Stadtplanung im Bellavista

Im Rahmen einer Wahlkampfveranstaltung der SP 10 führte Stadtpräsidentin Corine Mauch am Montagabend ein Gespräch mit Prof. Dr. Ulrich Weidmann, ETH-Vizepräsident für Personal und Ressourcen. Thema war die engere Verhakung der ETH Hönggerberg mit dem Quartier Höngg und die Zusammenarbeit der Hochschule mit der Stadt.

 

 

Leonie Staubli

 

 

Eine kleine Gruppe Interessierter trotzte am Montagabend der Kälte. Unter der Führung von Mathias Egloff und Julia Wysling lernten einige HönggerInnen und Mitglieder der SP 10 die ETH Hönggerberg und deren Geschichte besser kennen. Nach einem eindrucksreichen Rundgang in und um die Gebäude der Hochschule fand man sich im noch relativ neuen ETH-Restaurant Bellavista ein, wo sich die weniger kälteresistenten ZuhörerInnen dazugesellten. In der gemütlichen Atmosphäre des Restaurants moderierten Egloff und Wysling das Gespräch zwischen Corine Mauch und Ulrich Weidmann, in dem zunächst beide Parteien erklärten, was in ihren Augen die ETH und die Stadt füreinander bedeuten.

 

Mauch macht den Anfang mit etwas Geschichte. Dass die ETH überhaupt nach Zürich kam, hatte damit zu tun, dass die Stadt das Rennen um den Standort für die Bundeshauptstadt gegen Bern verloren hatte; die Hochschule war sozusagen der Trostpreis. Seither prägt die ETH das Stadtbild; im Zentrum zusammen mit der Universität, wo die beiden Institutionen anstelle eines Schlosses Touristen anlocken, und am Hönggerberg als die etwas losgelöstere ‹Science City›. Die ETH ist eine der Top-Universitäten auf der ganzen Welt und lockt damit viele Forschende aus dem Ausland an. Laut Weidmann hängen diese beiden Faktoren eng zusammen: Einen so hohen Rang kann die Hochschule nur erreichen, wenn sie international arbeitet und nur, weil sie im Ranking weit oben steht, ist sie für Spitzentalente aus anderen Ländern attraktiv. Dies ist wiederum wichtig für die Stadt Zürich; Mauch weist darauf hin, dass Forschung und Innovation für die Schweiz zu den wichtigsten Rohstoffen gehören und betont, dass der internationale Austausch und die gegenseitige Befruchtung von enormer Bedeutung sind, wenn es darum geht, die Bildung als Schweizer Kapital zu bewahren.

 

Symbiose und Vernetzung

Zürichs Attraktivität für ausländische Forschende kommt aber nicht nur von der ETH – auch die hohe Lebensqualität in der Stadt hat damit viel zu tun. Mauch und Weidmann sind sich einig, dass sich die Mitarbeitenden der Hochschule hier willkommen fühlen sollen. Die Hauptverantwortung dafür sieht Weidmann bei der ETH: «Ganz vieles müssen wir selber machen. Aber wir können Hilfe brauchen.» Möglichkeiten sieht er dafür einerseits in der Erhaltung von Zürichs kulturellem Angebot und dem Bereitstellen von politischen Rahmenbedingungen, die innovationsorientierte Projekte erlauben. Andererseits geht es um die Infrastruktur: Die Erreichbarkeit der ETH ist gerade am isoliert dastehenden Hönggerberg ein komplexes Thema, und da für viele ausländische Forschende und Studierende das Leben in Zürich sehr teuer ist, braucht es zahlbaren Wohnraum in der Stadt.

 

Was die ETH zurückgeben kann, beschränkt sich nicht auf das Anlocken von Talenten, die zum wirtschaftlichen Gewinn der Stadt beisteuern. Erkenntnisse in den Datenwissenschaften oder der Robotechnik und die Ausbildung landeseigener Architekten und Ingenieure kommen der Stadt ebenfalls zugute. Auch die 2000-Watt-Gesellschaft, die von der Bevölkerung befürwortet und angestrebt wird, ist ein Konzept, das an der ETH Zürich zustande kam.

 

Der SP 10 ist aber nicht nur das Gewicht der ETH im stadtweiten Kontext ein Anliegen, sondern auch die Einbindung des Standorts am Hönggerberg in die umliegenden Quartiere. Weidmann zufolge müssen dafür öffentlich zugängliche Veranstaltungen mehr gefördert werden. Dank dem Generationenwechsel werde dieses Thema auch bei den Forschenden aktueller; diese seien nun eher bereit, sich der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und hätten dafür eigene Ideen. Wegen der exponierten Lage des Campus sei es ausserdem wichtig, die Aussenräume noch nutzbarer zu machen und einen besseren Anschluss ans Fussgängernetz zu gewähren. Mauch ergänzt diese Ausführungen mit einigen Bemerkungen zum Verkehr. Die Stadt müsse beim Thema Meierhofplatz dranbleiben und experimentiere mit Projekten wie dem selbstfahrenden Elektro-Bus ‹Self-e› als Alternative zu den teuren ZVV-Linien.

Dieser Artikel, die Honorare und Löhne unserer MitarbeiterInnen, unsere IT-Infrastruktur, Recherchen und andere Investitionen kosten viel Geld. Unterstützen Sie die Arbeit des P.S mit einem Abo oder einer Spende – bequem via Twint oder Kreditkarte.