Durchmischtes Wohnen

Drei Jahre ist es her, dass das Hunziker-Areal von den ersten 1300 Leuten bezogen wurde. Nun hat die Baugenossenschaft ‹mehr als wohnen› erste Zahlen ausgewertet, die zeigen, wer in dem neuen Quartier lebt.

 

 

Leonie Staubli

 

 

 

Auf rund 41 000 m2 Baurechtsland der Stadt Zürich haben im Jahr 2007 50 gemeinnützige Bauträger zusammen mit der Stadt Zürich auf dem Hunziker-Areal die Planung eines gemeinnützigen Wohnquartiers lanciert. Am Mittwoch stellten Geschäftsführerin Andrea Wieland und Präsident Peter Schmid von der Baugenossenschaft ‹mehr als wohnen› und Andreas Wirz vom Regionalverband Wohnbaugenossenschaften Zürich die Auswertung der ersten Daten von Statistik Zürich im Zusammenhang mit dem Hunziker-Areal vor.

 

Obwohl das Areal vor dem Projekt wegen Strassen- und Fluglärm und der grossen Nähe zur Kehrichtverbrennungsanlage als unattraktiv gegolten hatte, ist jetzt «ein sehr lebendiges Quartier entstanden», wie Wieland sagt. In den 373 Wohnungen, von denen 20 Prozent subventioniert und damit auch für Haushalte mit sehr niedrigem Einkommen zahlbar sind, leben besonders viele Familien mit Kindern, was angesichts der direkten Nachbarschaft mit dem Schulhaus Leutschenbach kein Wunder ist. Auch Wohngemeinschaften machen einen grossen Anteil der Belegung aus. Seltener sind Menschen über 64 Jahren, aber dies beginnt nun langsam, sich zu ändern.

 

Besonders bemerkenswert sei aber auch die Herkunft der BewohnerInnen. 36 Prozent von ihnen haben keinen Schweizer Pass, was ungefähr dem Durchschnitt der Stadt Zürich entspricht – doch davon ist jede dritte Person aus einem nicht-europäischen Land, während das in der Stadt nur auf jede vierte zutrifft. Das liegt, wie Schmid erklärt, sowohl an den subventionierten Wohnungen als auch an der Zusammenarbeit mit sozialen Organisationen. Was ihn besonders freue, sei das Engagement der Menschen mit Migrationshintergrund in den vielen Quartiervereinen des Hunziker-Areals: «Das widerlegt auch gewisse Vorurteile, die da herrschen.»

 

Dichte lohnt sich

Ein weiterer Punkt, auf den ‹mehr als wohnen› besonders stolz ist, ist die grosse Dichte auf dem Areal: 31,7 m2 ist die durchschnittliche Fläche, über die jede Person verfügt. Das ist deutlich weniger als bei anderen Mietwohnungen. Zu verdanken ist dies den strikten Belegungsvorschriften, die sich der Formel «Zimmerzahl – 1» orientieren; in einer Vierzimmerwohnung etwa müssen also mindestens drei Leute leben. Daraus entstehen klare Vorteile: Durch eine grössere Dichte in der Stadt nimmt der Pendelverkehr ab, die Infrastrukturkosten pro BewohnerIn sinken und der Anteil an grauer Energie pro Person ist merklich tiefer als bei anderen Neubauten.

Insgesamt scheint es, als hätte sich das Projekt Hunziker-Areal für alle gelohnt. Die BewohnerInnen haben neben attraktivem Wohnraum zu guten Preisen zahlreiche Möglichkeiten, sich mit ihren Ideen einzubringen und das Quartier mitzugestalten, und die Stadt macht mit dem Baurechtszins regelmässig gute Einkünfte. Es verwundert also wenig, dass ‹mehr als wohnen› mit dem Hunziker-Areal den UN Habitat Award «für in jeder Hinsicht nachhaltige Quartierentwicklung» erhalten hat. «Darauf sind wir auch ein bisschen stolz», sagt Schmid.

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