen nach, wie sich Arbeit- und Arbeitsbedingungen verändern und wie auch auf diese Veränderungen reagiert werden kann. 

 

Der Zukunftsblick von Juso-Präsidentin Ronja Jansen sowie der von der Co-Präsidentin der Jungen Grünen Julia Küng ist verhalten optimistisch. Für beide definiert sich Arbeit nicht über den Lohn: Auch Care-Arbeit ist Arbeit, genauso wie politisches Engagement oder Arbeit zur persönlichen Weiterentwicklung. Und für beide braucht es eine Umverteilung von Arbeit und Arbeitszeit, eine bessere Verteilgerechtigkeit, kurz eine bessere Arbeit und eine bessere Welt. 

 

Homeoffice war während der Pandemie ein grosses Thema, aber es ist wohl auch gekommen, um zu bleiben. Denn es wird von etlichen auch geschätzt: Gerade der Wegfall des Arbeitsweges und die grössere Flexibilität wird von einigen ArbeitnehmerInnen begrüsst. Doch es gibt auch Tücken, gerade auch, weil die Trennung zwischen Arbeit und Freizeit durch die fehlende räumliche Trennung fehlt. Luca Cirigliano und Florian Rudin vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund klären über die arbeitsrechtliche Lage im Homeoffice auf. 

 

Arbeitspsychologie befasst sich mit der psychologischen Analyse, Bewertung und Gestaltung von Arbeitstätigkeiten. Ist sie damit eine Gehilfin des Neoliberalismus, weil sie als Wissenschaft versucht, Arbeitskräfte produktiver zu machen, oder hilft sie im Gegensatz den Arbeitstätigen, weil sie dazu beiträgt, die Arbeitsbedingungen menschengerechter zu gestalten? Arbeitspsychologin Gudela Grote erklärt im Gespräch mit Sergio Scagliola, wie wir zu einer Zukunft kommen, in der Arbeit weniger krank macht.

 

Wenn man sich die Werbung für gewisse Konzerne betrachtet, könnte man meinen, sie seien Wohltätigkeitsorganisationen und keine gewinnorientierten Firmen. Ökologische und soziale Themen sind also auch für Unternehmen interessant. Aber vor allem als Marketinginstrument, kritisiert Kira Kynd. Man sollte sich ihrer Meinung nach nicht vom bunten und progressiven Auftreten täuschen lassen.

 

Die Zukunft der Arbeit ist für einen Teil der ArbeitnehmerInnen eher ein Schritt in eine rechtlose Vergangenheit. Die sogenannten GigarbeiterInnen, die Food-Kuriere und Uber-FahrerInnen sind zwar Teil der High-Tech-Welt, aber am unteren Ende. Zunehmend wehren sie sich jedoch gegen ihre prekären Arbeitsbedingungen. Dieser Arbeitskampf wird in den Artikeln von Florian Wüstholz und von Sergio Scagliola beschrieben. 

 

Zum ersten Mal seit zwei Jahren findet der 1. Mai wieder physisch statt mit Kundgebung und Fest. Das Programm findet sich auch in dieser Beilage. Zudem ist die P.S.-Crew auf dem Kasernenareal beim Medienstand auch physisch anzutreffen. Neben dem Programm finden sich wie immer die Cartoons von Roman Prelicz. 

 

Inhalt:

 

Im Bann des Neoliberalismus? Im Gespräch mit Arbeits- und Organisationspsychologin Gudela Grote.

 

Politischer Weichspüler: Green-, pink- und queer-washing und andere Arten der unternehmerischen Instrumentalisierung sozialer Themen.

 

Zermürbende Arbeitskämpfe: Das Silicon Valley als Treiber der Gig-Economy.

 

Viel Respekt für die Smoodeurs, wenig Verbesserung bei Smood: Ein Fazit zu fünf Wochen Streik.

 

Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre und einen inspirierenden 1. Mai!

 

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