Schiffsfünfliber vors Volk

SP, Grüne, EVP und Juso wollen den Schiffsfünfliber wieder abschaffen. Ihre am Mittwoch lancierte kantonale Volksinitiative soll die Schifffahrt zudem gegen allfällige weitere Angriffe von rechts schützen.

 

Arthur Schäppi

 

 

Konkret verlangt die Anti-Schiffsfünfliber-Initiative, dass auf den fahrplanmässigen Fahrten mit dem Schiff auf Zürichsee und Limmat keine Zuschläge mehr erhoben werden dürfen. Und zwar, ohne dass deshalb einfach das Angebot ausgedünnt oder anderweitig eingeschränkt wird. «Die Abschaffung darf nicht durch einen Leistungsabbau beim Linienverkehr auf dem Zürichsee oder der Limmat oder gar durch Streichung des Linienverkehrs aus dem Verbundangebot kompensiert werden», heisst es im Initiativtext.

 

Während einer Kursfahrt an Bord der MS Zimmerberg zwischen Wädenswil und Stäfa begründeten Kantonsräte von SP, GP und EVP von beidseits des Zürichsees am Mittwoch vor den Medien, warum sie zusammen mit zahlreichen LokalpolitikerInnen ihrer Parteien aus der Seeregion das Volksbegehren gestartet haben. Weil der Zuschlag insbesondere Familien, Pendler, Schüler, Rentner, aber auch den Tourismus und die Gastronomie auf und um den See empfindlich treffe, wie übereinstimmend betont wurde. Auch stehe der Zuschlag im Widerspruch zum ZVV-Prinzip «1 Ticket für alles».

 

Fahrt ins «Desaster»

Allen anderslautenden Be-teuerungen von Regierung, ZVV und bürgerlicher Kantonsratsmehrheit zum Trotz steuerten diese mit dem Zuschlag  «Richtung Desaster», zeigte sich der Wädenswiler EVP-Kantonsrat Tobias Mani überzeugt. Während der vergleichsweise bescheidene Mehrertrag für 2017 von 2,4 Mio. Franken sogar noch 600 000 Franken unter den Erwartungen geblieben sei, habe man mit der Massnahme ungleich grösseren Schaden angerichtet. Vor allem an der Reputation der Schifffahrt, aber auch in volkswirtschaftlicher Hinsicht.

 

SP-Kantonsrat Jonas Erni (Wädenswil) rechnete vor, dass aufgrund des Schiffsfünflibers im Vergleich mit der Vorsaison rund 30 Prozent oder eine halbe Million vergraulte Fahrgäste oder rund 1400 pro Tag ausgeblieben seien. Mit buchhalterisch rentableren, aber leeren Schiffen würden die Volksschifffahrt und der Grundsatz, «der Zürichsee gehört allen und ist ein Allgemeingut», unterlaufen. Mit dem paradoxen Ergebnis, dass der Kanton nun jeden Fahrgast mit 9 statt 7.50 Franken unterstützen müsse.

 

«Blödsinnige Sparhysterie»

GP-Kantonsrat Thomas Forrer (Erlenbach) wies darauf hin, dass der Schiffsfünfliber eine Massnahme des bürgerlichen Sparprogramms Lü 16 sei, und Tobias Mani sprach diesbezüglich von «blödsinniger bürgerlicher Sparhysterie». Statt das Schiffsangebot bei der Bevölkerung noch besser zu positionieren, um zusätzliche Passagiere und Einnahmen zu generieren, habe die Regierung mit dem Schiffsfünfliber offensichtlich den einfachsten, aber eben einen falschen Weg gewählt, meinte Forrer.

Beim Initiativkomitee zeigte man sich zuversichtlich, dass die 6000 nötigen Unterschriften angesichts des weitverbreiteten Unmuts in der Bevölkerung schnell zusammenkommen. Gestartet wird die Unterschriftensammlung am 3. März. Die Initiativbögen kann man auch herunterladen unter www.schiffszuschlag-nein.ch.

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