Gesundheitspolitischer Talk mit Claudia Nielsen

 Unter diesem Titel luden die SP-Sektionen der Kreise 4 & 5 die in ihrem Wahlkreis wohnhafte Stadträtin zum Gespräch über gesundheitspolitische Herausforderungen ein. 

 

Urs Helfenstein

 

Für zahlreiche Genossinnen und Genossen bestand die unmittelbarste gesundheitliche Herausforderung in der eigenen Erkältung. Da ist es von Vorteil, wenn man in der Heimatsektion einen ausgewiesenen Gesundheitsfachmann hat. So war es denn auch Kantonsrat und Arzt Angelo Barrile, der das angeregte Gespräch mit der Zürcher Gesundheitsdirektorin moderierte.

Weshalb spricht man immer wieder von Spitalprivatisierungen? Wieso sind wir dagegen? Wie hat die Privatisierung in Wetzikon funktioniert? Weshalb erhält die Hirslandenklinik überhaupt einen Leistungsauftrag vom Kanton? Kommt die Zusammenarbeit zwischen Triemli und Unispital beim Herzzentrum noch und wenn ja, wann? Das ist nur eine Auswahl der diskutierten Fragen.

 

Rentable Zusatzversicherte

Bisher konnte noch niemand logisch nachweisen, weshalb eine Spital-AG bessere Leistung erbringen soll als ein Spital in öffentlicher Hand. Das privatisierte Spital Wetzikon kann finanziell erfolgreich sein, weil der Durchschnitt der behandelten Fälle einen relativ niedrigen Komplexheitsgrad (Fachbegriff: Case Mix Index) aufweist. Je komplexer die Fälle, desto teurer und damit weniger kostendeckend ist das Betreiben eines Spitals.

Rentabel sind vor allem Zusatzversicherte – bei der Privatklinik Hirslanden machen diese ca. 80 Prozent aus, im Triemli sind es nur 20 Prozent. Vereinfacht lässt sich sagen, dass Alte weniger rentieren als Junge. Ältere Patienten leiden oft unter Mehrfacherkrankungen und haben komplexere Krankheitsbilder.

Zudem sind Todesfälle und die Sterbebegleitung spitaltechnisch gesehen ebenfalls unrentabel, denn die damit verbundene Mehrarbeit bei Pflege und Betreuung kann werden nicht als medizinische Leistung vergütet.

 

Vernetzte Alterspflege

Vor dem Hintergrund unserer alternden Gesellschaft hat das städtische Gesundheits- und Umweltdepartement (GUD) die Vernetzung in der Alterspflege selbst in die Hände genommen und war federführend bei der Gründung des Geriatrie-Verbundes Zürich. Darin arbeiten die Universität Zürich, das Universitätsspital, das Stadtspital Waid und die Pflegezentren der Stadt Zürich im Bereich Geriatrie zusammen. Der «Universitäre Geriatrie-Verbund Zürich» vernetzt so die universitäre Lehre und Forschung mit der praxisorientierten stationären und ambulanten Behandlung und Betreuung der Patientinnen und Patienten. Und wer weiss, vielleicht wird in Zukunft auch einmal eine Spitex-Organisation zum Verbund dazustossen.

Das Beispiel Geriatrie zeigt auch auf: Gesundheitspolitik ist Sozialpolitik und umgekehrt. Umso wichtiger ist es, dass wir unsere gesundheitspolitische Verantwortung wahrnehmen. Wie können wir das für die Stadtspitäler machen? Gemäss Claudia Nielsen gibt es dafür in Zukunft zwei Optionen: Entweder die beiden Spitäler bleiben in der Stadtverwaltung integriert oder sie werden in öffentlich-rechtliche Anstalten umgewandelt. Im zweiten Fall müsste die politische Steuerung unbedingt gesichert bleiben. Zudem müsste der Anspruch gestellt werden, dass die Spitäler Teil der städtischen Versorgungskette bleiben.

 

Für das, was es kostet, ist unser Gesundheitssystem eines der besten auf der Welt, sagt Claudia Nielsen. Über die Verteilung der Kosten lässt sich natürlich streiten. Und genau dies ist unsere Aufgabe.

 

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