Zivilcourage

Die Stadtpolizei Zürich und die Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich (VBZ) haben gemeinsam eine neue Präventionskampagne zum Thema Zivilcourage gestartet.

 

Nicole Soland

 

Was ist eigentlich Zivilcourage? Und warum ist sie so wichtig, dass sich die Stadtpolizei Zürich und die VBZ während der am Dienstag gestarteten und zwei Jahre dauernden Kampagne «An-drea kann HEH! Und du?» darum kümmern wollen, sie den Menschen näher zu bringen?

 

In der Medienmitteilung heisst es, «Zivilcourage beginnt, wenn Menschen nicht wegschauen». Denn «wenn grundlegende Anstands- und Verhaltensregeln verletzt werden, geht das alle etwas an». Oft signalisiere einem bereits das Bauchgefühl, dass etwas nicht stimmt: «Zivilcourage bedeutet, auf dieses Gefühl zu hören, stehenzubleiben, genau hinzuschauen und zu reagieren, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.» Die Abkürzung «HEH» steht denn auch, ‹ganz einfach›, für: «Hinschauen! Einschätzen! Handeln!» Oft reiche es nämlich schon, «dass jemand hinschaut, damit eine Situation nicht eskaliert», wird Rolf Nägeli, Chef Prävention der Stadtpolizei Zürich, in der Medienmitteilung zitiert. Doch «kopflos zu intervenieren» sei nicht das, was sich die Stadtpolizei und die VBZ wünschten: «Wer etwas sieht, sollte zunächst einschätzen, wie gefährlich eine Situation ist und was man tun kann, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.» Je nachdem kann es sinnvoll sein, selbst zu helfen, andere zum Helfen aufzufordern – oder auch direkt die Polizei zu rufen.

 

Richtiges Verhalten interaktiv üben

Das tönt soweit einfach und klar. Doch bekanntlich ist das von Zivilcourage bestimmte Handeln allzu oft etwas, was man entweder bei den andern vermisst – oder sich selbst nicht zutraut. «Übung macht den Meister/die Meisterin», halten Stadtpolizei und VBZ solchen Gefühlen entgegen. Deshalb sollen konkrete Geschichten, in denen Menschen zivilcouragiert gehandelt haben, der Bevölkerung als Anleitung dienen. Die Stadtpolizei ist in den kommenden beiden Jahren mit einem sogenannten Live-Experience-Projektor unterwegs, mit dem man zivilcouragiertes Verhalten interaktiv üben kann: «In elektronischen Schattenspielen werden die Teilnehmenden dazu aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen und sich für ein mögliches Szenario zu entscheiden.»

 

Zusätzlich bietet die Stadtpolizei auf www.hehdu.ch einen Online-Selbsttest an. Dieser ist in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie (Motivation) der Universität Zürich entstanden. Professorin Veronika Brandstätter-Morawietz wird dazu wie folgt zitiert: «Zivilcourage kann in den unterschiedlichsten Situationen gefragt sein, im öffentlichen Raum, in der Familie, am Arbeitsplatz. Menschen reagieren sehr unterschiedlich darauf, wenn einer anderen Person Unrecht geschieht oder wenn sie ausgegrenzt, beleidigt oder körperlich angegriffen wird. Ziel des Online-Selbsttests ist es, die Teilnehmenden anzuregen, ihre persönliche Einschätzung solcher Vorfälle zu reflektieren und ihnen mögliche Formen von Zivilcourage aufzuzeigen. Tipps von Experten verraten, welches Verhalten in einer konkreten Situation ratsam und welches ungünstig ist.» Die VBZ schliesslich stellen für mindestens ein Jahr einen Doppelgelenkbus zur Verfügung, der als Sonderfahrzeug gestaltet wird und dabei helfen soll, die Botschaften der Kampagne bekannt zu machen.

 

www.hehdu.ch

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