Psycho-Voodoo

Heute jammert wieder einmal Opfer Müller Ihre Ohren voll. Weinerlich verunglimpft sie Printmedien als sexistischen Männerclub. Der Journalismus schlägt zurück: So genannter Sexismus ist längst entlarvt als «begriffliche Allzweckwaffe» und «moralischer Feuereifer».

 

Den Mythos zu schleifen machte sich die ‹Weltwoche› in ihrem Heft Nr. 44/2017 auf; den Titel «Was ist Sexismus?» erhellt das Bild einer Frau beim Männerfressen, es heisst «Menschheitsgeissel».

 

Alle offenen Fragen werden bis Seite fünf beantwortet – grösstenteils im Editorial des Chefs mit dem Titel «Der Weinstein in uns» («– äh, nein Danke!», quiekt die Müllerin dazwischen). Die MeToo-Debatte ist offensichtlich «weltfremder Opferkult» oder «Opfertheater». Wer nicht sexuell ausgebeutet werden will, soll halt nicht Schauspielerin werden. Wers trotzdem wagt, ist ein «williges Lustobjekt», setzt auf die «Macht ihrer Schönheit» und erkauft sich mit Sex «Geld und Karriere» – ein «uraltes Gegengeschäft».

 

Die Psychoanalyse hat den Frauen eingeimpft, Opfer ihrer Väter zu sein – mit «Selbsthypnose, Psycho-Voodoo und Hexensabbat». Mit der «Guillotine der Moral» und dem «Bedürfnis, als Opfer gepampert zu werden», stehen «Opfer als Idol» da. Die «politische Korrektheit, Tyrannei des öffentlichen Mitleids, der richtigen Gesinnung» obsiegt. «Rasendes Frömmlertum» greift um sich.

 

Opfer Müller fällt in Trance. Sie spricht in Zungen: Sexismus sei, wenn Frauen auf ihre sexuelle, natürliche oder biologische Funktion reduziert würden; wenn Frauen männlich konnotierte Fähigkeiten abgesprochen würden, wenn ihre Fähigkeiten geringgeschätzt, ihre Eigenarten stereotypisiert und lächerlich gemacht würden, wenn Männer Frauen definierten, statt sie selber reden zu lassen, wenn Männlichkeit überhöht werde und wenn Männeranliegen mehr Raum und Gewicht gegeben werde.

 

Männerverhexender Zahlenzauber gurgelt aus ihrer Kehle: «In den Ausgaben 44 und 43/2017 schrieben an der ‹Weltwoche› 99 Männer und 17 Frauen mit. Die Männer füllten 90, die Frauen 12,5 Seiten. Die Bilder stammen von 93 Männern und 21 Frauen. Auf 251 Abbildungen sind 176 Männer und 75 Frauen zu sehen. Von den Männerbildern sind 139 positiv konnotiert (seriös, überlegen, lächelnd, mit Lob versehen usw.), 31 sind neutral und nur 6 negativ gefärbt (bedrohlich, müde, entblösst, negativ kommentiert usw.).

 

Von den Frauenbildern sind nur 24 positiv (souverän, sachlich, gelassen, freundlich usw.), 32 neutral und 19 abwertend (entblösst, lasziv, Grimasse, mit Negativkommentar usw.). Im Heft Nr. 44 zum Sexismus fällt auf: Hier ist zwar knapp 1/6 der Schreibenden weiblich (statt nur 1/8 in Nr. 43). Es gibt aber nur 8 positive Frauenbilder (gegenüber 16 in Nr. 43) und 15 negative (gegenüber 4).»

Der Vergeltungsschlag der Journis ist gerissen – Man interviewt eine Frau (!), die Frauen verunglimpft. Katie Hopkins: «Für mich sind diese Frauen absolut mitschuldig an dem, was sie Weinstein vorwerfen… Je grösser die Opferrolle, die du spielen kannst, desto besser stehst du da als linker Liberaler». Dann folgt der finale Dolchstoss: Eine Frau (!) schreibt über eine Frau (!), die über Frauen lästert. Hanna Ziegert: «Mütter haben Anteil an der Entstehung von Gewalt.»

 

Nun hilft nur noch Voodoo: Unter wüsten Verwünschungen verbrennt Müller alle 176 Männerbilder auf dem Scheiterhaufen – ihres Kachelofens. («Wo’s doch grad wieder Winter wird!»)

 

Ina Müller

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