Im Minimum… kei Plastik drum

Lebensmittel einkaufen, sie zu Hause auspacken und verstauen, ohne erst noch Plastikfolien, Kartonschalen etc. wegwerfen zu müssen? Doch, das geht – seit kurzem auch in Zürich.

 

In Deutschland und Frankreich gibt es sie schon länger, nun erobern die «Unverpackt»-Läden auch die Schweiz (siehe Kasten). Die Idee dahinter: Das Einkaufen von Lebensmitteln und weitern Dingen des täglichen Gebrauchs soll keinen Abfall verursachen, «zero waste» also, wie man auf Neudeutsch sagt. Im «Foifi» an der Schiffbaustrasse in Zürich beispielsweise landet die mitgebrachte Vorratsdose direkt auf der Waage. Diese wird auf Null gestellt, und schon kann die gewünschte Menge Reis, Pasta, Linsen und so weiter abgewogen werden. Die Dose wandert in die Tasche und zuhause in den Schrank. Plastikverpackungen herzustellen, zum Lebensmittelproduzenten zu transportieren, sie nach dem Befüllen erneut durch die halbe Schweiz (oder noch viel weiter) zu karren und schliesslich in den Müll zu schmeissen, entfällt. An die Dose denken – beziehungsweise, je nachdem, was man kaufen will, an den Stoffbeutel, die dicht schliessenden Gefässe à la Tupperware oder die Flaschen – sollte man natürlich schon. Wobei: Wer sie vergessen hat oder unverhofft etwas speziell ‹Gluschtiges› entdeckt, kann sich im «Foifi» für, je nach Grösse, zwei bis fünf Franken Depot ein Glas mit Schraubdeckel ausleihen. Bei «Chez Mamie» an der Schaffhauserstrasse 74 gibt es zwar keine Depotgläser, dafür kann man grosse Schraubgläser kaufen oder auch leere Marmeladengläser wiederverwerten, die KundInnen zu diesem Zweck abgegeben haben.

 
Weniger ist mehr
Von ‹gewöhnlichen› Grossverteilern oder Discountern unterscheidet die Unverpackt-Läden natürlich noch mehr als nur die fehlenden Plastikschalen, Alufolien und Kartons – namentlich das Sortiment. Im «Foifi» beispielsweise gibt es « über 100 Lebensmittel in Bio-Qualität, über 80 Alltags-, Haushalts- und Hygiene-Artikel sowie den fantastischen Espresso vom Röstlabor Höngg», wie auf www.foifi.ch nachzulesen ist. Das ist nur ein Bruchteil des Sortiments einer durchschnittlichen Migros-, Coop- oder Aldi-Filiale. Umgekehrt ist die Beschränkung auf das Wesentliche Teil des Grundgedankens des nachhaltigen Konsumierens: Wer braucht schon Erdbeeren im Winter, in Plastik eingeschweisste Käsescheiben oder zwanzig Sorten Kaugummi voller E-Nummern? Weniger ist mehr, frischer ist besser: Im «Foifi» ist ein langer, ­schmaler Pflanztrog am Schaufenster platziert, in dem Küchenkräuter wachsen. Wer Thymian, Peterli, Schnittlauch & Co. braucht, greift zur Schere und schneidet die gewünschte Menge ab.

 
Auch ein Thema für die Grossen
Bleibt die Frage danach, «was es wirklich bringt»: Sind Unverpackt-Läden bloss ein weiterer Hype, der bald vorübergeht? Sind Herstellung und Entsorgung von Verpackungen bezüglich CO2-Bilanz nicht vernachlässigbar, solange auch Bio-Gemüse noch vorwiegend per Lastwagen transportiert wird? Dies auszurechnen, dürfte angesichts der Fülle von Verpackungen und Verpackungsmaterialien sowie der unterschiedlich organisierten Transportketten allerdings kein leichtes Unterfangen sein.

 
Vernachlässigbar ist das Thema «Verpackungen» aber offensichtlich trotzdem nicht, setzen doch auch die Grossen auf die Reduktion von Abfall: «Als erste grosse Schweizer Detailhändlerin bietet die Migros in ihren Restaurants und Take-Aways Mehrweggeschirr an», teilte die Migros im Januar mit. Ein Test in Zürich habe gezeigt, dass «bei Kundinnen und Kunden ein Bedürfnis nach umweltfreundlichem Take-Away-Geschirr besteht». Bei Coop erklärt Mediensprecherin Angela Wimmer auf Anfrage, «dort, wo es möglich ist, bieten wir bereits heute zahlreiche Produkte unverpackt, also im Offenverkauf an, so beispielsweise Fleisch, Fisch, Käse, Früchte und Gemüse, Trockenfrüchte oder Nüsse». Seit Sommer 2011 habe Coop über 3000 Tonnen Verpackungsmaterial eingespart, und zur CO2-Reduktion in der Transportkette setze man auf die Verlagerung von der Strasse auf die Schiene.

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