Schlagwort Kommentar

Schlange stehen

Auch über die Festtage standen sie in der Schlange, um Essen abzuholen. Tausend Menschen jede Woche sollen es an der Langstrasse sein, rund tausend sind es an den Abgabestellen vom Tischlein-Deck-Dich, und wohl nochmals so viele an anderen Hilfsstellen der Zivilgesellschaft: Anstehen in Schneeregen und Kälte für Essen, in der reichsten Stadt des reichsten Landes der Welt.

An dieser Stelle #2: Landliebe

Man kann diesem Land leicht verfallen. Es fühlt sich dann so an, als würde man sich in den falschen Mann verlieben. Als Schweizerin ist die amerikanische Politik unerträglich, wieso also die plötzliche Liebe? Das heimische Umfeld reagiert auf diese denn auch so, wie es Eltern tun, wenn ein wesentlich älterer, vorbestrafter Mann aus einer wüsten Gang ihrem minderjährigen Kind die Sinne vernebelt. Mit vielen Argumenten, die eindeutig dagegensprechen. Nur, was vermögen Argumente gegen die Liebe auszurichten? 

Gedanken zur Woche von Min Li Marti

Bullshitberichterstattung

«Sie (die vierte Gewalt) kann ihre Wächterfunktion nicht wahrnehmen, wenn sie einen Bogen um jedes als geheim etikettierte Dokument macht oder sich an jedes noch so ungerechtfertigte Kommissionsgeheimnis hält. Umgekehrt nützen gute Kontakte auch den Kommunikationsspezialisten im Dienst von Regierung und Verwaltung. Wer ein freundschaftliches Verhältnis zu den Medien pflegt, kann Interesse für Themen wecken, Hintergründe erklären und dafür sorgen, dass der eigene Chef, die eigene Chefin in gutem Licht dasteht. So weit, so normal.»

Gedanken zur Woche von Min Li Marti

Nach 15 Runden OK?

Fünfzehn Wahlgänge brauchte Kevin McCarthy, bis er endlich gewählt wurde zum Speaker des Repräsentenhauses. Seit Jahren sein erklärtes Ziel. Das Drama hatte sich abgezeichnet, nachdem die Republikaner nur eine knappe Mehrheit in den Zwischenwahlen gewinnen konnten. Es war damit klar, dass McCarthy praktisch jede Stimme brauchte, um gewählt zu werden. Keine einfache Ausgangslage.

Extremist:innen

Als die SP Schweiz in ihrem Parteiprogramm 2010 wiederum die Überwindung des Kapitalismus zu einem ihrer expliziten Ziele erklärte, ging ein Raunen durch den Blätterwald.

Stadt, Land, Trugschluss

Nach zwei, drei Kommentaren, die nach der Bundesratswahl die Untervertretung der urbanen Schweiz bemängelten, kam ein Schwall von Artikeln, Kommentaren, Datenanalysen und «Faktenchecks», die sich aufmachten, diese These zu widerlegen.

Peace!

Besinnliche Geschichte in besinnlicher Zeit. Und darum muss ich Ihnen nun endlich mal erzählen, wie ich einem Mann der Kirche beinahe eine reingehauen hätte. Und das kam so: Als Fraktionspräsident, der ich damals war, bekommt man so manche Einladung.

Furcht

Ich habe eine grosse Furcht.

13 000 junge Menschen begaben sich letztes Jahr wegen psychischer Beschwerden insgesamt 20 000-mal in Spitalpflege. 17 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Es ist das erste Mal, dass damit mehr Spitaleinweisungen wegen psychischer Probleme als wegen Verletzungen zu zählen sind.

Etwas weniger wäre oft mehr

«Das SVP-FDP-­Machtzentrum im Bundesrat hat zugeschlagen. Allen, die Bundesbern etwas kennen, hätte das klar sein sollen. Sonnenklar. Seit Wochen.» So Jacqueline Badran in der ‹Sonntagzeitung› in ihrer Kolumne, in der sie den Medien auf die Finger schaut. Passiert ist, um es betont anders zu sagen, folgendes: Die Mehrheit hat von ihrer Mehrheit Gebrauch gemacht.

Faulenzen fürs Klima

Anahí Frank   Arbeit gibt es gemäss Bertrand Russell in zwei Ausprägungen: Materie bewegen oder anderen Menschen den Auftrag dazu geben. Als Journalistin in Spe bewege ich lediglich meinen Laptop und meine Kaffeetasse hin und her und müsste somit zur letzteren Kategorie gehören. Nur dass ich – wie Russell selbst – meinen LeserInnen auftragen will,…